
Wiliberger Schulkinder werden jetzt chauffiert


Das Abenteuer, das gestern früh auf die Wiliberger Kinder wartete, liess den Ferienende-Blues im Nu vergessen. Zum ersten Mal wurden die zwölf Primarschülerinnen und -schüler im eigenen Schulbus nach Reitnau hinunter chauffiert. Pünktlich um 9.40 Uhr erschienen die ersten kleinen Fahrgäste an der Station «Moosersagi», wo der Bus auf sie wartete – auf jedem Sitz ein geeignetes Kindersitzli.
Die beiden Geschwister liessen Platz zwischen sich frei, «denn neben ihn», so der Bub, «setzt sich an der nächsten Station der beste Kollege hin». Das Büssli startete und nahm die erste Reihe von unzähligen Wiliberger Kurven zur nächsten improvisierten Station. «Die Kinder, die dort einsteigen, sind meistens zu spät», wusste der angehende Fünftklässler im Bus bereits – trotz erster Fahrt.
Reitnau rettet die Kinder ohne Schule
Seit dem neuen Schuljahr hat Wiliberg keine Schule mehr. In den vergangenen Jahren konnten die Primarschüler die Privatschule Wannenhof besuchen. Doch die Betreiber Estelle und Daniel Keller hatten Ende 2019 beschlossen, den auslaufenden Vertrag nicht zu erneuern. Sie schlossen den Wiliberger Aussenstandort, weil sie sich einzig auf die Schule in Unterkulm konzentrieren wollten. Für die Wiliberger Kinder, die seit 2010 auch im «Wannenhof» unterrichtet wurden, musste eine neue Lösung gefunden werden. Zuerst plante die Gemeinde, eine neue Privatschule als Mieterin für das Schulgebäude zu finden. Dann kam es zur Übereinkunft mit der Schule Reitnau.
An drei Stationen lud Chauffeur Joël Frey gestern Kinder ein, bevor er die Bergrennen-Strecke nach Reitnau hinunterkurvte. Drei Mal stieg er aus, half geduldig beim Angurten und überprüfte auf seinem Plan, ob auch alle Kinder drin sind, die er aufladen musste. Vier bis fünf Mal täglich wird er die Route ab jetzt fahren. Mittags fährt er seine jungen Klienten nach Hause zum Essen und pünktlich um 13.10 Uhr müssen die ersten wieder an der «Moosersagi» parat stehen. Joël Frey wohnt in Uerkheim und hat daher einen kurzen Anfahrtsweg. Mit seinem Vater betreibt er das Car-Unternehmen mit Sitz in Schlossrued.
«Für jeden Wochentag gibt es einen anderen Fahrplan, die Kinder haben ja nicht zur gleichen Zeit die Schule aus», sagt der junge Fahrer. Darauf steht genau, wann welches Kind an welcher Station einsteigt und wer wann nachmittags abgeholt werden muss. Hinter der neuen Schule angekommen, muss sich eines im Gebüsch erst eines Angstbisi entledigen. Doch die Nervosität ist bald verflogen. Schulleiterin Claudia Jaus empfängt die Neuen herzlich, stellt sie den 160 Reitnauer Kindern vor und schenkt ihnen zum ersten Tag eine Sonnenblume.