
Thomas Burgherr fordert: «Wiliberg und Hintermoos brauchen Anbindung an den öffentlichen Verkehr»
Am 13. Dezember 2008 fuhr der letzte öffentliche Bus von Reiden nach Wiliberg. Seither ist die Buslinie eingestellt und die kleinste Gemeinde im Kanton Aargau, aber auch der Weiler Hintermoos (Gemeinde Wikon), nicht mehr ans Netz des öffentlichen Verkehrs angebunden. Die Buslinie Reiden-Wiliberg war zu schwach ausgelastet. Im letzten Fahrplanjahr erreichte die Buslinie einen Kostendeckungsgrad von 7,2 Prozent, gefordert waren vom Kanton aber mindestens 20 Prozent. Obwohl Wiliberg keinen Anschluss an den öffentlichen Verkehr mehr hat, zahlte die Gemeinde im letzten Jahr 2249 Franken (13.90 pro Einwohner) an den öffentlichen Verkehr.
«Die fehlende Anbindung an den öffentlichen Verkehr schadet nicht nur der Attraktivität der Gemeinden als Wohnort, sondern auch dem ansässigen Gewerbe, welches nicht nur auf die Kundschaft vor Ort angewiesen ist, sondern auch auf eine gute Erreichbarkeit für die Arbeitnehmer», sagt Thomas Burgherr, SVP Nationalrat und Holzbauunternehmer aus Wiliberg.
Antrag an die Gemeinden gestellt
Darum fordert er die beiden Gemeinden Wiliberg und Wikon in einem Schreiben auf, gemeinsam ein Konzept auszuarbeiten, um die beiden Ortschaften wieder an den öffentlichen Verkehr anzubinden.
«Mir ist klar, dass die Wiedereinführung einer fixen Buslinie wohl utopisch ist», sagt Thomas Burgherr, «doch es gibt auch andere Möglichkeiten, dass das Hintermoos und der Wiliberg auch ohne eigenes Auto erreicht werden können.»
Burgherr denkt zum Beispiel an eine Zusammenarbeit mit einem örtlichen Taxibetrieb oder einer ähnlichen Unternehmung als Basis eines sogenannten «Ruftaxi»-Dienstes. Auch fordert der Unternehmer die beiden Gemeinderäte auf, die Einbindung der jeweiligen Schülertransporte in dieses Konzept mit einzubeziehen.
Burgherr ist überzeugt, dass sich auch der Kanton Aargau an den Schülertransporten finanziell beteiligen würde. So habe ihm ein ehemaliger Regierungsrat einen möglichen Unterstützungsbeitrag in fünfstelliger Höhe in Aussicht gestellt.
«Es kann nicht sein, dass einzelne wenige Gemeinden in unseren ansonsten sehr gut erschlossenen Kantonen von den öffentlichen Verkehrsmitteln abgeschnitten sind», sagt Thomas Burgherr. Fahrgemeinschaften haben sich in den letzten Jahren in der Gemeinde kaum gebildet, weiss Burgherr. Trotzdem ist er der Ansicht, dass gerade Menschen ohne eigenes Auto oder mit eingeschränkter Mobilität die Möglichkeit haben sollten, die Gemeinden zu erreichen.
Das «normale» Taxi sei keine Alternative, sagt Thomas Burgherr: «Eine Fahrt von Zofingen auf den Wiliberg kostet über 50 Franken, das weiss ich aus eigener Erfahrung».
Kallern als Vorbild
Die Gemeinde Kallern (370 Einwohner) im Freiamt gehört ebenfalls zu den (wenigen) Orten im Kanton, die keine Anbindung an den öffentlichen Verkehr haben. Deshalb lancierten die Gemeindeverantwortlichen vor etwas mehr als fünf Jahren zusammen mit einem Taxibetrieb und dem Kanton Aargau ein Ruftaxi.
Dieses bringt die Einwohner von Kallern für acht Franken von der Haustüre an die Bahnhöfe von Wohlen oder Boswil und für weitere acht Franken auch wieder zurück. Und das im 24-Stunden-Service und während sieben Tagen in der Woche. «Das Ruftaxi ist für uns eine Superlösung und wird auch rege genutzt», sagt Cécile Banz, Gemeindeschreiberin von Kallern. Das Defizit übernehmen Gemeinde und Kanton.
«Die Kallern-Variante könnte ich mir für Wiliberg/Hintermoos gut vorstellen», sagt Thomas Burgherr. In Frage kämen für ihn beispielsweise die Strecken Wiliberg/Hintermoos–Zofingen und Wiliberg/Hintermoos–Reitnau–Schöftland Bahnhof.