
Uno, Lego und Pokémon: Während des Lockdowns hat sich der Absatz bei Spielwaren mehr als verdoppelt
Puzzle? Ausverkauft. Brändi Dog? Gibts jetzt wohl bald in jedem Haushalt. Lego? Sowieso. Der Lockdown hat den Spieltrieb geweckt. Das Online-Warenhaus Galaxus jedenfalls hat nach eigenen Angaben von Mai 2020 bis und April 2021 deutlich mehr als doppelt so viele Spielwaren verkauft als in den zwölf Monaten zuvor: In der Schweiz und Liechtenstein beträgt das Plus stolze 140 Prozent, in Deutschland gar 150 Prozent.
Dieser Spielwaren-Boom hat auch die Hitparade der meistverkauften Artikel durcheinander gewirbelt: Die Lego-Sets, vor Ausbruch der Pandemie die hierzulande mit Abstand beliebtesten Spielwaren bei der Migros-Tochter Galaxus, mussten den ersten Platz an die Gesellschaftsspiele abtreten. Zwar hat sich auch der Absatz bei Lego verdoppelt, bei den Gesellschaftsspielen ist er aber noch stärker gestiegen: Frantic, Escaperooms, Uno oder eben Brändi Dog erfreuen sich grosser Beliebtheit, ebenso wie Schach – nicht zuletzt dank der ebenfalls in der Lockdown-Zeit lancierten Netlix-Serie «The Queen’s Gambit».
Auf Platz zwei und drei folgen Lego und Bastel-Sets. Die Puzzles schaffen es zwar nicht aufs Podest, «aber waren immer wieder ausverkauft», wie Alex Hämmerli von Digitec Galaxus betont. Insbesondere die grossen Schachteln mit 500 oder mehr Teilen.
Sammeln und zaubern mit Harry Potter
Den grössten Wachstumssprung mit einem Plus von mehr als 500 Prozent verzeichnet Galaxus bei den sogenannten «Sammelmappen», also bei den Ordnern und Plastikhüllen für Kartenspiele wie Pokémon oder Magic. «Sammeln liegt im Trend», sagt Hämmerli. Und mit der bevorstehende Fussball-Europameisterschaft samt Panini-Bildchen dürfte dieser noch zusätzlichen Schub erhalten.
Sehr stark – mit einem Plus von annähernd 400 Prozent – ist auch die Nachfrage nach Film-Fanartikel gestiegen: Beliebt sind hier vor allem all die Gadgets aus der Zauberwelt von «Harry Potter» oder dem Marvel-Universum. Auch Frisier- und Bastel-Sets sowie Experimentierkasten konnten den Absatz mehr als vervierfachen. Und die Lego-Konkurrenten, die unter dem Sammelbegriff «Klemmbausteine» zusammengefasst werden, werden immer beliebter: Mit einem Plus von knapp 280 Prozent können sie ihren Marktanteil gegenüber dem dänischen Platzhirsch etwas ausbauen.
Online-Händler machen Terrain gut
Es sehe fast so aus, als ob der Spielwaren-Boom anhält, wie Alex Hämmerli betont. «Wir beobachten kaum einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.» Die im Spielwarengeschäft traditionelle Sommerdelle dürfte nicht allzu tief ausfallen. Vielleicht auch, weil Online-Anbieter wie Galaxus ihren Marktanteil ausbauen konnten gegenüber dem stationären Spielwarenhandel. «Die Leute haben sich daran gewöhnt, Spielwaren online zu bestellen.»
Für diese These spricht auch, dass das Umsatzplus bei Galaxus deutlich höher ausfällt als im Gesamtmarkt, der im Corona-Jahr 2020 um 11 Prozent gewachsen ist, wie das Marktforschungsunternehmen GfK schätzt. Und zwar auf 515 Millionen Franken. Auch das ein Rekordwert.
Die Dinosaurier kommen
Galaxus selbst gibt für einzelne Bereiche keine Umsatzzahlen bekannt. Das Spielwarensortiment kommt wohl kaum an den Absatz der IT- und Elektronikartikel heran, gehört aber mit den Bereichen Haushalt, Wohnen, «Do it und Garten» sowie Sport zu den stärkeren Segmenten bei der Migros-Tochter.
Und es ist ein Sortiment, dass immer wieder neue Verkaufstrends hervorbringt. Derzeit ist es der Dinosaurier – als Lego-Set, Puzzel, Plastikfigur oder Buch. «Alles, was einen Dinosaurier drauf oder drin hat, ist gefragt», sagt Hämmerli.