
Wenn die Magd ums Butterfass tanzt
Als noch keine Satelliten und Vorhersagemodelle das Wetter voraussagen konnten, gab es für eine meteorologische Prognose nur eine Möglichkeit: die Bauernregeln. Für die Landwirte waren sie von wichtiger Bedeutung. Denn schon damals entschied die Berücksichtigung meteorologischer Gegebenheiten über erfolgreiche oder misslungene Ernte. Die bekannteste Bauernregel ist wohl «Der April macht, was er will.» Dieser Spruch kommt nicht von ungefähr. Denn das Wetter zeigt sich im Frühjahr tatsächlich öfters von seiner launischen Seite.
Einerseits erreicht uns im April immer wieder polare Meeresluft aus dem Atlantik und der Nordsee. Andererseits hat die Sonne bereits viel Kraft und vermag nun auch wieder den Erdboden gut aufzuwärmen. Wenn die Höhenluft kalt genug und die mildere, aufsteigende Luft feucht genug ist, bilden sich in der Wolke Schnee und Eis. Fällt der Schauer kräftig aus, kann Schnee oder Graupel auch im April noch bis in tiefe Lagen fallen. Ist der Schauer dann vorbeigezogen, wärmt die Sonne die Luft wieder auf und es herrschen plötzlich wieder frühlingshafte Verhältnisse.
Die Tatsache, dass hinter uns ein sonniger Sonntag liegt, dürfte den Landwirten noch viel Freude bereiten. So behaupten die Bauernregeln: «Ist Sankt Vinzenz (5. April) Sonnenschein, bringt es viele Körner ein.»
Gute Nachrichten auch für die Winzer: «Ist Sankt Vinzenz Sonnenschein, gibt es viel und guten Wein.» Doch was passiert, wenn das schöne Aprilwetter anhält? Grundsätzlich ein gutes Zeichen: «Bleibt der April recht sonnig und warm, macht er den Bauern auch nicht arm.» Allerdings kann es auch hier zu viel des Guten geben: «Ist der April zu trocken und licht, so gerät das Futter nicht.» Oder sogar: «Ist der April zu schön, kann im Mai der Schnee noch wehn.» Klar ist, dass jeder Acker auch Regen braucht. So heisst es: «April warm und nass, tanzt die Magd ums Butterfass.»
Regional zuverlässig
Um zu überprüfen, ob man sich auf Bauernregeln verlassen kann, muss unbedingt berücksichtigt werden, aus welcher Gegend sie stammt. Eine Regel aus dem Alpenraum kann keineswegs auf die Nordseeküste übertragen werden. Wurden Bauernregeln früher häufig belächelt, stellten wissenschaftliche Studien gegen Ende des 20. Jahrhunderts hingegen fest, dass sie in ihren jeweiligen Regionen tatsächlich relativ oft zutreffen. Laut dem Meteorologen Jörg Kachelmann seien einige ältere Bauernregeln «aus dem Tritt geraten», nachdem 1582 der Gregorianische Kalender eingeführt wurde. Unter Berücksichtigung dieser Umstände seien viele regionale Regeln allerdings erstaunlich zuverlässig.