
Wald ist in besorgniserregendem Zustand – Aarburger Förster spricht von «Notschlachtung»

In Aarburg müssen etliche Bäume geschlagen werden – aus Sicherheitsgründen. Entlang der Zufahrt zum Friedhof Tiefelach sind die Forstmitarbeiter derzeit tätig, wie Förster Jörg Villiger informiert. Grund dafür: die veränderten Klimabedingungen. «Südexponiert hatte dieser Waldteil unter der Trockenheit der letzten Jahre besonders zu leiden», erklärt Villiger. «Die natürliche Bestockung mit rund 90-jährigen Buchen, Eschen, Eichen, Bergahorn und Waldföhre kommt mit den veränderten Bedingungen nicht mehr klar.» Villiger wählt deutliche Worte, spricht gar von Notschlachtung der Bäume.
Für den Forstbetrieb gab es zwei Möglichkeiten: Entweder werden die Bäume gefällt oder die Zufahrt wird geschlossen. Letzteres kam nicht infrage. Um die Zufahrt zum Friedhof und die Sicherheit der Friedhofs- und Waldbesucher zu gewährleisten, werden nun die geschädigten und abgestorbenen Bäume entlang der Strassen gefällt. «Weil es sich dabei um einen Eingriff für die Allgemeinheit handelt und die Einwohnergemeinde Aarburg für die Zufahrtsstrasse die Werkhaftung trägt, beteiligt sich diese mit 10 000 Franken an den anfallenden Kosten», sagt Villiger. Er betont, dass die Einwohnergemeinde sonst nie etwas bezahlt, wenn vereinzelt gefährliche Bäume zum Wohle der Bevölkerung gefällt werden müssen. Das soll sich in Zukunft ändern, findet er.
Das Gebiet wird wieder aufgeforstet
Denn der Wald wird sich nachhaltig verändern. «In den kommenden Monaten werden im Säliwald Aarburg ca. 1500 Kubikmeter Holz geschlagen», sagt der Förster. Bei rund 80 Prozent handle es sich um absterbende Bäume im Alter von 35 bis 70 Jahren. «Für Bäume ist das ein jugendliches Alter», gibt Jörg Villiger zu bedenken. «Das ist tragisch. Die Situation macht mir mehr als nur Sorgen.» Das Gebiet wird mit Kastanien- und Walnussbäumen, Eiben oder Sorbusarten wie Els- oder Mehlbeeren wieder aufgeforstet.
Wie schlecht es dem Wald geht, ist vielen Waldbesuchern nicht bewusst. «Die natürliche Verjüngung in der Unterschicht ist infolge massiver Überdüngung durch den Stickstoffeintrag aus der Luft grüner und wüchsiger denn je», erklärt Jörg Villiger. «Die Mittelschicht ist noch relativ dicht und versperrt den Blick in die Baumkronen der Oberschicht. Hier sieht es jedoch zappenduster aus.» Viele Baumkronen seien bereits mehrheitlich dürr, etliche Bäume abgestorben. Ohne ersichtlichen Witterungseinfluss würden einzelne Äste oder ganze Kronenteile abbrechen und auf die Strassen und Wege fallen. «Immer öfter stürzen ganze Bäume zu Boden, ihre Wurzeln sind abgefault.»
Doch nicht nur der Klimawandel macht dem Wald zu schaffen, sondern auch die intensive Nutzung durch die Menschen – jetzt während der Coronapandemie umso mehr. «Wir stellen grössere Schäden durch Biker fest, die kreuz und quer durch den Wald fahren. Absperrungen und Verbotstafeln werden weggerissen, Wildwechselpfade als Bikestrecke genutzt», sagt Villiger.