«Unsere Hit-Single ist mir einfach vor die Füsse gefallen»

Es ist vier Jahre her seit eurem letzten Album. Wie fühlt es sich an, wenn der ganze Medien-Rummel und die Konzerte jetzt mit dem neuen Album «Cut up» wieder losgehen?

Büne Huber: Es fühlte sich jedenfalls nicht nach einer langen Pause an. In der Zwischenzeit haben wir ja das Live-Album «Strange Fruits» rausgebracht und ich hatte eine Bilderausstellung. Es geht einfach immer weiter, ich würde es so ausdrücken (lacht). Ich bin jedenfalls glücklich, dass ich ein Teil dieser Band sein darf und dass wir zusammen unterwegs sein und Konzerte spielen können, für mich ist das einfach etwas vom Schönsten im Leben.

Bereits erschienen ist ja die Single «Für immer uf di!», ein Song, dessen Geschichte ja viele Jahre zurückreicht …

Der hat sein Gesicht tatsächlich mehrmals gewechselt, das waren bestimmt vier oder fünf verschiedene Versionen, auch textlich nahm der Song immer wieder andere Richtungen. Letztes Jahr dann, als meine Mutter gestorben ist, hat sich so ein Moment ergeben, in dem ich den Song wieder hervorgeholt und gemerkt habe, dass er sich jetzt richtig anfühlt, dass er da war, wo ich ihn immer haben wollte. In gewisser Weise habe ich bei diesem Song das Gefühl, er sei mir vor die Füsse gefallen, ich musste ihn nur noch festhalten. Ein grösseres Geschenk gibt es nicht für einen Musiker.

Die Single stürmte dann geradewegs auf Platz zwei der Singlehitparade. Welche Bedeutung hat das für euch als Band?

Es ist schon verrückt mit unserer Hit-Single: In all den Jahren, die diese Band existiert, ist dies das allererste Mal, dass ein einzelner Song Gold-Status erreicht. Und wir hatten immerhin ein paar Megaburner-Songs wie «W. Nuss vo Bümpliz» und «Scharlachrot», die das nicht geschafft haben. Es hat wohl auch damit zu tun, dass heute anders Musik gehört wird und Alben weniger gefragt sind als einzelne Songs. Patent Ochsner war und ist allerdings per se eine Album-Band, und das ist eine Form, die ich nur äusserst ungerne aufgeben würde.

Apropos Album: Euer neues Werk ist ja sogar auf Vinyl erhältlich?

Ich finde halt schon alleine vom Grafischen her Vinyl viel schöner. Offenbar kaufen viele Menschen Vinyl nur zum Aufstellen. Eine britische Studie soll übrigens belegen, dass 50 Prozent des gekauften Vinyls nie auf einem Plattenteller landen. Die Leute nutzen den mitgelieferten Download-Code und hören die Musik auf digitalen Geräten, die Platte selber ist nur Wohnungsdekoration.

Wie würden Sie die Stimmung auf dem neuen Album beschreiben?

Einige Songs gehen, beeinflusst durch den Umstand, dass ich nochmals Vater geworden bin, sehr in Richtung Kinderlieder, sind sehr verspielt und leichtherzig. Dass dennoch viel Melancholie in diesem Album steckt, hat mich anfangs selber gewundert, denn mein Leben ist eigentlich hell, lustig und luftig zurzeit. Ich kann mir die Melancholie nur mit meinem Alter erklären: Ich bin 57 und beginne mitzuerleben, wie Freunde sterben. Mein Freund und Liedermacher Tinu Heiniger hat es sehr schön auf den Punkt gebracht: «Gell, jetzt kommen wir in den Teil des Waldes, in dem geholzt wird.» Das Thema Sterben und Tod rückt einfach unweigerlich näher und klopft bei jedem an. Ich bin zwar gesund und zufrieden, aber letzthin durchzuckte mich doch der Gedanke: Wenn mir das gleiche droht wie dem Hofer, dann bleiben mir nur noch 13 Jahre!

 

Das ungekürzte Interview mit Büne Huber sehen Sie im Video unten!