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Stürm bricht in Solothurn ein

«Hey, es ist so cool, dass ihr alle gekommen seid», ruft Stürm den 164 Menschen im Saal des Kino Palace nach dem Film zu. Ausbrecherkönig Stürm wird im jetzt in den Kinos angelaufenen, neuen Schweizer Film von Joel Basmann gespielt. Zusammen mit Regisseur Oliver Rihs war Letzterer anlässlich des Filmstarts in Solothurn am Start. Der gefeierte Zürcher Schauspieler spielt die Rolle des Ausbrecherkönigs, der zwischen 1974 und 1995 achtmal aus Schweizer Gefängnissen türmte und dabei Botschaften hinterliess wie «Bin beim Ostereiersuchen» gleichsam stark wie Marie Leuenberger die weibliche Hauptrolle.  Die 41-Jährige, die in Basel aufwuchs,  verkörpert Stüms Anwältin Barbara Hug. «Wer Stürm war, wusste ich nicht», sagt Basmann. Umso mehr kennt der 31-jährige Barbara Hug. Die idealistische Anwältin, die mit Galionsfigur Stürm damals gegen das Schweizer Strafvollzugssystem kämpft, und Baumanns Eltern waren im echten Leben Nachbaren. «Ich weiss noch, wie sie mit einer Krücke geklungen hat und wie mit zwei Krücken getönt hat und dass sie immer gern Formel-1-Rennen geschaut hat», so Joel Basmann. All das hat er als Kind in der Nachbarwohnung mitgekriegt. Barbara Hug war wegen eines Nierenleidens körperlich eingeschränkt. «Insofern war das schon ein sehr besonderer Film für mich», so Basmann. 

Besondere Schwierigkeiten gab es beim Dreh für ihn nicht, sagt der Hauptdarsteller. Aber: «Immer im  Ostschweizer-Dialekt  war schon mühsam manchmal.» Und? Was bleibt als nachhaltigste Erfahrung aus den Dreharbeiten. «Als wir in Gefängnissen drehten, waren da Leute hinter den Türen eingesperrt. Ich konnte jederzeit raus, wenn ich frische Luft oder etwas zu trinken brauchte. Das Gefühl zu haben, das nicht zu können oder sogar in Einzelhaft eingesperrt zu sein, war schon krass. Eingesperrt sein ist Scheisse. Dagegen ist die Corona-Debatte gar nichts», so Joel Basmann. Sagts, und fährt mit dem brandneuen Elektroauto weiter nach Oensingen, wo der nächste Promo-Boxenstopp des Autofreaks Stürm auf dem Programm steht. 

Regisseur Oliver Rihs, Sohn von BMC- und Velodrome-Mäzen Andy Rihs, ist gespannt auf das Feedback von Häftlingen. «Wir möchten den Film gern auch in Gefängnissen zeigen. Noch war das nicht der Fall, aber wir arbeiten dran.» Freilich hat Hugo Portmann  den Film bereits gesehen. Portmann raubte zusammen mit Walter Stürm im echten Leben Banken aus und war sein Gefängniskumpane. Der ehemalige Komplize des Ausbrecherkönigs, der 2018 frei kam und für mehrfachen Bankraub insgesamt 35 Jahre hinter Gittern verbrachte, hat sich den Film in einer Privatvorstellung im Kino angesehen: «Der, der Walter spielt, hätte sein Zellennachbar gewesen sein können. Er ist wirklich hervorragend getroffen.» Am meisten freut Portmann aber, dass der Film ein Denkmal für Barbara Hug setzt. Die Zürcherin, die mit 59 Jahren starb, war nach dem Suizid von Stürm 1999 im Gefängnis auch Portmanns Anwältin. «Sie hat es mit ihrem Kampfgeist mehr als verdient.»

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