Wenn sich Sammler zusammenschliessen

Was haben alte Schulwandbilder mit den Originalwerken des Buchser Komponisten Alfred Leonz Gassmann gemeinsam? Sie alle stehen im neu geschaffenen Kulturgüterraum der Gemeinde Dagmersellen zur Besichtigung zur Verfügung. Dabei sind nicht nur die Gegenstände, die dort ausgestellt sind, historisch. Vielmehr ist es auch das Umsetzen des Kulturgüterraums, das in die Geschichtsbücher geht.

Angefangen hat alles mit der Initiative des Buchsers Alois Lötscher, der lange alte Gegenstände aus dem elterlichen Betrieb und der Region Hürntal sammelte. Als Mitglied der Kulturkommission der Gemeinde Dagmersellen stellte er seine Idee vor, Kulturgüter zu schützen und zentral zu sammeln – und er stiess bei der Kommission auf Unterstützung. Seit 2013 arbeitet er mit seiner Arbeitsgruppe von neun Personen an diesem Projekt. Bis Anfang 2018 bewahrten sie alle Gegenstände im Luftschutzkeller der Schule Uffikon auf.

«Für wen sammeln wir?»

Ein Luftschutzkeller ist alles andere als attraktiv – dunkel und kalt. Ausserdem wurde der Platz bald knapp. Josef Rütter, Mitglied der Arbeitsgruppe, erinnert sich zurück: «Mit der Zeit fragten wir uns: Für wen sammeln wir eigentlich, wenn die Gegenstände sowieso nur im Luftschutzkeller stehen? Man müsste sie der Öffentlichkeit zugänglich machen!» Ein Glück, dass der ehemalige Spielgruppenraum im Chilefeld frei wurde, weil die Spielgruppe einen Platz im ehemaligen Kindergarten Chratz erhielt. «Andere Vereine hätten den Raum auch gerne gehabt. Aber wir standen zuoberst auf der Liste, weil wir wirklich dringend einen Raum brauchten und unser Anliegen schon früh beim Gemeinderat kundtaten», weiss Rütter. Seit über einem Jahr hat die Arbeitsgruppe nun den Raum ausstellungstauglich gemacht: Wände gestrichen, Regale gebaut, Elektroleitungen verlegt. «Starkstrominspektor, Schreiner, Werklehrer, Gemeindeschreiber, Sekundarlehrer: Die Gruppe besteht aus vielen verschiedenen ehemaligen Berufsleuten, die ihr Wissen und ihre Kompetenzen einbringen konnten», so der ehemalige Schulleiter.

Obwohl viele der Arbeiten selbst durchgeführt wurden, ist der Ausstellungsraum alles andere als amateurhaft. Alle Gegenstände sind mit einem Bild, den wichtigsten Informationen und einer Kennziffer inventarisiert. Dabei sind sieben Kategorien entstanden: Haus/Hauswirtschaft, Land-/Forstwirtschaft, Wirtschaft/Beruf, Schule/Kirche/Kultur, Gemeinde/Büro, Feuerwehr und Diverses. Bei rund 500 Gegenständen ist so das notwendige Hintergrundwissen für alle zugänglich festgehalten. «Arbeit haben wir zu Genüge. Nebst dem Inventarisieren und der Internetrecherche werden Gegenstände auch zum Teil restauriert und repariert und entsprechend präsentiert», erzählt Josef Rütter. Trotzdem ist die Arbeitsgruppe noch immer auf der Suche nach alten Gegenständen, die sich im Estrich oder Keller türmen: «Wir wollen die Bevölkerung sensibilisieren. Bevor sie alte Gegenstände wegwirft oder im Internet verhökert, soll sie sich bei der Gemeinde oder uns melden. Wir sind dankbare Abnehmer», so Rütter.

Vom Pult zum Uhrwerk

Der Kulturgüterraum hat keine regulären Öffnungszeiten, sondern wird voraussichtlich im Vorfeld von Veranstaltungen, wie zum Beispiel einer Gemeindeversammlung, geöffnet. Ausserdem haben Gruppen die Möglichkeit, gegen einen kleinen Beitrag eine Führung durch die Ausstellung zu buchen. Am Tag der offenen Tür vom 11. Mai wird der Kulturgüterraum von 10 bis 16 Uhr der Bevölkerung offenstehen. Bis dahin müssen noch die einen oder anderen kleineren Arbeiten erledigt werden. Egal, ob man sich für das über 100 Jahre alte Buchser Unterstufenpult mit Schiefertafel und Tintengefäss interessiert oder das Interesse doch eher dem aus dem Jahr 1732 stammenden Uhrwerk der Kapelle in Buchs gilt: Ein Besuch lohnt sich allemal.

Der Tag der offenen Tür findet am 11. Mai von 10 bis 16 Uhr statt.