Wenn Gutbürger über Wutbürger schreiben

Kurz nach der Kreiselabstimmung schrieben die Gutbürger über politisch aktive Bürger und titulierten diese als Wutbürger. Gut die Hälfte der Einwohnerräte hatten diesen Leserbrief mit emotionalem Inhalt, aber auch wichtigen Informationen, unterzeichnet. In diesem Leserbrief wurde klar festgehalten, dass die geplante 150 Meter lange Strasse zur Entlastung des Kreisels in der Unteren Vorstadt nichts mit dem Gestaltungsplan der 150 Meter langen Häusermauer zu tun habe. Da die Entlastungsstrasse nichts mit dem Gestaltungsplan zu tun hat, könnte diese mit etwas gutem Willen direkt beim Kreisel gebaut oder darauf verzichtet werden.

Dadurch könnten einerseits ein paar Milliönchen gespart werden. Anderseits würden die geschützten Platanen und die 100-jährige Blutbuche an ihrem Standort erhalten bleiben. Dies entspricht dem Anliegen der «Initiative zum Schutz unserer Blutbuche», die im vergangenen November mit 1002 gültigen Unterschriften bei der Stadt eingereicht worden ist. Nun hat der Stadtrat aus formaljuristischen Gründen die Initiative als ungültig erklärt.

Die Initianten verstehen den Entscheid nicht. Statt die Initiative an den Einwohnerrat weiterzuleiten, wie es die Gemeindeordnung vorschreibt, und die Einwohner von Zofingen bei der Gestaltung der Unteren Vorstadt einzubeziehen, versucht der Stadtrat das Anliegen aus der Bevölkerung einfach zu übergehen. Darum wehren sich die Initianten gegen den Entscheid des Stadtrates und haben eine Beschwerde beim Verwaltungsgericht eingereicht. Sind diese Initianten nun Wutbürger oder vielmehr Mutbürger?

Die Einwohnerräte schrieben in ihrem Leserbrief, wenn der Gestaltungsplan aufliege, könne eine Einwendung bei der Stadt deponiert werden. Bekannte wie auch ich haben im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens eine Einwendung eingereicht. Einige Wochen später erhielten mehrere Mitwirker den Bescheid, dass auf eine Einwendung nicht eingetreten werde, da sie mehr als 100 Meter vom «Tatort» entfernt wohnen. Der Stadtrat zieht alle Register, um aktive Bürger von politischen Prozessen zu verabschieden und ihre Anliegen im Keime zu ersticken. Mir scheint, dass er kaum am Ortsbildschutz interessiert ist, jedoch umso motivierter ist, den Park Häfliger Areal für immer und ewig zu eliminieren. Als Zeichen der Entrüstung habe ich auf der Blutbuche sieben Elstern platziert, bis der neue Stadtrat gewählt ist. Liebe Leser, melden Sie sich bei mir, wenn Sie eine Patenschaft einer Elster übernehmen möchten.

Es besteht die Hoffnung, dass der kommende Stadtrat auch nach links und rechts schaut, die Anliegen der Bevölkerung achtet und die Initiative zum Schutz unserer Blutbuche zur Abstimmung bringt.

Urs Kyburz, Glaskünstler, Zofingen