Zertifikatpflicht und dennoch nur halbe Kapazität: Clubs und Discos ärgern sich über Öffnungsplan des Bundesrats

Keine Branche wartet schon länger. Keine hat Covid-19 länger in die Knie gezwungen. Seit acht Monaten sind die Schweizer Clubs jetzt schon bald geschlossen. Nun zeichnet sich das Ende auch für sie ab.

Am 28. Juni sollen die Clubs wieder öffnen dürfen. So sieht das der Bundesrat vor – und will eine Reihe von Sicherheitsnetzen einbauen, um zu verhindern, dass die Öffnung des Nachtlebens zu einem neuen Aufflammen der Pandemie führt. Vorgesehen ist etwa, dass nur in die Clubs darf, wer ein Covid-Zertifikat besitzt – also geimpft oder genesen oder negativ getestet worden ist. Auch sollen die Clubs nur die Hälfte ihrer Kapazität nutzen und nicht mehr als 250 Personen einlassen dürfen.

Neben dem Sicherheitsgurt noch den Velohelm

Der Schweizer Bar- und Clubkommission gehen diese Regeln viel zu weit. Sprecher Alexander Bücheli spricht von einer «Ernüchterung», die der bundesrätliche Öffnungsplan ausgelöst habe. «Vollkommen unverständlich» sei es, dass man das Zertifikat verlangen müsse – und daneben auch noch mit strenge Kapazitätsbeschränkungen gelten sollen. «Wenn man auf dieses Zertifikat setzt, dann muss man ihm auch vertrauen», so Bücheli. «Was der Bundesrat jetzt will, würde im Verkehr bedeuten, dass der Autofahrer neben dem Gurt noch einen Velohelm tragen muss», sagt er.

Monatelang haben die Clubs auf eine Perspektive gewartet. Jetzt bekommen sie laut Bücheli eine, die es ihnen verunmöglicht, den Betrieb wirtschaftlich zu gestalten. «Ein Club braucht 90 Prozent Auslastung», sagt er.

Den definitiven Entscheid fällt der Bundesrat am Mittwoch. Die Bar- und Clubkommission verweist auf die gute epidemiologische Lage – und erwartet, dass die Zertifikatspflicht gekippt wird und stattdessen die Clubs wieder normal öffnen dürfen. Oder, wenn die Zertifikatpflicht bleibt, zumindest die strengen Kapazitätsbeschränkungen fallen. «Wir wollen die Clubs wieder öffnen, unserer Arbeit wieder nachgehen, doch für eine wirkliche Perspektive braucht es eine Kapazität von 1000 Personen», sagt Alexander Bücheli.