Warum hat Roths Stabschef kurz vor seinem Abgang noch eine Assistentin eingestellt?

Der letzte Abgang bei Franziska Roth, der offiziell bekannt gegeben wurde, war der prominenteste: Anfang Dezember hiess es in einer Medienmitteilung, dass Generalsekretär Stephan Campi das Departement Gesundheit und Soziales auf Ende Januar verlasse. Campi und Roth sagten damals, der Abgang erfolge im gegenseitigen Einvernehmen und der Stabschef der SVP-Regierungsrätin habe von sich aus gekündigt.

Zwei voneinander unabhängige Quellen, die mit den Vorgängen im Departement Roth vertraut sind, sagten der AZ indes, Roth und Campi hätten sich überworfen. Die unerfahrene Regierungsrätin solle sich zunehmend bevormundet gefühlt haben. Fragen zur offiziellen Version stellt nun auch Grünen- Präsident und Grossrat Daniel Hölzle. Interessant sei in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass Campi kurz vor seinem freiwilligen Abgang eine neue Assistentin eingestellt habe

Am ersten Arbeitstag nicht mehr gebraucht
«Dieser wurde dann am ersten Arbeitstag eröffnet, dass ihre Dienste nicht benötigt werden», schreibt Hölzle in einer Interpellation an den Regierungsrat. Dies sei offenbar passiert, bevor Campi seine Kündigung kommuniziert habe.

Hölzle will vom Regierungsrat wissen, weshalb Campi trotz des angeblich lange vorbereiteten Abgangs eine neue Assistentin eingestellt hatte, «wenn er ja wusste, dass er bald gehen würde». Weiter fragt der Grünen-Präsident, ob Campi, den er als kompetent und loyal bezeichnet, nach seinem Abgang noch Zahlungen vom Kanton erhält.

Kündigung in der Probezeit
In seinem Vorstoss erwähnt Hölzle auch die Abgänge der Abteilungsleiter Gesundheit und Militär sowie der Kommunikationschefin des Departements, die im Frühling 2017 vonstattengingen. Zudem soll gemäss seinen Informationen ein Mitarbeiter im Kommunikationsdienst noch während der Probezeit wieder gekündigt haben. Auch bei diesen Fällen verlangt Hölzle Auskunft über die finanziellen Folgen für den Kanton. Konkret will er wissen, ob die ausgeschiedenen Mitarbeiter «ausserhalb der normalen Lohnleistungen» noch Zahlungen erhalten und wie hoch diese Beträge allenfalls ausfallen.

Frage nach Roths Strategie
Als Parteikollege von Susanne Hochuli, die vor Franziska Roth das Gesundheits- und Sozialdepartement führte, kann sich Hölzle einen Seitenhieb an die SVP-Regierungsrätin nicht verkneifen. Er erinnert Roth daran, dass sie bei Hochuli die fehlende Strategie kritisiert und eine eigene angekündigt habe. «Wo ist die neue Strategie des Departementes einsehbar», will Hölzle wissen.

Und er fragt weiter, mit welcher Strategie Franziska Roth das Kostenwachstum im Gesundheitswesen bremsen wolle. Offensichtlich ironisch gemeint ist Hölzles Frage, ob die diversen Wechsel beim Personal und somit der Weggang von Know-how im Departement ein Teil dieser Strategie seien.

von Fabian Hägler — az Aargauer Zeitung