Uerkner Gemeinderat will das Tafel­silber verkaufen

Der Uerkner Gemeinderat unterbreitet an der kommenden Gemeindeversammlung ein Vorhaben, das es in sich hat: Er will auf einen Schlag knapp die Hälfte der Grundstücke des Finanzvermögens (zirka 2,3 Mio. Franken) an einen Investor verkaufen. Dieser hat dem Gemeinderat ein Projekt mit 11 Doppeleinfamilienhäusern schmackhaft gemacht. Die Häuser samt den Einstellplätzen sollen, darf man den Ausführungen in den Unterlagen zur Gemeindeversammlung glauben, vermietet werden. Mit dem Verkauf gibt der Gemeinderat jede spätere Einflussmöglichkeit aus der Hand und schränkt die Gestaltungsmöglichkeit der kommenden Generationen unnötigerweise und in kurzsichtiger Art und Weise ein. 

Aus meiner Sicht muss Bauland im Eigentum der Gemeinde Uerkheim bleiben und soll den interessierten Einwohnern (aktuellen und zukünftigen) im Baurecht zur Verfügung gestellt werden. Nur so ist sichergestellt, dass die Gemeinde langfristig Einfluss nehmen kann, und die jährlichen Baurechtszinsen können den Finanzhaushalt auf lange Dauer entlasten. Mit einem Verkauf fliesst zwar einmalig etwas Geld in die Kasse, das bereits verplant und im Handumdrehen ausgegeben ist. 

Deshalb muss sich jeder Stimmbürger die Frage stellen: Was wirkt auf die Länge besser, was nützt der Gemeinde mehr? Oder bildlich gesprochen: Einmal ein Filet samt Champagner verzehren und dann hungern oder über 100 Jahre jeden Tag eine Wurst und ein Glas Most geniessen? 

Für mich liegt die Antwort auf der Hand: Wer langfristig denkt und auch die nachfolgenden Generationen im Blick hat, verzichtet auf den kurzfristigen Geldsegen und setzt sich für ein Projekt im Baurecht ein. Der gemeinderätliche Antrag ist deshalb zu Gunsten eines längerfristig wirksamen Vorhabens abzulehnen. 

Hans Widmer, Uerkheim