
(Un-)Fair Food
Schon in der Anmoderation pries der Moderator die Fair-Food-Initiative von Maya Graf (Grüne) als Initiative für umweltfreundliche Lebensmittel an. Umweltfreundlichkeit wurde im Verlauf der Sendung gross herausgestrichen und im Gegensatz dazu die negative Preissteigerungsdynamik der Initiative kleingeredet. Wer sich Zeit nimmt, in lokalen Grossverteilerläden die Preisund Umweltverträglichkeit der Bio-Produkte etwas kritischer anzuschauen, der stellt schnell fest, wie Konsumenten im lukrativen Bio-Margengeschäft gewaltig übers Ohr gehauen werden und die Umweltfreundlichkeit dieser Produkte eine groteske Lüge – Fake News in Neudeutsch – ist. Aktuelle Beispiele: Bio-Gurken, stückweise in Plastik eingeschweisst zum Einzelpreis von Fr. 3.60. Daneben marktfrische Gurken zum unverpackten Stückpreis von Fr. 2.20. Oder: Bio-Rispentomaten in zellophanierter Kunststoffschale, Fr. 7.40/Kilo. Daneben Rispentomaten «aus der Region, für die Region» Fr. 4.50/Kilo. Noch krasser beim Knoblauch: Stückverkauf 100 Gramm/0.81 Fr. Bio-Knoblauch in Kunststoffnetzen, Mindestkaufmenge 200 Gr. zum Hundertgrammpreis von Fr. 2.45, Preisdifferenz sagenhafte plus 202 Prozent. Gleichzeitig erfahren wir von der Sea Education Association (SEA), dass auch im Atlantik gewaltige Plastikabfallteppiche in der drei- bis vierfachen Ausdehnung Deutschlands treiben. Die kleinsten Plastikteile darin messen weniger als 1 Zentimeter! Angesichts solcher Ausmasse kommen einem die Sprüche der Grünen zur Fair-Food-Initiative über die Umweltfreundlichkeit der Bio-Produkte mehr als dekadent vor. Dabei gibt es in allen Landesregionen zahlreiche Hofläden, entstanden aus Unternehmergeist und dem Willen, Alternativen zum Grossverteiler-Business zu bieten. Und all das ganz ohne Plastikverpackung, ohne Wuchermargen und ohne unproduktive Gesetzesparagrafen. Die Fair-Food-Initiative, im Grunde eine Unfair-Initiative, lähmt das bäuerliche Unternehmertum, belastet die Umwelt und kostet den Endverbraucher einen Haufen Geld.
RUDOLF FANKHAUSER, ROTHRIST