Urs Hofmann: «Novartis muss den Entscheid überdenken»

Überrascht ebenso wie enttäuscht – so fasst Regierungsrat Urs Hofmann seine Gemütslage nach Bekanntwerden des Novartis-Entscheids zusammen. Der Volkswirtschaftsdirektor hatte das Unternehmen im Fricktal auf einem anderen Weg gewähnt. «Die Kommunikation ging noch im August in eine ganz andere Richtung», sagt er. Da kündigte Novartis an, in Stein bis zu 450 neue Stellen zu schaffen. Dies im Bereich Zell- und Gentherapie. Die Regierung wertete diesen Aufbau als klares Bekenntnis zum Werkplatz Schweiz. Hofmann erwähnt ausserdem die Investitionen in Höhe einer halben Milliarde Franken, die Novartis in den letzten Jahren in den Standort Stein gesteckt hat. «Das Werk in Stein wurde stets als wichtige Investition in den Produktionsstandort Schweiz bezeichnet.»

«Nur schwer nachvollziehbar»
Jetzt also die Ernüchterung. Der Konzern will in Stein bis 2022 rund 700 Stellen abbauen. Dieser «Strategiewechsel mit einer Verlagerung von Hunderten von Arbeitsplätzen in Billiglohn-Länder» sei nur schwer nachvollziehbar, sagt Hofmann. «Das hinterlässt bei einem Unternehmen wie Novartis, das eine gute Rentabilität aufweist, einen bitteren Nachgeschmack. Ich bin überzeugt, dass Novartis die vom Abbau bedrohten Betriebsteile auch in der Schweiz rentabel betreiben könnte.»

 

Die Aargauer Regierung hat denn auch eine klare Erwartung an das Unternehmen. «Wir erwarten, dass die Verlagerung der Produktionskapazitäten von Stein ins Ausland im Rahmen des anstehenden Konsultationsverfahrens nochmals überdacht wird», sagt Urs Hofmann.

Ins Konsultationsverfahren sind die Vertretungen der Arbeitnehmer und der Sozialpartner involviert. Oft werden dadurch weniger Stellen gestrichen, als zu Beginn angekündigt. Wie realistisch dies im aktuellen Fall tatsächlich ist, lässt Hofmann offen, fordert aber: «Novartis muss diese Offenheit haben. Nur dann macht das Konsultationsverfahren Sinn.»

Weiterbilden und umschulen
Der Regierung sind allerdings die Hände gebunden. «Direkte Einflussmöglichkeiten haben wir nicht», sagt Hofmann. Ziel müsse es sodann sein, möglichst viele der heutigen Arbeitnehmenden so weiterzubilden, dass sie im Bereich Zell- und Gentherapie weiterhin in Stein beschäftigt werden können. Für die übrigen Mitarbeitenden seien im Rahmen des Sozialplans «grosszügige Lösungen» zu treffen. Dies habe Novartis denn auch zugesichert, sagt Hofmann.

Positiver Ausblick
Der Volkswirtschaftsdirektor spricht von einem «schwarzen Tag» für den Pharmastandort Nordwestschweiz. Er betont aber gleichzeitig, dass es auch in Stein angesichts der 450 in Aussicht gestellten neuen Stellen nicht zu einem «Kahlschlag» komme. «Eine Infragestellung des Standorts wäre eine unzulässige Dramatisierung», meint Hofmann.

«Wegen dieser Negativmeldung müssen wir nun für das Fricktal nicht schwarzmalen», sagt Hofmann. Er ist überzeugt, dass das Fricktal auch in Zukunft gute Karten für eine positive wirtschaftliche Entwicklung haben werde. «Das Fricktal ist und bleibt ein hervorragender Wirtschaftsstandort.»