
Sturzgeburt im Bus auf dem Weg in die Altstadt: «Die Frau hat innert ein, zwei Minuten ihr Bübchen geboren»
Das hätten sich wohl alle Beteiligten nicht in ihren kühnsten Träumen vorstellen können: Im BBA-Bus der Linie 6 hat eine Frau am Mittwochabend ihr Baby geboren. Neben dem Ticketautomaten. Innert Minuten, ohne Hilfe.
Auf der Fahrt durch den Schachen habe er die Frau plötzlich schreien gehört, erzählt einer der vier Mit-Passagiere, die im Bus vom Damm her in Fahrtrichtung Stadt sassen. «Ich habe gedacht, sie sei gestürzt, und bin hin um ihr zu helfen», sagt er. Vor lauter Schreck habe er erst im zweiten Moment realisiert, dass die Frau sich nicht verletzt hatte, sondern Wehen hatte. Der Chauffeur habe umgehend eine Ambulanz gerufen.
Innert Minuten war das Bübchen da
Dann ging alles ganz schnell: «Die Frau hat innert ein, zwei Minuten ihr Bübchen geboren. Sie hat alles ganz allein gemacht, wirkte sehr gefasst und ruhig. Und das Baby hat gleich kräftig geschrien.» Der Buschauffeur, drei Mädchen im Teenageralter und er hätten ihr nur gut zureden können. «Die Frau hat kein Deutsch verstanden, wir konnten ihr gar nicht helfen.»
Das Neugeborene habe die Frau in ihre Jacke gewickelt. Die Ambulanz holte Mutter und Kind schliesslich ab. Noch immer könne er nicht ganz fassen, was er da am Mittwochabend erlebt hat, sagt der 30-jährige Aarauer. Und das nach einem tristen Homeoffice-Tag. «Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen», sagt er. «Ich hoffe sehr, dass es der Frau und ihrem Buben gut geht.»
Gratis-Busfahren auf Lebzeiten?
Erst am Donnerstagmorgen von der aussergewöhnlichen Busfahrt erfahren hat BBA-Geschäftsführer Peter Baertschiger. «Als im am Morgen ins Büro gekommen bin, wurde mir gesagt, dass etwas Aussergewöhnliches passiert sei. Da ist mir im ersten Moment der Schweiss ausgebrochen; ich habe mit dem Schlimmsten gerechnet», sagt Baertschiger und lacht. Dass es aber eine Geburt war, freue ihn ungemein. «Man hört solche Geschichten immer wieder, von irgendwo auf der Welt. Dass es nun aber in einem unserer Busse mitten in Aarau passiert; das ist doch irgendwie zu schön, um wahr zu sein.»
Baertschiger hofft nun, dass sich die frischgebackene Mutter und ihr Bub gut von den Strapazen erholen. «Das ist bestimmt nicht ohne, im Bus ein Kind zu bekommen.» Die BBA-Führung werde jetzt besprechen, wie man der Frau etwas Gutes tun könne. Vielleicht mit einem lebenslangen Freifahrtschein für das Büebli? Oder einer Patenschaft? «Etwas in diese Richtung wäre toll; wir werden uns etwas Passendes überlegen.»