
Verein Woogbrauer Aarburg: Wie aus einer Bieridee das Woog-Bier entstand & VIDEO
Mikrobrauereien in der Region
Munk Bräu Rothrist
Brauhofer Bier Rothrist
Degenbier Zofingen
Berserker Brewing Zofingen
Brauerei Hektor Bier Zofingen
Joe’s Beer Zofingen
JamesBRÄU Mühlethal
Divus Oftringen
Storchenbräu Brittnau
Barrage Bier Brittnau
Brau Brüder Kölliken
Hofbrauerei am Siegelbach Bottenwil
Wiggerli Bier Dagmersellen
Brauwiler Wauwil
Sport Rock Willisau


Vor dem Eingang neben dem Restaurant Braui in Aarburg flattern die bunten Fahnen der Woogbrauer Aarburg. Innen hängt der süsslich-schwere Duft von Malz in der Luft. Weiter hinten im Gebäude scheppert es. Seit morgens um 7 Uhr ist Hans Aeschlimann am Brauen des Woogbiers. Im 200-Liter-Kessel brodelt es, 50 Kilogramm Maische kochen gerade vor sich hin. Wann was reinkommt, weiss Braumeister Hans Aeschlimann genau. Der Hobby-Brauer hat sich sein Wissen bei anderen Brauereien angeeignet und sich bei jemandem in der Verwandtschaft Tipps geholt. Hin und wieder rührt er im grossen Topf, Unterstützung im Brauprozess erhält er von seinen Vereinskollegen. Brauer Christian Schwizgebel, er weilt gerade in den Ferien, wird nächste Woche wieder einen Sud brauen.
Gegründet wurde der Verein Woogbrauer Aarburg im Januar 2020 – just vor Beginn der Coronakrise. Angefangen hatte alles mit einem Bierbraukurs, den Vereinspräsident Daniel Oschwald vor etwa zehn Jahren von seiner Frau und seiner Tochter geschenkt erhielt. Gemeinsam mit seinem Sohn absolvierte er den Kurs. Oschwald war derart fasziniert davon, dass er gleich das Zubehör kaufte, um daheim zu brauen. Unabhängig davon begann Hans Aeschlimann bei sich zu Hause damit, Hopfen anzupflanzen – «als Zierpflanze», wie er erklärt. An einem lustigen Freitagnachmittag, der sich dann bis in den Abend hineinzog, erzählten die beiden einander von ihren Erlebnissen. Der eine vom Bierbrauen, der andere vom Hopfen. Und so kam es, dass die beiden ihre Hobbys zusammenlegten und begannen, über offenem Feuer Bier zu brauen. Immer mehr Kollegen des Männerturnvereins Aarburg stiessen dazu. «Zu Beginn ging es vor allem darum, ums Feuer zu sitzen, eine Wurst zu grillieren und nebenbei noch ein Bier zu brauen», erklärt Daniel Oschwald. Dann aber machten die Männer ernst und gründeten den Verein.
Corona erschwerte den Start ins Vereinsleben
Die Pandemie vermieste ihnen den Start ins Vereinsleben aber gründlich. Einerseits durften sie sich nicht zum gemütlichen Zusammensein treffen, andererseits war Bier kaum gefragt, da die Restaurants geschlossen waren und Events abgesagt wurden. Das gab den Männern aber die Zeit, ihre verschiedenen Biere zu entwickeln. Bald wechselten sie vom 50-Liter-Topf auf den 200-Liter-Kessel. Zuerst benutzten sie vorgefertigte Heim- Brausets, inzwischen haben sie ihre eigenen Mischungen ausgetüftelt, die übrigens auch Hopfen aus dem Garten von Hans Aeschlimann enthalten.
Das alles kostete. Finanziert hat der Verein die Infrastruktur mit Darlehen, Vereinsbeiträgen und Sponsoren. Rund 40 000 Franken Startkapital benötigten die Männer. Die Buchhaltung stets im Blick hat Livio Blaschi als Finanzminister des Vereins. Beim Brauen hält er sich dafür im Hintergrund. Aktiv wird er vor allem, wenn es an Anlässen darum geht, das Bier zu verkaufen oder an einem Stand Würste zu grillieren. Genauso hält es Paul Karrer, der hauptsächlich für die Website zuständig ist.
Zum Bier gibts eine touristische Führung
Karrer hatte aber seine eigene Bieridee: Er hat – angelehnt an die verschiedenen Biersorten – den «Aarburger Walk of Beer» kreiert. Damit will er die Biere des Vereins verbinden mit touristischem Sightseeing in Aarburg. Von der Aarewaage, die dem Original Woog-Bier seinen Namen gab, geht es über den Tych weiter zur Maillart-Brücke. Von hier aus hat man eine gute Sicht auf die Festung, Namensgeber für das dunkle Gerstenmalzbier «Feschtig». Den Abschluss macht das Bier «Wirbel» – ein naturtrübes Gerstenmalz-Starkbier – im Braulokal des Vereins.
Das Spezielle am Braulokal: In genau diesem Gebäude an der Dürrbergstrasse 4 wurde schon im 19. Jahrhundert Bier gebraut. Von hier aus belieferte Johann Ulrich Lüthy, Gründer der Brauerei Aarburg 1801, die Wirtschaften in Aarburg, Rothrist und Oftringen. 1893 wurde die Brauerei aber stillgelegt. Dass der Verein hier Unterschlupf gefunden hat, freut Daniel Oschwald besonders. Der Verein sei lange auf der Suche gewesen nach einem geeigneten Lokal im Städtli. Das Ziel war, das Bier im Herzen von Aarburg zu brauen.
Restaurants mit ihrem Bier zu beliefern, ist auch das Ziel der Woogbrauer. Das gelingt bis jetzt ganz gut. So gibt es das Aarburger Bier beispielsweise im Sälischlössli, im Aare Chill, in der Kletterhalle Isatis oder in der Musigburg. Bis anhin hatten die Männer hauptsächlich positive Feedbacks auf ihr Bier. «Man muss aber bedenken, dass wir Genussbiere produzieren und nicht ein übliches Lagerbier, von dem man an einem Abend ein paar Gläser runterkippt», sagt Daniel Oschwald. Das Bier passe sehr gut zu einem Essen oder zu Wurst und Brot, ergänzt er. Inzwischen ist der Brauprozess an diesem Vormittag weiter fortgeschritten. Toni Wolf ist der Profi, was die Endphase betrifft. So kontrolliert er regelmässig den Gärprozess. Er war es auch, der herausgetüftelt hat, wie das Bier am besten verschlossen wird. «Zu Beginn war der Druck in der Flasche viel zu gross», sagt Oschwald und lacht. «Da schoss das Bier wie eine Fontäne hinaus.»
Bier brauen bedeutet vor allem eines: viel putzen
Nicht nur das Brauen bedeutet viel Handarbeit, sondern auch das Verschliessen und Etikettieren der Flaschen. Die Leidenschaft für ihr neues Hobby ist den Vereinsmitgliedern deutlich anzumerken. Mit Stolz präsentieren sie die verschiedenen Biere, die sie übrigens jeden Samstag von 10 bis 12 Uhr verkaufen. Die nächste Gelegenheit, das Woog-Bier zu degustieren, bietet sich diese Woche im Rahmen der Sommerburg an der Aare, wo die Pontoniere am Samstagnachmittag Fahrten auf der Aare anbieten und Kinder Ponys reiten können.
Mittlerweile ist es bald Mittag. Hans Aeschlimann hat einen grossen Teil der Arbeit hinter sich. Die Maische wird in Kessel abgefüllt. Ein Landwirt wird diese abholen und seinen Tieren verfüttern. Nun geht es ans Putzen und Waschen. «Das macht am meisten Arbeit», sagt der Braumeister. Am Nachmittag wird seine Arbeit beendet sein. Noch lange nicht beendet ist allerdings der Gärprozess. Woog-Bier-Kunden werden sich noch rund acht Wochen gedulden müssen, bis sie das eben gebraute Original Woog-Bier kaufen und geniessen dürfen.
Der Verein Woogbrauer Aarburg ist offen für neue Mitglieder. Angesprochen sind alle, die Freude am Bier haben und hin und wieder anpacken und mithelfen wollen. Mehr Infos unter: www.woogbrauer.ch

