
Zentralschweiz wäre wohl doch besser gewesen: Das WEF in Singapur ist in Gefahr – und muss Tausende abweisen
Er rechne fest mit einer physischen Durchführung des WEF-Jahrestreffens in Singapur, sagte der Geschäftsführer des Weltwirtschatsforums, Alois Zwinggi, noch Anfang April im Interview mit der «Schweiz am Wochenende». Zwinggi wusste aber auch, dass die Coronapandemie immer für böse Überraschungen gut ist. «Eine Garantie gibt es in dieser Zeit nie», sagte er, «weder wir als Organisatoren noch Singapur als Durchführungsort haben ein Interesse daran, dass unser Jahrestreffen zu einem Super-Spreader-Event wird».
Das Treffen 2021 wurde von Davos zuerst in die Zentralschweiz und dann nach Singapur verlegt, wobei der Singapur-Termin bereits nach hinten geschoben werden musste – aktuell soll die Veranstaltung vom 17. bis 20. August stattfinden.
Hochansteckende Mutante taucht auf Inselstaat auf
Doch in den vergangenen Tag sind in Singapur, das für seine äusserst restriktive Coronapolitik bekannt ist, die neuen Indien-Mutanten aufgetaucht, die das Land bislang erfolgreich fernhalten konnte. Diese sind stark ansteckend.

Die Skyline von Singapur: Geplant als Gastgeberstadt des nächsten Jahrestreffens des WEF.
Die Regierung, die zuletzt mit Fallzahlen von nur gerade 10 Infektionen pro Woche glänzen konnte, vermeldete eine plötzliche Verfünffachung der Inzidenz. Sofort handelte sie: Die Quarantäne für einreisende Ausländer wurde auf 21 Tage verlängert. Andere Länder in Asien mit ebenfalls strikter Politik, wie etwas Malaysia, reagierten ebenfalls und verfügten für Einreisende aus Singapur eine 14-Tage-Quarantäne. Der Flugverkehr ist in den vergangenen Tagen deshalb stark eingebrochen. Zudem sind in Singapur jetzt nur noch Treffen von insgesamt fünf Personen erlaubt, und die Homeoffice-Regel wurde verschärft.
Erstmals nimmt nun das WEF offiziell Stellung zu den Folgen der neusten Entwicklung. Sprecher Samuel Werthmüller sagt zu CH Media:
«Ein physisches Sonderjahrestreffen in Singapur ist weiterhin geplant. Das Treffen wird in enger Zusammenarbeit mit den Behörden von Singapur stattfinden.»
Allerdings ist schon jetzt klar, dass der Kongress, so er definitiv stattfinden kann, viel kleiner sein wird als in Davos. Dort treffen sich jeweils 3000 Offizielle, dazu kommt die Entourage. In Singapur sollten es, wie Alois Zwinggi im April sagte, «um die 1000» sein. Jetzt nennt das WEF keine Zahl mehr; offenbar geht es aber aktuell nur noch von 250 bis 500 Teilnehmern aus. Ein echtes Jahrestreffen ist das nicht mehr.
«Enorme Anzahl von Teilnahmeanträgen»
Dabei wäre das Interesse riesig. «Wir werden nicht in der Lage sein, die enorme Anzahl von Teilnahmeanträgen zu berücksichtigen», sagt Werthmüller zur aktuellen Situation. Gemäss Informationen von CH Media müssen Tausende Anfragen abgelehnt werden. Die Lust, wieder mal an ein physisches Treffen zu gehen, war und ist offenbar riesig – nur verbietet es nun die zugespitzte Coronalage in Singapur, die Interessenten zu berücksichtigen. Die Sicherheit geht vor: «Der Kongress wird die sicherste mögliche Umgebung für ein umfassendes globales Treffen bieten», sagt Werthmüller.

Alois Zwinggi, Geschäftsführer des WEF, geht immer noch von einer physischen Durchführung im August aus.
Im Nachhinein ist man immer klüger – aber weil die Corona-Entwicklung in der Schweiz in die richtige Richtung geht, wäre für August ein Treffen in der Zentralschweiz wohl doch möglich gewesen.
Zwar sind die Fallzahlen in der Schweiz nach wie vor viel höher als in Singapur, aber die steigende Impfquote – bis zum WEF im August sollte in der Schweiz die Herdenimmunität erreicht sein – würde eine Durchführung nach aktueller Einschätzung möglich machen. Ein erneutes Umschwenken von Singapur in die Schweiz ist beim WEF aber nicht vorgesehen.