
Überfliegerin: Aargauer Modedesignerin präsentierte ihre Looks an der London Fashion Week

Die Anfrage kam per Internet. Eine Fashion Production und PR-Agentur war über die Website von Ramona Erb oder Instagram auf die Modedesignerin aus Gipf-Oberfrick aufmerksam geworden – und lud sie ein, Teile ihrer neuen Kollektion an der London Fashion Week zu präsentieren.
«Ich war etwas überrascht über die Anfrage. Diesmal hatte ich wirklich Glück mit der Agentur», sagt Ramona Erb, die früher auch schon negative Erfahrungen mit Fake-Angeboten gemacht hat. Diesmal passte jedoch alles und so präsentierte Erb Mitte September einen Herren- und zwei Damenlooks im Summerset House in London. «Die Investition hat sich gelohnt», so die 30-Jährige. Sie konnte wichtige Kontakte knüpfen. So ist sie etwa seit ihrer Präsentation in Gesprächen über einen Verkaufspunkt in London oder anderswo in Grossbritannien.
Palmöl-Problematik und Bürgerkrieg
Dies wäre ein nächster Schritt in der Entwicklung des Modelabels «Ramonaerb». Gegründet hat die Fricktalerin das Label noch in der Modemetropole Berlin. Dorthin hatte es sie im Alter von 21 Jahren gezogen, nachdem sie die Kantonsschule und eine KV-Ausbildung inklusive Berufsmatur absolviert hatte. «Ich wollte damals weg vom Dorf», sagt sie mit einem Lachen. «Heute ist das Dorfleben für unsere Familie perfekt.»
In Berlin erfüllte sie sich einen Traum und studierte Modedesign an der Modeschule Esmod, arbeitete währenddessen und danach für das bekannte Label Lala Berlin und gründete schliesslich ihr Label «Ramonaerb».
Mit ihrem eigenen Label verbindet sie Mode mit sozialem Engagement. In einer ersten Kollektion machte sie auf die Palmöl-Problematik aufmerksam, die für den schwindenden Lebensraum der Orang-Utans verantwortlich ist. Die aktuelle Kollektion, die sie in London präsentierte und die im kommenden Jahr in die Läden kommt, heisst nun «Goldfish in Aleppo». Sie ist inspiriert vom Film «Last Men in Aleppo», der die freiwilligen Helfer im syrischen Bürgerkrieg begleitet und ihr Handeln dokumentiert.
Sie nimmt den Krieg und den Dokumentarfilm in vielfacher Hinsicht auf. Das goldfisch-orange hat den Ursprung in einer Goldfisch-Szene im Film, ein türkiser Teppich war der Anstoss für den Mosaik-Seidenbrokat-Stoff, der handgewebt direkt aus Damaskus stammt. «So kann ich auch die Produktion im Inspirationsland fördern», sagt Erb.
Ihre Kleidungsstücke – ausser den seidenen, die eine Schneiderin in Berlin anfertigt – näht Erb in Gipf-Oberfrick selber. Kaufen kann man sie in Shops in Zürich und Luzern oder direkt auf der Website www.ramonaerb.com. Pro verkauftes Stück spendet die Designerin 10 Euro an das internationale Rote Kreuz. Ihr Engagement und die nachhaltige Produktion kämen bei den Kunden gut an, sagt sie. «Die Leute kaufen immer bewusster sein.»
Langsam kommt Ramona Erb, die Mutter von vier Kindern ist, mit der Heimproduktion jedoch an ihre Grenzen. Zumal sie bereits am Design einer neuen Kollektion ist, die sich mit Bolivien und dem Amazonas befasst. «Wenn es mit dem Verkaufspunkt in London klappt, werde ich mich wohl nach einer Produktion umsehen, die meinen Anforderungen und Standards entspricht», sagt sie.
Ihr Ziel sei es, dass das Label weiter wachse. Vom 31. Oktober bis zum 3. November wird sie deshalb ihre Kollektion auch an der Designmesse Designgut in Winterthur präsentieren. Wenn die Kinder dann grösser seien und sie wieder mehr Zeit zur Verfügung habe, «wäre es dann spannend, ein Atelier in Zürich zu eröffnen».