
Was muss Cédric Wermuth noch alles tun, um als Politiker glaubhaft zu sein?
Replik auf den Leserbrief «Bla, bla, bla» von Rudolf Fankhauser. Ausgabe vom 22. August.
Dem Ständeratskandidaten wird immer wieder vorgehalten, er hätte noch nie produktiv gearbeitet, hätte auf der schweizerischen Politbühne noch nichts zustande gebracht. Mangelnde handwerkliche Taten und fehlendes Selbstgeschaffenes werden ihm im Leserbrief vorgeworfen. Solche Vorwürfe zielen auf die Person, weil man mit sachlichen Argumenten ansteht.
Veränderungen, Verbesserungen in unserer Gesellschaft geschehen über Gesetzes- oder Verfassungsänderungen. Dazu sind harte Auseinandersetzungen mit einem Thema unabdingbar. In unserem demokratischen System muss man für Ideen Mehrheiten gewinnen. Diese Prozesse brauchen Zeit, weil sich die Interessen der Einzelnen diametral entgegenstehen. Dazu braucht es aber auch Politiker, die es verstehen, Missstände zu erkennen, anzusprechen und Lösungen zu suchen. So hat sich Cédric Wermuth in der ersten Legislatur vehement für die Aufarbeitung eines der grössten Informationsskandale der Bundesverwaltung (INSIEME) zusammen mit Ständerat Urs Schwaller eingesetzt.
Die Politik in Bern wird zunehmend von den Interessen der grossen und reichen Unternehmer bestimmt. Die Menschen und ihre Bedürfnisse gehen dabei immer mehr vergessen. Cédric will den Einfluss der Lobbys in Bern deutlich einschränken. Es geht in dieser Auseinandersetzung neben Interessen auch um Positionen und Machterhalt. Und diese Positionen werden von den Reichen und Finanzkräftigen wohl kaum freiwillig aufgegeben. Mit klaren pointierten Aussagen kämpft Cédric Wermuth dafür, dass die Spiesse wieder gleich lang werden. Dafür steht er ein und scheut sich nicht, unbequeme Stellungnahmen abzugeben oder Probleme anzusprechen. Muss er sich dafür entschuldigen, dass er studiert hat und bislang kein Geschäft führt oder keinen Anwaltsjob ausübt. Auch eine beträchtliche Anzahl der bürgerlichen Politiker hat einen Studiengang hinter sich. Hat sich dafür schon einer rechtfertigen müssen?
Heinz Senn, alt Gemeindeammann, Oftringen