
Vorsicht bei der Wahl der Wetter-Apps
Eine Lokalprognose – spezifisch für meine 500-Seelen-Gemeinde – das klingt verlockend. Doch bei der Genauigkeit der Vorhersagen liegt das grosse Problem. Es gibt wohl wenige Länder, für die exakte Wettervorhersagen schwieriger sind als für die Schweiz. Sogar gestandene einheimische Meteorologen stossen dabei regelmässig an ihre Grenzen. Wie soll da eine Wetter-App aus den USA oder aus Grossbritannien, welche erst noch computerbasiert funktioniert, mithalten können? In einem flachen Land ohne nennenswerte Erhebungen wie beispielsweise England hat ein Computer leichtes Spiel. Schon Stunden im Voraus kann für eine Ortschaft Niederschlag auf zehn Minuten genau vorhergesagt werden. In der Schweiz mit ihren Alpen und Tälern wird das schon komplizierter. Ein Beispiel: Mitte Dezember gab eine beliebte amerikanische Wetter-App abends gegen 21 Uhr für das liechtensteinische Vaduz eine aktuelle Temperatur von 2 Grad an. Ausserdem: schwacher Wind. Die Messwerte von Meteo Schweiz zeigten jedoch ein anderes Bild. 9 Grad und Böenspitzen bis 80 km/h. Grund dafür war der Südföhn, welcher bei grossen Luftdruckunterschieden zwischen Alpennord- und Alpensüdseite im Rheintal häufig bläst. Für die Stadt St. Gallen zeigte die App leichten Schneefall an. Dies wäre realistisch gewesen, wenn nicht auch hier der Föhn seine Finger im Spiel gehabt und den aus Südwesten aufkommenden Niederschlag zurückgedrängt hätte. Der Föhn ist wohl das bekannteste regionale Wetterphänomen der Schweiz. Und schon da sind die computerbasierten Prognosen überfordert.
Weitere schweiztypische Wetterphänomene sind beispielsweise die Bise oder der Hochnebel. Eine zuverlässige Prognose, in welcher diese Gegebenheiten berücksichtigt werden, muss von einem kundigen Meteorologen manuell erstellt werden. Deshalb sollten wir uns nicht blenden lassen von Apps, die unseriöse 30-Tages-Vorhersagen «für Ihren Ort» versprechen. Es gilt, nicht nur beim Kauf von Fleisch, Obst und Gemüse auf Schweizer Herkunft zu achten, sondern eben auch bei der Auswahl unserer Wetter-App. Einerseits bieten die von öffentlicher Hand finanzierten Wetterdienste Meteo Schweiz und SRF Meteo ihre Apps an. MeteoNews, der grösste private Wetterdienst der Schweiz, veröffentlicht seine Prognosen im Auftrag des Detailhändlers Landi über die App «LANDI Wetter», welche auch speziell auf die Landwirtschaft zugeschnittene Funktionen anbietet.
Übrigens: Auch wenn die meisten Wetter-Apps Prognosen für Destinationen auf der ganzen Welt anbieten, lohnt es sich auch auf einer Auslandreise, die Prognosen des jeweiligen staatlichen Wetterdienstes zu konsultieren. Denn auch andere Länder haben ihre lokalen meteorologischen Gegebenheiten, welche die Meteorologen dieses Landes wohl besser kennen als ein Computer in den USA. In der Meteorologie hat die Qualität der künstlichen Intelligenz noch Aufholbedarf.