
«Wir erwarten eine Steigerung»
Die nächsten Monate hätten für den «Mister Keba» der krönende Abschluss seines 25-jährigen Engagements sein sollen. Doch stattdessen muss sich Heinz Zaugg (74, Suhr) in seiner letzten Phase als Präsident der heutigen «Keba Region Aarau AG» mit Auswirkungen von früher gemachten Fehlern auseinandersetzen. Fehlern, die seiner Meinung nach andere begangen haben: vor allem im Jahr 2012 – sowohl aufseiten des Bauherrn (Stadt Aarau) als auch aufseiten der Baubewilligungsbehörde (Gemeinde Suhr). «Als Keba waren wir immer im Sandwich», erklärt der Präsident.
Dennoch starten Zaugg und sein Team voller Zuversicht in die neue Saison: Auf der Kunsteisbahn (Keba) hat es seit dem 23. August Eis. Genutzt wurde es bisher von den in Vereinen organisierten Hockeyanern und Eiskunstläufern. Die Saison des öffentlichen Eislaufes begann gestern. Vorerst in der Halle, ab Ende Oktober dann auch auf dem gedeckten Aussenfeld. Die Eintrittspreise sind gegenüber dem Vorjahr gleich geblieben.
Viele Pendenzen aus Bauphase
Die für 20,7 Millionen Franken totalsanierte Keba ist vor knapp zwei Jahren eröffnet worden. Im Februar 2017 gabs dann den grossen Knall, als die Keba mangels einer rechtsgültigen Bewilligung ihre Betriebszeiten von einem Tag auf den anderen massiv verkürzen musste. Zwischenzeitlich verfügt sie zwar über eine Übergangsbewilligung, aber auch diese schränkt den Handlungsspielraum der Eishallenbetreiber ein. Das Verfahren für eine definitive, unbefristete Bewilligung läuft, die Keba-Standortgemeinde Suhr hofft, die Verhandlungen mit den Einwendern bis Ende Jahr abschliessen zu können.
Nach wie vor nicht vom Tisch ist auch das Strafverfahren gegen die Keba-Verantwortlichen (unter anderem gegen Hanspeter Hilfiker, den heutigen Stadtpräsidenten von Aarau, sowie Heinz Zaugg). Es ist im Sommer 2017 von einem anonymen «Einwohner von Suhr» initiiert worden. Und ebenfalls nicht abgeschlossen ist die Bauabrechnung. In den nächsten Wochen läuft die zweijährige Frist für Garantiearbeiten ab. Doch diese wird wohl verlängert, weil noch nicht alle Probleme abgearbeitet sind.
«Wir erwarten Steigerung»
Die Anfangseuphorie nach der Eröffnung im November 2016 ist relativ schnell abgeklungen. In der letzten Saison, der ersten ganzen (wenn auch mit eingeschränkter Betriebsbewilligung), kamen noch knapp über 100 000 Besucher. «Im anstehenden Winter erwarten wir gegenüber 2016/17 eine Steigerung», erklärt Heinz Zaugg. «Für unsere Frequenz wäre es am Besten, wenn es Oktober/November kalt wird und anschliessend in der Region wenig Schnee hat.»
Aus Sicht des Keba-Präsidenten wäre es erfreulich, wenn die Spiele des 1.-Liga-Teams der Argovia Stars wieder etwas besser besucht wären: Früher kamen 300 bis 400 Zuschauer, zuletzt waren es noch 200 bis 300. Allerdings wird die kommende Saison – was die Zuschauerzahl anbetrifft – für die Argovia Stars eine Herausforderung: Sie sind neu in der Ostgruppe. Statt Adelboden, Burgdorf oder Lyss heissen ihre Gegner Arosa, Bellinzona oder Rheintal – und diese werden weniger Zuschauer mitbringen. Das heisst aus Sicht von Zaugg: Ein bisschen mehr Propaganda tut not. Immerhin fängt die neue Saison mit einem Derby an: Am kommenden Dienstag findet in Aarau der Kracher gegen Red Lions Reinach statt.
Höherer Energieverbrauch
Was den Betrieb anbetrifft, ist die neue Halle eine grosse Herausforderung. Betriebsleiter Otmar Hochuli und sein Stellvertreter Patrick Donauer rechnen mit drei bis vier Jahren, bis sie die Anlage ganz im Griff haben.
Klar ist aber schon jetzt, dass die Unterhaltskosten in der sanierten Anlage höher sind. «Früher konnten die Eismeister viele Arbeiten selbstständig ausführen», erklärt Präsident Zaugg. «Und wir brauchen jetzt deutlich mehr Energie.» Eigentlich überraschend bei einer Minergie-Anlage. Doch Minergie heisst auch, dass die Lüftung das ganze Jahr über laufen muss. Während der Saison ist es in der Halle jetzt konstant 12 Grad warm und die Luftfeuchtigkeit liegt bei 70 Prozent – was ein Vorteil ist.
Mehr Energie braucht es auch, weil das neue Kühlmittel Glykol weniger effizient ist, als das ehemalige. Zudem ist die totalsanierte Anlage – auch das braucht Energie – grösser, hat mehr Räume.
Auf Zaugg folgt Ralph Werder
Was für Auswirkungen haben die durch die Übergangsbewilligung verursachten Betriebseinschränkungen? «Wir rechnen mit 30 000 bis 40 000 Franken Ertragsausfälle pro Saison», erklärt Heinz Zaugg. Als Betreiber der Anlage sei der Keba AG «allerorten die Hände gebunden». Als Beispiel nennt Zaugg die Eisstöckler: Die können neu nicht mehr in Aarau trainieren, sondern müssen nach Reinach ausweichen. Auch der Gastronomiebereich leidet unter den zum Teil massiven Einschränkungen. Für Zaugg ist klar: «Wir möchten wieder mindestens die Betriebszeiten und Nutzungsmöglichkeiten, die wir vor der Hallen-Sanierung hatten.»
Zaugg hatte immer schon die Absicht, nach der Neueröffnung und der Umwandlung der Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft noch zwei Jahre Präsident zu bleiben, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Diese Zeit ist nun vorbei. An der Generalversammlung im November wird Zaugg zurücktreten – nach 25 Jahren, zuerst als Kassier, dann als Präsident. Designierter Nachfolger ist Ralph Werder (Suhr, bisher Vizepräsident).