
«Vom Sozialverhalten der Tiere kann man viel lernen»

Seit drei Jahren evakuiert Henzen’s Tierrettung Schweiz in den Zentralschweizer Kantonen und Teilen des Kantons Aargaus vor allem Haustiere. Die private Firma holt vernachlässigte und verwundete Tiere aus Häusern oder birgt sie von der Strasse. Mit Herzblut dabei ist Tierliebhaber Patrick Klopfenstein aus Reiden. Er hat uns von seinen Erlebnissen erzählt.
Die Ambulanz für Tiere – so definiert sich das Unternehmen Henzen’s Tierrettung Schweiz, welches Marcel Henzen 2017 in der Zentralschweiz gegründet hat. Seit Anfang mit dabei ist der 42-jährige Klopfenstein. Er rettet zum Beispiel Katzen aus ausweglosen Situationen oder holt verlassene Hunde aus Wohnungen, sammelt im Auftrag der Wildhut verwundete Schwäne ein und bringt sie ins Tierheim oder in die Tierklinik. Die Hierarchiekette wird dabei streng eingehalten: Wildtiere werden nur im Auftrag der zuständigen Behörden geborgen. Mittlerweile ist Klopfenstein als Projektleiter fest angestellt. Als solcher sucht er Vertragspartner und neue Tätigkeitsfelder für die Tierrettung und erledigt auch das Controlling.
Es hat auch Ambulanz-Fahrer im Wiggertal
«Ich liebe Tiere», sagt Klopfenstein, der selber mit Hunden sowie Katzen aufgewachsen ist. Früher züchtete er Zwerghasen. Die Arbeit mit Tieren gebe einem viel Energie. «Man kann von ihrem Sozialverhalten vieles lernen.» Vor zweieinhalb Jahren ist Klopfenstein von Emmenbrücke nach Reiden gezogen. Mit der Region verbunden ist er schon lange; er arbeitete früher im Sicherheitsdienst des Heitere Open Airs Zofingen mit. «Mir gefällt die Gegend hier», sagt er.
Zur Arbeit fährt er oft nach Erstfeld im Kanton Uri. Dort ist der Hauptsitz von Henzen’s Tierrettung Schweiz, und dort sind auch die Pikettwagen des Notfalldienstes stationiert. Die Tierrettung hat 10 Fahrer, welche teilweise ehrenamtlich angestellt und in der ganzen Zentralschweiz, im Aargau und im Kanton Zürich stationiert sind. Auch in Langnau bei Reiden ist der Dienst mit einem Fahrer vertreten.
Abgeltung der Dienste unterschiedlich
«Für uns steht das Tierwohl an erster Stelle», sagt Klopfenstein. «Wir sind keine Tierschutzorganisation, die von Spenden lebt, sondern ein Dienstleister.» Meist bezahle der Tierhalter oder derjenige, der den Auftrag für eine Rettung erteile, die Einsätze. «Das ist überall ein bisschen verschieden», erklärt der Tierretter. Wichtig sei für die Tierrettung daher der Abschluss von Verträgen mit grossen Auftraggebern.
Mit dem Kanton Schwyz hat die Tierrettung eine Leistungsvereinbarung für Findeltiere geschlossen – sie übernimmt die Bergung und den Transport ins Tierheim oder zum Tierarzt. Ein Auftrag zur Rettung von Haustieren ist in Planung – eine Aufgabe, die dort bisher von der Feuerwehr übernommen wurde. «Unser nächstes Ziel ist, die ganze Zentralschweiz abzudecken», sagt Klopfenstein, der zurzeit mit Luzerner Behörden über eine Vereinbarung verhandelt. Spezialisiert ist der Rettungsdienst auf Heimtiere, in der Regel Kleinsäuger. «Exoten werden aber öfter gehalten, als man denkt», so Klopfenstein. Die Tierretter stiessen ab und zu auf Schlangen oder Vogelspinnen. Manchmal seien die Tiere auch ungebetene Gäste. Der Retter erzählt, wie die Tierrettung wegen eines Skorpions gerufen wurde, der im Reisegepäck als blinder Passagier mitgereist war.
Die Treue der Tiere beeindruckt Klopfenstein
Sehr nahe gehen ihm Fälle, wenn Tiere geholt werden müssen, die vergeblich auf ihre Halter warten. Zum Beispiel, weil jene gestorben sind oder etwas anderes Tragisches passiert ist. Auch sein eigenes Haustier stammt aus einem spezielleren Tierschutzfall: Ein junger Kater, der anfangs von Hand mit der Milchflasche auf dem Stützpunkt aufgezogen wurde. Nun lebt dieser in Reiden, hat viel Auslauf und wartet, bis Patrick Klopfenstein jeweils nach Hause kommt. Denn dieser ist nicht nur Tierretter, sondern wirkt auch als Eishockeytrainer. Vor Jahren gewann er mit den Damen des EV Zug die Schweizer Meisterschaft.
Autor: Markus Mathis