Wie teuer kommt uns das? Eine Rechnung zum neuen CO2-Gesetz – für Familien, Paare und Alleinstehende

Bild: Oliver Marx
Bild: Oliver Marx

Beispiel 3. Der absolute Durchschnitt bezahlt geringfügig mehr

Im Portemonnaie der Schweizer Durchschnittsfamilie verändert sich wenig, vor allem wenn man bedenkt, dass die volle Abgabe 2030 erst anfällt und hier mit aktuellem Benzinverbrauch gerechnet wird. Vielleicht hat die Familie dann ja ein Elektroauto.

Bild: Oliver Marx
Bild: Oliver Marx

Beispiel 4: Alleinstehende haben keine Skaleneffekte

Wer alleine lebt, kann sich Nebenkosten nicht teilen; die Rückvergütung kommt nur einmal.

Bild: Oliver Marx
Bild: Oliver Marx

Beispiel 5: Das Paar, das sehr gerne reist

Neue Flugabgaben können einen Effekt haben. Man muss aber relativ viel fliegen.

Bild: Oliver Marx
Bild: Oliver Marx

Beispiel 6: Die Familie, die etwas mehr zahlen muss

Flüge in die Türkei, zwei Autos: Das sorgt für mässige Zusatzkosten. Auch hier zeigt sich: Die (fehlende) Heizung ist entscheidend.

Wie gerechnet wurde

-Die Berechnung wurde mit den maximal möglichen Abgaben im Jahr 2030 durchgeführt. Dass diese Obergrenzen ausgereizt werden, ist nicht gewiss: Bis 2030 werden die Abgaben stufenweise erhöht, abhängig davon, ob Einsparziele erreicht werden.

-Es wird mit aktuellen Zahlen gerechnet, etwa beim Benzinverbrauch. Bis 2030 dürften Motoren sparsamer sein.

-Investitionskosten, bspw. für den Ersatz von Ölheizungen, fehlen in der Rechnung. Die Gegner warnen: Die Konsumentenpreise könnten aufgrund von höheren Investitions- oder Produktionskosten steigen. Andererseits können neue Heizung längerfristig für tiefere Nebenkosten sorgen.

-Ein Teil der Abgaben fliesst in einen Klimafonds. Der andere Teil wird der Bevölkerung über die Krankenkasse zurückbezahlt. Der Bund rechnet mit zusätzlich 80 Franken Rückerstattung pro Person und Jahr (zu den heutigen 87 Franken aus der bereits bestehenden CO2-Abgabe). Die Gegner rechnen mit lediglich 30Franken zusätzlich. Sie argumentieren, dass die Einnahmen aus der Flugticketabgabe stark sinken werden, da es nach Corona weniger Flugbewegungen geben werde.

Die neuen Abgaben

Bereits heute muss auf Öl- und Gasheizungen eine CO2-Abgabe bezahlt werden. 96 Franken sind es pro Tonne CO2 (erlaubt wären laut Gesetz bis zu 120 Franken). Bis 2030 steigt diese Obergrenze, falls das CO2-Gesetz angenommen wird, auf 210 Franken (das entspricht 4,2 Rappen pro Kilowattstunde Erdgas und 50 Rappen pro Liter Heizöl). Der Anstieg erfolgt stufenweise – und nur, wenn Klimaziele verpasst werden. Auch auf Benzin und Diesel gibt es aktuell einen Zuschlag von gegen 2 Rappen, der für Klimamassnahmen einzusetzen ist. Erlaubt wären bis zu 5 Rappen. Künftig sollen bis zu 12 Rappen Zuschlag möglich sein.

Neu sieht das CO2-Gesetz zudem eine Flugticketabgabe vor: Wer Economy fliegt, zahlt künftig 30 Franken Zuschlag für Flüge in Europa, 60 Franken für die Flüge mit mittlerer Distanz (beispielsweise Türkei, Teneriffa, Ägypten) und 90 Franken für Langstreckenflüge.

Neu sollen sich alle Firmen von der CO2-Abgabe befreien lassen können, wenn sie anderweitig in Klimamassnahmen in ihrem Betrieb investieren. (lfh)

Das kann teuer werden: Nur in diesem Punkt sind sich Gegner und Befürworter des CO2-Gesetzes einig.

Die Befürworter sagen: Wenn die Schweiz jetzt nicht Massnahmen gegen den Klimawandel ergreift, wird dies das Land teuer zu stehen kommen, etwa wegen Trockenperioden, die der Landwirtschaft schaden. Und vor allem könnte dies zum Nachteil der Schweizer Wirtschaft werden: Denn die umliegenden Länder fördern innovative Technologien; ein neuer Markt entsteht, in dem die Schweiz nicht fehlen darf.

Ganz anders sehen es die Gegner. Sie sagen: Das Gesetz ist teuer, aber nutzlos. Sie befürchten nicht nur zusätzliche Kosten für Privatpersonen, sondern auch einen Standortnachteil aufgrund der hohen Abgaben. Und sie sind überzeugt: Einerseits handelt die Bevölkerung schon von sich aus immer klimafreundlicher, und die Technik macht grosse Fortschritte. Andererseits hat aus ihrer Sicht kaum einen Einfluss auf die Erderwärmung, wie viel CO2 die Schweiz ausstösst.

Drei Faktoren sind ausschlaggebend

Doch wie teuer käme das Gesetz den Einzelnen? Das hängt von drei Faktoren ab: Wie viel Benzin verbraucht Ihr Auto? Wie heizen Sie? Und wie oft fliegen Sie? In allen drei Bereichen gibt es neu höhere Abgaben (Details siehe unten). Die Absicht dahinter: Wer dem Klima schadet, der bezahlt mehr. Über finanziellen Druck soll so der CO2-Ausstoss aller gesenkt werden. Das Ziel ist ambitioniert: Bis 2030 soll er 50 Prozent tiefer liegen als noch 1990.

Doch nicht jeder muss mit dem Gesetz mehr bezahlen: Ein Teil der eingenommenen Abgaben wird an die Bevölkerung zurückbezahlt – über die Krankenkasse. Jede Person erhält gleich viel Geld: Der Bund rechnet mit 80 Franken pro Person und Jahr, die künftig zusätzlich zu den heutigen 87 Franken ausgerichtet werden. Familien erhalten den Betrag auch für die Kinder. Ob man unter dem Strich eine Abgabe bezahlt, hängt also davon ab, wie klimafreundlich man lebt. Wer energieeffizient lebt, wird sogar mit Geld belohnt.

Beispiel 1: Wer umweltfreundlich lebt, wird gut belohnt

Eine Familie, die klimabewusst lebt, profitiert. Zu den rund 350 Franken, die die Familie heute schon aus der Abgabe erhält, kommen künftig noch 320 Franken hinzu.

Bild: Oliver Marx
Bild: Oliver Marx

Beispiel 2: Das Extrembeispiel

Ob jemand künftig wirklich mehr bezahlen muss, hängt in erster Linie nicht vom Autofahren und nur bedingt vom Fliegen ab, sondern von der Heizung. Hier ein Beispiel eines Paares mit grossem, altem Haus und alter Ölheizung.