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Wenn der Spitzentriathlet im Kenia-Training an die Grenzen stösst: Max Studer zu Besuch beim Schweizer Ausnahmeläufer Julien Wanders

Wenn der Spitzentriathlet im Kenia-Training an die Grenzen stösst: Max Studer zu Besuch beim Schweizer Ausnahmeläufer Julien Wanders

Triathlet Max Studer aus Kestenholz will in Kenia erfahren, weshalb die weltweit führende Laufnation so viele Athletinnen und Athleten an die Weltspitze führt, und schliesst sich vor Ort für einige Wochen der Trainingsgruppe von Julien Wanders an. In Form eines Tagebuchs lässt Max Studer an seinem Afrika-Abenteuer teilhaben. Folge 1.

Aufgezeichnet: Silvan Hartmann

Der Solothurner Triathlet Max Studer (2.v.l.) im Trainingslager in Iten, Kenia.

«Seit etwas mehr als zwei Wochen bin ich nun in Kenia und absolviere für mindestens sechs Wochen ein Trainingslager, mit dem Ziel, mich im Laufen weiterhin zu verbessern. Hier vor Ort in Kenia will ich mit eigenen Augen sehen und erfahren, was die weltweit führende Laufnation so erfolgreich macht und warum sie so viele Läuferinnen und Läufer an die Weltspitze führt.

Das auf 2400 m gelegene Dorf Iten ist so etwas wie Kenias Lauf-Hauptstadt, weshalb ich mich der Laufgruppe des Schweizers Julien Wanders, der hier lebt, anschliessen darf. Ich habe mich bewusst für ein Sporthotel entschieden, wo ich nebst dem Laufen auch Zugang zu einem Gym und vor allem einem 25-Meter-Aussenpool habe, der zwar leider etwas kalt ist, aber sich dennoch für gute Schwimmtrainings eignet. Längere Trainingseinheiten schwimme ich mit dem Neopren-Anzug, den ich extra dafür mitgenommen habe. Daneben soll auch das Velofahren nicht zu kurz kommen.

Nach einer längeren Reise via Istanbul nach Nairobi lernte ich auf der rund sechsstündigen Autofahrt von Nairobi nach Iten erstmals ein wenig die atemberaubende Natur von Kenia kennen und sah auch schon einige wilde Zebras. Spannend war auch die Unterhaltung mit meinem Fahrer, der mir viel über Kenias Kultur erzählte und sogleich erste Wörter beibrachte.

In Iten angekommen, musste ich mich zuerst etwas zurechtfinden. Mir wurde sogleich dazu geraten, als Europäer vorsichtig zu sein, damit man nicht in gefährliche Situationen gerät. Iten ist grundsätzlich ein sehr sicherer Ort, der teilweise auch abgesperrt ist und mit Securitymitarbeitern bewacht wird, aber dennoch gibt es ein paar Regeln zu beachten. Ich habe zumindest so weit noch gar keine schlechten Erfahrungen gemacht – ganz im Gegenteil.

Nach einem Tag Angewöhnung aufgrund des Höhenunterschieds kontaktierte ich Julien Wanders, der mich mit seiner Trainingsgruppe mit offenen Armen empfing. Ich stiess mit grossem Respekt zur Gruppe, weil sie nebst Julien wirklich sehr starke Läufer haben, die sehr hohe Geschwindigkeiten laufen. Schon nur ihre lockeren Trainingseinheiten sind für mich enorm belastend und alles andere als locker.

Max Studer (r.) mit dem Schweizer Ausnahmeläufer Julien Wanders.

Eine der ersten Trainingseinheiten war sehr eindrücklich: Wir besammelten uns um 5.20 Uhr, fuhren dann mit drei Autos voller Läufer aus Kenia und einigen wenigen aus Europa zu einer Strasse, bei der es 20 km in eine Richtung stetig leicht abwärts geht, aber ziemlich flach ist. Danach drehten wir um und liefen alles wieder zurück. Wir absolvierten also einen längeren Lauf, bei dem wir eine Pace von 3 Minuten 30 Sekunden pro Kilometer verfolgten – und gegen Schluss sogar noch schneller wurden.

Mein Ziel war es, mindestens 30 Kilometer durchzuhalten, aber das Tempo in der Gruppe war für mein erstes Mal etwas zu hoch, sodass ich nach 27 Kilometer und einer Pace von 3 Minuten und 30 Sekunden in den Bus stieg, der immer hinter uns her fuhr. Einige Kenianer zogen das Tempo bis zum Schluss der 40-km-Marke durch, was für mich sehr beeindruckend war. Ich war trotzdem mit diesem ersten langen Lauf in Kenia zufrieden – zumindest war es nicht so, dass ich mich für meine Leistung hätte schämen müssen.

In den Tagen darauf blieb der Fokus auf längeren Läufen in Iten selbst, bei denen es darum ging, langsam zu beginnen und dann immer schneller zu werden. Diese Läufe finden auf Gravel statt, also dem roten Sand mit steinigem Untergrund. Spannend war dabei das Verständnis der Kenianer, die jeweils eine Pace von 3 Minuten 40 Sekunden ansteuerten und diese Zeit auch bei einem Anstieg verfolgten, was dann bei Anstiegen jeweils mit einem Sprint verbunden war, womit ich an meine Grenzen kam.

Das grosse Highlight der ersten Woche war für mich ein Training auf dem Kipchoge-Track in Eldoret. Auf dieser Bahn absolvierten wir als Gruppe 10 Mal 1200 Meter, das Ziel dabei war, die 1200 Meter in 3 Minuten 24 Sekunden zu absolvieren und dazwischen jeweils 200 Meter zu traben. Das entspricht einer Pace von 2 Minuten 50 Sekunden pro Kilometer, das Tempo war also sehr hoch. Ich konnte bei 8 der 10 Wiederholungen mithalten und war damit sehr glücklich.

Es macht grossen Spass mit dieser Trainingsgruppe, in der alle das gleiche Ziel verfolgen: ein besserer Läufer zu werden. Wenn 30 Leute loslaufen und sie merken, dass man mal einen schlechten Tag eingezogen hat, wird man von den Einheimischen gepusht. Der Spirit innerhalb der Gruppe ist sehr positiv, alle ziehen am gleichen Strick und wollen, dass man zusammen ein erfolgreiches Training absolviert. Das motiviert mich sehr, weiter dran zu bleiben und mit den starken Läufern die Einheit zu beenden und nicht abgehängt zu werden.»

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