
Trotz Misserfolgs: Eurobus will den Schweizer Fernbus-Markt erobern – und ist nicht allein
Das neue Angebot hatte vor dem Start für viel Wirbel gesorgt: Vor gut anderthalb Jahren rollten die ersten inländischen Fernbusse durch die Schweiz. Kritiker befürchteten damals, die Busse könnten den bestehenden ÖV konkurrenzieren, zumal weitere Anbieter auf den Markt drängen könnten. Politiker forderten, es brauche enge Rahmenbedingungen, damit die Busunternehmen keine Rosinenpickerei betrieben. Doch das bisher einzige inländische Fernbus-Netz floppte. Mitte November stellte die Firma Eurobus den Betrieb ein, da er nicht rentierte. Die Busse hatten zu wenig Passagiere.
Trotz des Misserfolgs: Eurobus will es erneut versuchen. Auf der Website schreibt das Unternehmen: «Wir arbeiten mit Hochdruck an einem optimierten Angebot im Fernverkehr innerhalb der Schweiz.» Mitte November hat Eurobus Swiss-Express beim Bundesamt für Verkehr (BAV) ein neues Gesuch für eine Konzession eingereicht, wie Geschäftsführer Roger Müri sagt. «Nun liegt der Ball beim BAV.»
Die grossen Städte für Touristen und Gelegenheitsreisende
Und Eurobus ist nicht allein: Auch das österreichische Busunternehmen Dr. Richard möchte den Schweizer Fernbus-Markt erobern. Das Konzessionsgesuch ist seit 2018 hängig. Beide Firmen glauben, dass in der Schweiz Potenzial besteht für inländische Fernbusse – wenn die Rahmenbedingungen und das Angebot stimmen. «Im Auge haben wir Gelegenheitsreisende und internationale Touristen», sagt Müri. Geplant seien drei Linien quer durch die Schweiz. Zudem möchte die Firma Frühanbindungen an den Flughafen anbieten.
Die Angebote der beiden Firmen würden sich zum Teil überschneiden – so wollen etwa beide die Strecke Zürich–Bern anbieten. Dr. Richard möchte insgesamt vier Linien betreiben, welche die Städte Zürich, Bern, Basel und Luzern sowie den Flughafen Zürich verbinden. Geplant sei zudem eine Bahn-Ergänzung zu Randstunden nach Domat/Ems, die gemeinsam mit dem Kanton Graubünden entwickelt worden sei, erklärt Patrick Angehrn, Leiter Linienbusverkehr Schweiz bei Dr. Richard. Angehrn ist überzeugt, «dass der Fernbus auch in der Schweiz eine sinnvolle Ergänzung zum öffentlichen Fern-Verkehrsangebot auf Schiene und Strasse der Schweiz darstellt». Mit dem entsprechenden Know-how und einem bedürfnisgerechten Angebot könne dieses erfolgreich betrieben werden.
Änderung der Konzession nicht möglich, deshalb der Neustart
Doch weshalb soll gelingen, was bisher floppte? Beim ersten Anlauf mit inländischen Fernbussen fuhr Eurobus Verluste ein. «Die Verbindungen zwischen den kleineren Städten funktionierten nicht», sagt Müri heute. Die Busse hielten etwa in Flüelen UR und in Füllinsdorf BL. Eurobus wollte deshalb Haltestellen streichen – doch dazu hätte die Konzession angepasst werden müssen. «Das BAV wollte jedoch zunächst einen Koordinationsprozess starten, da damals das Gesuch von Dr. Richard bereits hängig war», sagt Müri. «Für uns war unklar, wie lang das dauern würde.» In dieser Zeit wäre Eurobus weiter an die alte Konzession gebunden gewesen. Die Firma entschied deshalb, diese zurückzuziehen und den Betrieb einzustellen, wie der Geschäftsleiter sagt. Mehrere Mitarbeitende hätten intern eine andere Anstellung gefunden, es sei aber auch zu Kündigungen gekommen. Laut «Blick» kumulierten sich die Verluste auf über fünf Millionen Franken. Als Eurobus die Betriebseinstellung vergangenen Herbst ankündigte, kritisierte die Firma in der Medienmitteilung die Rahmenbedingungen als zu starr. «Wir dachten, in der Testphase wären Anpassungen an der Konzession einfacher möglich», sagt Müri heute. Als Kritik am BAV will er das aber nicht verstanden haben.
Offen ist, wie das BAV nun vorgeht: Ob es die Gesuche beider Firmen bewilligt oder nur eines davon – oder ob es plant, mit den Anbietern eine Lösung zu finden, damit diese ihr Angebot aufeinander abstimmen. Wann der Entscheid fallen wird, ist offen.