Task-Force-Ökonom: Schweiz kann sich die Krise leisten

Bis vor kurzem wehrten sich vor allem die Wirtschaftsverbände und Bürgerliche gegen eine Verschärfung der Coronamassnahmen. Diese schadeten der Wirtschaft und würden die Schuldenlast der Schweiz in die Höhe treiben, so ihr Argument. Die Verschuldung sei allerdings kein Problem, sagt der Ökonom Marius Brülhart. Die Schweiz könne sich die derzeitige Krise «auf jeden Fall» leisten, so das Mitglied der Task Force des Bundes gegenüber dem «SonntagsBlick».

Der Bund habe seine Schulden zwischen 2003, als die Schuldenbremse eingeführt wurde, und 2019 um 27 Milliarden Franken reduzieren können, sagt Brülhart. «Sollte uns die Pandemie also 20 oder 25 Milliarden Franken kosten, dürften die Schulden innert 20 Jahren auch ohne Sparmassnahmen oder Steuererhöhungen wegschmelzen.»

Grosszügige staatliche Hilfe statt Sparpolitik

Gemäss dem Lausanner Wirtschaftsprofessor kann sich der Bund heute «fix für 50 Jahre zu einem negativen Zins verschulden.» Aus fiskalpolitischer Sicht bestünde für die Schweiz demnach «überhaupt kein Problem, sich noch weiter zu verschulden, sollte es nötig sein», so Brülhart.

Allgemein herrscht gemäss Brülhart unter Ökonomen in der Wissenschaft ein breiter Konsens darüber, dass in der gegenwärtigen Lage grosszügige staatliche Hilfe einer Sparpolitik vorzuziehen ist.

Allerdings zeigt der Ökonom auch Verständnis für die Lage der Unternehmen. So sei die Härtefallregelung etwa eine «noch nicht ganz ausgegorene Massnahme». Der Bund habe viel Geld gesprochen, doch die Kantone regeln die Kriterien für die Auszahlung selbst und das sei ein Problem, denn: «Viele Kantone sind immer noch nicht so weit. Das verzögert schnelle Hilfe», sagt Brülhart.