The Hip Twins: Strukturiertes Chaos vor Silvester

Dieter Ammann und Rolf Nyffeler, wer sind die Hip Twins?
Dieter Ammann: Die Hip Twins sind eine Chaotentruppe (Rolf Nyffeler lacht zustimmend)! Markus Hauser (Saxophon), Rolf Nyffeler (Saxophon), Roland Philipp (Saxophon) und ich (Trompete) bilden die Horns, die Rhythm Section besteht aus meinem Bruder Hansjörg Ammann (Piano), Loris Peloso (Gitarre/Gesang), Denis Flaig (Bass) und Franco da Rozze (Drums). Uns gibt’s schon recht lange, wenn Sie es genau wissen wollen, muss ich unseren Freund Loris anrufen, der weiss so Zeug. (Ammann ruft Bandkollege Peloso an und wirkt ziemlich erstaunt ob dessen Antwort auf seine Frage. Dann zu Nyffeler gewandt). Der Loris meint 1980! Kann das sein?
Rolf Nyffeler: Wow! Doch doch, das kann schon stimmen.

Wie funktioniert eine Band, die seit Jahrzehnten einen einzige Gig pro Jahr spielt?

Ammann: Das ganze Chaos fängt jeweils anfangs Dezember an: Alle Samstage im Dezember sind für die Proben reserviert. Bis anhin haben wir um 11 Uhr zum Proben abgemacht, um sicherzustellen, dass bis etwa um 13 Uhr alle da sind (beide lachen laut heraus). Dieses Jahr haben wir die Schraube sogar noch etwas angezogen und haben 10:30 als offiziellen Probe-Beginn festgelegt…

Nyffeler: … in der Hoffnung, dass wir vielleicht schon um 12 Uhr vollzählig sind (grosses Gelächter). 

Ammann: Erschwerend kommt hinzu, dass Bassist Denis, der im Dezember Geburtstag feiert, zu der letzten der vier Proben eine Kiste Cremant d’Alsace anschleppt, weshalb diese Probe, wie soll ich sagen, in musikalischer Hinsicht nicht ganz so ergiebig ist.

Nyffeler: (grinsend zu Ammann gewandt) Dafür zwischenmenschlich sehr, sehr wertvoll, gäll Dietsch!

Ammann: So ist es! Diese letzte Probe endet immer gleich: Wir sind uns einig, dass wir ganz dringend noch eine weitere Probe einschieben müssen.

Was darf das Publikum an einem Konzert der Hip Twins erwarten?

Ammann: Nach all den Jahren verfügen wir über ein ziemlich grosses Repertoire, das wir natürlich nach einem Jahr Pause auffrischen müssen. Wir bemühen uns aber, jedes Jahr ein neues Programm zusammenzustellen. Der erste Teil ist jeweils ziemlich jazzig, im zweiten widmen wir uns einem speziellen Thema – dieses Jahr wird es Sting sein.

Nyffeler: Wobei grösste Überzeugungsarbeit nötig war, um den Chef von dieser Idee zu überzeugen.

Den Chef?

Ammann: Der Chef bin ich, einer muss die undankbare Aufgabe übernehmen, etwas Struktur ins Ganze zu bringen – immerhin gilt es, in relativ kurzer Zeit ein zweistündiges Musikprogramm zu erarbeiten. Leider hatte Sting keine Zeit, persönlich vorbeizukommen, weshalb Loris sich bereit erklärt hat den Gesangspart zu übernehmen (beide lachen).

Dieter Ammann, als Komponist sind Sie ja in komplett anderen musikalischen Gefilden tätig. Sind solche Konzerte für Sie eine Art Entspannung?

Ammann: Schön wärs, dafür habe ich mir leider mit der Trompete das dümmste Instrument ausgesucht. Die Sache ist die: ein guter Trompeter spielt täglich ein paar Stunden auf seinem Instrument und feilt an seiner Technik. Eine Woche pro Jahr gönnt er sich eine Auszeit. Bei mir ist es umgekehrt: Ich muss innert kürzester Zeit meine Technik auf Vordermann bringen, um sie dann die nächsten 11 Monate wieder zu vergessen (lacht). Aber irgendwie funktioniert es am Ende immer!

Bei aller Tradition: Mindestens eine gewichtige Änderung erfährt das Programm dieses Jahr?

Nyffeler: Genau: wir werden nicht wie gewohnt im Bärensaal in Aarburg spielen, sondern in der Musigburg. Es gibt ein paar offene Fragen zwischen mir als Betreiber des Bärechällers und der Besitzerschaft des Bären zu klären, weshalb der Haussegen ein klein wenig schief hängt momentan. Es geht jetzt überhaupt nicht darum dreckige Wäsche zu waschen, im Gegenteil: ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden werden, mit der alle Parteien leben können.

Ammann: Und ein wenig «Bären» ist ja auch diesmal dabei …

Nyffeler: Genau! Als ich eben ziemlich spontan entschieden hatte, dass wir heuer für einmal in der Musigburg auftreten, wollte es der Zufall, dass mir Heinz Jäggi, der ehemalige Bären-Wirt, der heute das Restaurant Bahnhof in Aarburg führt, über den Weg lief. Als ich ihm die Situation schilderte, erklärte sich Jäggi spontan bereit, das «Bahnhöfli» am 30. Dezember, der dieses Jahr auf einen Sonntag fällt, extra für uns zu öffnen. Die Band wird da essen, aber alle anderen Gäste, die vor dem Gig Lust auf ein gutes Nachtessen haben, sind ebenfalls herzlich willkommen, ab 17 Uhr im Restaurant Bahnhof zu speisen, bevor die Post in der Musigburg abgeht.