
Walter Wobmann: Mehr Rebell als Bünzli?
Die Stimmung ist entspannt im Berner Hotel Kreuz, wo sich das Egerkinger Komitee am Sonntagnachmittag trifft. Dies, obwohl das Resultat zum Burkaverbot doch knapper ausgefallen ist, als im Vorfeld angenommen. Gebannt wartet man im «Kreuz» auf Walti, wie der Solothurner SVP-Nationalrat und Initiant des Verhüllungsverbot Walter Wobmann von seinen Anhängern genannt wird. Er hat Verspätung, weil er noch einen Pressetermin mit dem Schweizer Fernsehen wahrnehmen müsse, heisst es. Ungefähr dreissig Personen sind im Saal anwesend, unter ihnen zum Beispiel auch der frühere SVP-Nationalrat Ulrich Schlüer oder der amtierende Nationalrat Erich Hess. Frauen sind vor allem auf den aufgehängten Plakaten zu sehen. Dann, endlich, erscheint Wobmann und tritt auf die Bühne. «Wir waren eine kleine Gruppe, aber wir haben Grosses bewirkt», sagt er und erntet Applaus.
Drei Siege an der Urne
Anschliessend nimmt er sich Zeit für die anwesenden Journalisten, auch wenn er meistens die gleichen Statements wiederholt. Drei Siege an der Urne sind in Bundesbern aussergewöhnlich Wobmann ist einer der erfolgreichsten Direktdemokraten der Schweiz. Im Jahr 2009 gewann er die Minarett-Initiative, vier Jahre später verhinderte er per Referendum fast im Alleingang, dass die Autobahnvignette verteuert wurde. Und jetzt also gewinnt er die Abstimmung um ein Burkaverbot; zum ersten Mal wird eine derartige Kleidervorschrift in die Bundesverfassung geschrieben. Drei Siege an der Urne, das ist in Bundesbern schon aussergewöhnlich. «Das zeigt: Die Regierung politisiert am Volk vorbei», sagt Wobmann selbstbewusst. Und weiter: «Ein Pech für Bundesrätin Keller-Sutter, dass sie auf der falschen Seite steht.» Den Sieg erklärt sich der Präsident des Egerkinger Komitee auch mit dem «missratenen Gegenvorschlag», der Integrationsmassnahmen vorgesehen hätte.
Was kommt als Nächstes?
Die NZZ bezeichnete Wobmann kürzlich in einem Porträt als Bünzli. Was er dazu sagt? «Ich war enttäuscht über diese Bezeichnung, man zeichnet ein Bild von mir, das nicht zutrifft.» Welches Bild würde denn zutreffen? «Ich bin eher ein Rebell, auch wenn ich in einfachen Verhältnissen aufgewachsen bin, eine normale Lehre gemacht habe.» Sein Umfeld habe jedenfalls gelacht und gesagt, er sei das Gegenteil von einem Bünzli. Er winkt ab: «Lassen wir das.» Man soll sich bekanntermassen nicht auf den Lorbeeren ausruhen, daher die Frage: Was kommt als Nächstes? Vielleicht ein Kopftuchverbot? «Wenn die Buben in den Schulen keine Dächlikappe tragen dürfen, dann sollen die Mädchen auch kein Kopftuch tragen», sagt er. Ob er Stimmung mache gegen eine Minderheit? «Nein, es braucht keine Verhüllung, um eine Religion auszuüben.» Wobmann hat auf jede Frage eine sehr einfache Antwort parat. Das ist es vielleicht, das ihn zum Rebellen macht.
