Wobmann vs. Kälin: «Keine Ahnung von Autos!» – «Keine Ahnung vom Klima!»

Die Bilder waren erschreckend: Bei einem heftigen Verkehrsunfall auf der A3 bei Effingen sind vor einer Woche drei Erwachsene ums Leben gekommen. Der Porsche Cayenne hat dabei den Renault regelrecht zerquetscht – der Unfallverursacher blieb unverletzt. Damit wurde auch die Diskussion um die SUV, Sport Utility Vehicles, neu entfacht. Die Stadtgeländewagen haben einen schlechten Ruf, gelten als Klimakiller und als gefährlich für andere Verkehrsteilnehmer – trotzdem steigen die Verkaufszahlen.

Für SVP-Nationalrat Walter Wobmann stehen die SUV zu unrecht in der Kritik. Es gehe bei einem Unfall nicht um Fahrzeugtypen, sondern um das Verhalten des Fahrers, etwa, mit welcher Geschwindigkeit er fuhr. «Es ist doch klar, dass ein Auto mit mehr Masse bei einem Unfall gegen ein kleineres gewinnt», entgegnet Nationalrätin Irène Kälin (Grüne). Wobmann kontert: «Ich warne davor, dass man jetzt einfach einen Fahrzeugtyp verteufelt.»

Kälin: „SUV sind für gar nichts gut“

Kälin betont, die Städte seien nicht gemacht für so grosse Vehikel. «Diese Autos sollen Geländewagen und Sportwagen sein, sie sind aber für gar nichts gut.» Wobmann will ganz dem Konsumenten überlassen, was für ein Auto sie fahren: «Es kann doch nicht sein, dass der Staat entscheidet, welches Auto gut für mich ist.»

Betreffend Umwelt schneiden SUV tendenziell weniger gut ab als Durchschnittsautos. Wobmann gibt aber zu bedenken, dass das Gewicht, das entscheidend sei, auch bei einem Elektroauto hoch sein könne, wie etwa der Tesla zeige. «Es stösst aber kein CO2 aus», merkt Kälin an. Es gebe ihr zu denken, dass trotz der Klimaziele, zu denen sich die Schweiz verpflichtet habe, ständig mehr SUV verkauft würden.

Der SVP-Nationalrat insistiert, wie schlecht die Umweltbilanz des Tesla sei: «Rechnet man die Entstehung mit ein, der Abbau von Kobalt im Kongo und so weiter, dann hat es eine schlechtere Bilanz. Zudem kommt es darauf an, mit was für Strom es betrieben wird.» Die Grüne Nationalrätin merkt an, dass er jetzt von der grauen Energie rede (Energie, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes benötigt wird, A.d.R.), und diese nicht zu den Klimazielen zähle, für die sich die Schweiz verpflichtet habe.

«Keine Ahnung von Autotechnik»

Moderator Rolf Cavalli wirft in die Diskussion, dass laut einer neuen Studie die SUV weltweit mehr zum CO2-Ausstoss beitragen als Flugzeuge. Wobmann bezweifelt diese Zahlen: «Soviel SUV gibt es gar nicht.» Auch für die Schweizer CO2-Billanz sieht er das Problem nicht bei den Geländewagen. «Es gibt andere Autos, mit dem genau gleichen Unterbau, einfach einer anderen Carosserie.» Die seien dann aber nicht so schwer, merkt Kälin an. «Ein Tesla ist genau so schwer», wirft der Wobmann ein. «Der stösst kein CO2 aus», bemerkt die Grüne.

«Es ist schwer, mit jemandem zu diskutieren, der keine Ahnung von Autotechnik hat», sagt Wobmann. Kälin kontert: «Es ist auch für mich schwer, mit jemandem zu reden, der keine Ahnung davon hat, wie wir die Klimaziele einhalten wollen.»

Cavalli möchte vom SVP-Nationalrat wissen, wie man die Klimaziele einhalten wolle. Wobmann: «Die technische Entwicklung im Fahrzeugbereich läuft auf Hochtouren.» Es werde die Zeit kommen, in der ein Auto nur noch zwei bis drei Liter benötige. Das anerkennt Kälin, ist aber der Überzeugung, dass dieser Fortschritt durch mehr Mobilität und Verkehr wieder aufgebraucht wird. «Das liegt an der Zuwanderung», so Wobmann.

Zum Schluss dreht sich die Diskussion wieder um konkrete politische Anliegen. Cavalli will von Kälin wissen, ob die Grünen einst ein Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor fordern werden. «Wenn es nicht andere Massnahmen gibt, die einschenken, dann ja.»