Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Der Einkaufstourismus zeigt sich selbst gegenüber Strassensperrungen immun

Um vom oberen Fricktal und Frick nach Laufenburg/Baden zu fahren, um dort zu shoppen, geht der direkteste Weg über den Kaistenberg. Nun ist dieser seit 13. September gesperrt und mit der Umleitung via Eiken sind die Wege länger geworden. Wirkt sich das beim Einkaufstourismus im Laufenpark negativ aus?

E-Center Lebensmittelmarkt: Mit den Umsätzen zufrieden

Rainer Weber, Leiter des dortigen E-Center Supermarkts, hat zwar jüngst bei seinen Schweizer Kunden nach deren Wohngemeinden fragen lassen. Aber noch liegt die Auswertung nicht vor. So kann er aktuell nur mutmassen, woher sie stammen. Dass diese mit Beginn der Kaistenberg-Sperrung weniger geworden sind, kann er nicht feststellen. Insgesamt ist Weber mit den Umsätzen zufrieden. Er sagt: «Wir liegen zwar unter den Umsatzzahlen von 2020. Aber noch ist das Jahr ja nicht vorbei.»

Ob die Zahlen erreicht oder gar übertroffen werden könnten, hänge vom Verlauf bis Jahresende ab – vom Weihnachtsgeschäft insbesondere. «Solange sie uns nicht wieder einen Tag vor Heiligabend den Hahn zudrehen, wäre ich schon froh», sagt Weber. Er spielt damit auf den
23. Dezember 2020 an, als die quarantänefreie Einreise für Schweizer Einkaufstouristen von einem Tag zum anderen gestoppt worden war. Aber Weber macht sich auch keine Illusionen, wenn er sagt: «Der Einkaufstourismus zieht zwar wieder an, aber die Zahlen von 2018/19 kommen nie mehr zurück.»

Corinna Schlageter, Filialleiterin des Geschäfts Belluno Mode im Laufenburger Laufenpark, meint: «Längere Anfahrtswege wie mit der Sperrung des Kaistenbergs sind für uns sicher nicht von Vorteil. Aber wer zum Shoppen zu uns will, der kommt auch.»

Aber so viele wie noch vor Corona seien es eben nicht mehr, die das wollten. «Ich hatte 2019 viel mehr Umsatz und habe auch deutlich mehr Ausfuhrscheine ausgestellt», erklärt sie. Aktuell aber ziehe das Herbstgeschäft wieder an. Die Menschen hätten wieder Lust auf Mode – auch weil es wieder Gelegenheiten gebe, diese zu zeigen. Noch 2020 seien viele der Ansicht gewesen: Warum in neue Outfits investieren, wenn es mit Corona keine Anlässe gibt, sie zu tragen? Aber das sei Vergangenheit. Und wenn im Advent die Kauflaune auch unter ihren Schweizer Kunden wieder steige, wäre Schlageter zufrieden.

Zufrieden äussert sich auch Werner Beck, Chef des Bad Säckinger Einkaufszentrums Beck Arkaden. Er sagt: «Strassensperrungen machen uns nichts aus. Wir haben beim Einkaufstourismus fast wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht.»

Zweistellige Zuwächse könnten einige der in den Arkaden angesiedelten Märkte verbuchen: Intersport profitiere vom Trend zu Outdoor-Aktivitäten, Alnatura von dem zu Bio, so Beck. Auch dank Müller mit seinem Sortiment über den Drogerie-Bereich hinaus seien die Beck Arkaden bei Schweizern beliebt. «Gut aufgestellt», um dem Online-Handel die Stirn zu bieten, sieht Beck das Bad Säckinger Shoppingcenter obendrein. Denn in der Internet-Konkurrenz, nicht im Coronavirus, sieht Beck den «grössten Feind».

Umleitung Kaistenberg: Eiken zieht positive Bilanz

Seit dem 13. September signalisieren die Farben rot und weiss am Fuss des Kaistenbergs eines – die Totalsperrung der Strasse zwischen Frick und Kaisten. Für ein Jahr lang kann die Strasse wegen Sanierung nicht befahren werden. Der Verkehr wird via Eiken und dem Hardwald Richtung Laufenburg und Kaisten umgeleitet. Nur der öffentliche Bus, landwirtschaftliche Fahrzeuge und Anwohner dürfen die Strasse auch während der Sperrung passieren.

Wie erlebt Eiken die neue Situation? «Besser als erwartet», zieht Gemeindeammann Stefan Grunder auf Anfrage Bilanz, nachdem das neue Verkehrsregime jetzt drei Wochen in Kraft ist. Man sei positiv überrascht. Ein Grossteil des Verkehrs fliesse über die Autobahn ab. Viele wüssten bereits, dass Eiken schon jetzt ein verkehrlicher «Hotspot» sei und meideten das Dorf. Aber auch die durch den Kanton aufgestellten Schilder sind laut Grunder hilfreich, weil sie die Autolenker schon weiträumig vor Eiken auf die Autobahn lotsten.

Grunder windet dem Kanton denn auch ein Kränzchen: «Das mit der Beschilderung haben die wirklich gut gemacht», sagt er. So halte sich die Zusatzbelastung der Eiker Ortsmitte in Grenzen. Doch vor allem an Freitagnachmittagen komme es an der Kreuzung Hauptstrasse/Laufenburgerstrasse zu Staus und Wartezeiten. Ein Verkehrsdienst zu den Stosszeiten könnte Abhilfe schaffen, regt Grunder an. Eiken sei diesbezüglich im Gespräch mit dem Kanton.