
Wegen Tiktok und Instagram: Junge Menschen stehen Schlange für taiwanesischen «Bubble Tea»
Das hat es in Aarau seit Menschengedenken nicht mehr gegeben. Zumindest nicht in Zeiten vor Corona: Leute stehen vor einem neuen Laden Schlange. Bei der Eröffnung am Samstag reichte diese von der asiatisch-amerikanischen Konditorei «Honey» an der Rathausgasse 27 bis hinter die Stadttore. Auch am zweiten Verkaufstag vorgestern stand die vorwiegend junge Kundschaft an. Sie alle wollten das eine: das Getränk «Bubble Tea».
So auch eine Neuner-Gruppe 16-jähriger Schülerinnen, die gestern Vormittag nach dem Unterricht an der Neuen Kanti zielstrebig auf den Laden zuging. «Was nämeder?», fragt eine aufgeregt. Schlussendlich entscheiden sich alle die der Sorte «Bobastic»: Kalter Grüntee mit Zucker, Milch und schwarzen Tapioka-Perlen aus Maniok-Stärke, die im Mund platzen. Serviert in einem mit Plastikfolie überzogenen Becher und breitem Strohhalm für Fr. 6.90.
Auf Tiktok und Instagram vom Tee erfahren
Der Kauf ist für die Gruppe – die meisten probieren das ursprünglich taiwanesische Getränk zum ersten Mal – ein Ereignis. Die Folie wollen sie alle gleichzeitig mit dem Strohhalm durchstechen. «Machen Sie ein Video?», fragt eine Schülerin die Reporterin. Auf drei folgt ein Ploppen, dann ein freudiges Kreischen der jungen Frauen. Und der Geschmack? «Mega fein!», heisst es unisono.
Verkauft hat ihnen der Tee Thanh Ngan Luong. Die 23-Jährige Aarauerin führt «Honey» mit ihrem Ehemann Binh (35). Nebst drei Sorten «Bubble Tea» (auch ohne Milch und mit Perlen auf Fruchtsaftbasis) bieten sie hausgemachte Cupcakes und Torten sowie Mittags asiatische Gerichte zum Mitnehmen an.
Darauf, dass ihr Laden – vor allem der Tee – so gut ankommt, waren die beiden nicht vorbereitet. «Wir hatten am Samstag etwas mehr als 60 Bubble Teas vorbereitet», sagt Thanh Ngan Luong. Verkauft hätten sie am Ende 360 Stück. Bereits vor Ladeneröffnung seien die Leute am Samstag und Montag Schlange gestanden. «Ich bin müde, aber überglücklich», sagt die gelernte Kleinkinderzieherin.
Das Getränk stand einst unter harscher Kritik
Den unerwarteten Erfolg hat das junge Ehepaar wohl auch den sozialen Medien zu verdanken. Die Schwestern Letizia (23) und Fabiana (19) Schiavone bestätigen, was auch andere sagen: «Wir haben auf Tiktok und Instagram von Bubble Tea gehört.» Auch die Optik des Getränks lockte die beiden: «Es sieht cool aus», sagt Letizia. Das Ehepaar Luong selbst ist mit «Honey» auf Facebook und Instagram, nicht aber auf Tiktok.
In der Schweiz war der «Bubble Tea» schon einmal auf Erfolgskurs. 2012 eröffnete sogar die Migros vier Shops in Zürich und Bern («NYtea»). Damals war der In-Drink schnell wieder out. Das Getränk hatte einen Image-Schaden erlitten: Es sei eine Zuckerbombe, Kinder könnten sich verschlucken oder die Inhaltsstoffe seien gar giftig. Die Studie, die Letzteres behauptete, stellte sich im Nachhinein gemäss verschiedenen Medienberichten als falsch heraus.
Nun ist das Getränk zurück. «Auch in Zürich haben kürzlich zwei Läden eröffnet», sagt Thanh Ngan Luong.
