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Trotz Debüt für Schweizer Nati: HSC-Shootingstar Manuel Zehnder träumt davon, für Deutschland zu spielen

Trotz Debüt für Schweizer Nati: HSC-Shootingstar Manuel Zehnder träumt davon, für Deutschland zu spielen

Manuel Zehnder, Spielmacher des HSC Suhr Aarau, befindet sich in der Form seines Lebens. Der Schweizerische Handballverband will ihn fest für sich gewinnen – doch der 22-Jährige zögert. Er wünscht sich, für das Heimatland seiner Mutter aufzulaufen.

Frederic Härri

Manuel Zehnder über seinen Deutschland-Traum: «Vielleicht bin ich einmal gut genug, um es zu schaffen. Was ist, wenn ich es dann nicht probiert habe? Das würde mich ärgern.»

Alexander Wagner

Manuel Zehnder ist gerade das, was Menschen in seinem Alter «on fire» nennen. Zehnder hat Feuer gefangen, natürlich nur im übertragenen Sinne und ­bezogen auf den Handballsport. 57 Tore erzielte der Spielmacher des HSC Suhr Aarau in den jüngsten fünf Partien für seinen Jugendklub. Nur einmal, gegen Kriens, traf er nicht zweistellig. Zehnder ist eine der Attraktionen in der Liga.

Sein Lauf wird wohl dereinst zu einem Ende finden oder zumindest in abgeschwächter Form fortwähren. Noch aber surft Zehnder auf der Welle, deren Antrieb er selbst ist. Ausschläge gegen oben hatte er schon immer, nach unten aber auch. Es ist die Konstanz, die den 22-Jährigen gegenwärtig so interessant macht. Auch für die Schweizer Nationalmannschaft.

Durch die Torflut zuletzt ist Zehnder zum Topskorer des HSC Suhr Aarau avanciert. 

Alexander Wagner

Zu Beginn des Monats debütierte Zehnder im Natidress, lief am Vierländerturnier gegen Montenegro, die Kapverden und Tunesien auf. Und ja: Er warf auch da Tore, 23 Stück waren es. Wenige Tage danach sitzt Zehnder in einem Café zum Gespräch. Er redet über die Erfahrung, lobt die Kollegen und schwärmt vom Mix aus jungen und arrivierten Kräften. Im Anschluss geht ihm aber auch der folgende Satz von den Lippen: «Mein Traum ist es, für die Nationalmannschaft Deutschlands zu spielen.»

Vater René ist Schweizer, Mutter Doris Deutsche

Was zunächst Verwunderung auslöst, lässt sich mit Teilen aus Zehnders Biografie erklären. Zehnder ist Doppelbürger, Vater René ist Schweizer, Mutter Doris Deutsche. Seit er ein kleiner ­Junge sei, hege er den Wunsch, einmal das Trikot des drei­maligen Weltmeisters zu tragen, sagt Zehnder. Gemäss den ­Statuten der Internationalen Handball­föderation wäre ein Nationenwechsel noch immer möglich. Zehnders drei Ein­sätze für die Schweiz waren Testspiele, erst nach einem Pflichtspiel setzt die Verbindlichkeit ein, die es einem während drei Jahren untersagt, ein anderes Land zu vertreten.

Der Schweizerische Handballverband (SHV) weiss seit ­einigen Monaten Bescheid über sein Ansinnen, wie Zehnder sagt und auch SHV-Sportdirektor Ingo Meckes bestätigt. «Manuel ist offen damit umgegangen», sagt Meckes. Zusammen mit Nationaltrainer Michael Suter hat Meckes unzählige Gespräche mit Zehnder geführt, in der Absicht, ihn für die Schweiz zu gewinnen. Bislang ohne nach­haltigen Erfolg. Die Teilnahme am Vierländerturnier war der Kompromiss, auf den man sich einigen konnte. Es sollte ein Kennenlernen sein, um eine gemeinsame Basis zu schaffen.

Die Karriere von Andy Schmid (links) wird nicht mehr viele Jahre fortwähren. Für die Zeit danach braucht Nati-Trainer Michael Suter (rechts) fähige Spielmacher – wie Manuel Zehnder zum Beispiel.

AP Photo

Zehnder sei dankbar, sagt er. Dankbar, wie verständnisvoll und entgegenkommend sich der Verband zeige. Wie stark die Bemühungen insbesondere auch von Michael Suter seien. Aus Zehnders Worten wird deutlich, dass die Schweizer Nati für ihn nicht einer Not­lösung gleichkommt. Dennoch ist es das Gefühl, wenn nicht gar der Drang im Innern, welcher das Pendel in Richtung Deutschland ausschlagen lässt.

Der nächste Schritt wird die Bundesliga sein

Zehnder ist sich im Klaren, wie schwierig es ist, in einem der besten Handballteams der Welt Fuss zu fassen. Dass die Konkurrenz aufgrund der schieren Dichte an Spielern ungleich stärker ist, braucht ihm keiner zu erläutern. Zehnder ist bereit, die Zweifel in den Hintergrund zu schieben:

«Irgendwann bin ich vielleicht gut genug und könnte es schaffen. Was ist, wenn ich es dann nie probiert habe? Das würde mich ärgern.»

Ebenso weiss Zehnder, dass die hiesige Meisterschaft für ein Vorhaben seiner Grösse vermutlich zu beschaulich ist. «Ich nehme mal an, dass sie in Deutschland niemanden aus der Schweizer Liga aufbieten», sagt er mit reichlich Pragmatismus. Mit dem HSC Suhr Aarau hat Zehnder zwar noch Pläne. Einen Titel will er gewinnen, am besten zwei, wenn möglich noch in dieser Saison. Ewig wird ihn der Verein aber nicht halten können. Unter Umständen ist er im nächsten Sommer nicht mehr da, die ­Bundesliga ist das logischste Ziel. Laut Zehnder bestehen erste Kontakte.

Bei aller Zukunftsmalerei herrscht eine Gewissheit vor: Die Tür zur Schweizer Nationalmannschaft bleibt offen, nicht bloss einen Spalt. «Wir sind in einem intensiven Austausch mit Manuel und haben ein vertrauensvolles Verhältnis», sagt Ingo Meckes. Es schwingt Hoffnung in diesem Satz mit.

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