
Zofinger Fotograf und Architekt macht den öffentlichen Raum zur Galerie


Museums- und Galeriebesucher stehen zurzeit aufgrund der Corona-Pandemie vor verschlossenen Türen. Dies wollte der Zofinger Fotograf Björn Siegrist ändern und konzipierte deshalb einen in der jetzigen Situation möglichen Weg. Ab heute bis am Sonntag stellt er im Raum Zürich zehn Fotografien auf grossformatigen Plakatwänden aus und macht so den Stadtraum für Passanten zur Galerie. «Ich habe nach Alternativen gesucht», sagt Siegrist. Im März 2020 plante er nämlich eine Ausstellung in Zürich, die genau in die erste Woche des Lockdowns fiel. Also verschob er alles um exakt ein Jahr. «Nun zeichnet sich aber ab, dass auch diese Ausstellung eher schwierig sein wird», so der Architekt.
Die Aktion sei spontan zustande gekommen. Als fleissiger Pendler zwischen Zofingen und Zürich seien ihm auf dem Nachhauseweg die Plakatwände in Zürich aufgefallen. Zuerst dachte er, er könne sich das als Künstler nicht leisten. «Das Unternehmen, das die Wände vermietet, fand meine Idee aber so gut, dass sie mir ein Angebot unter sozusagen Künstlerkonditionen machten», erzählt er mit einem Lachen.
Hinterhöfe und Einöden aus aller Welt fotografiert
Alle zehn Bilder gehören zur Reihe seiner Ausstellung «There’s (still) nothing to see here», zu Deutsch: Es gibt hier (immer noch) nichts zu sehen. Die Fotografien, die Vietnam, Kalifornien, Zürich und Wien zeigen, entstanden in den letzten drei Jahren. Die Ausstellung, die für den März 2020 geplant war, ist heute aufgrund der Umstände aktueller denn je. So heisst es in der Beschreibung der Ausstellung: «Die Ausstellung führt durch Hinterhöfe, Einöden und an Rückfassaden aus aller Welt vorbei. Es sind Bühnen, auf denen scheinbar nichts geschieht, auf denen die Vorstellung noch nicht begonnen hat oder schon längst vorbei ist. Es ist nichts – eben so wie zur Zeit in der ganzen Stadt auch.»
Für Björn Siegrist ist klar: «Bilder nur für mich und das Archiv zu schiessen, ist nicht befriedigend.» Langfristig erhoffe er sich natürlich, das eine oder andere Bild verkaufen zu können. Doch eine Ausstellung sei auch immer eine persönliche Weiterentwicklung. «Es ist spannend, über die Rückmeldungen zu erfahren, was meine Fotografien bei anderen Menschen auslösen und inwiefern sich dies mit meinen Überlegungen deckt», sagt Siegrist.
Corona-Virus war für ihn als Künstler eher förderlich
Bei der Wahl der Plakatwände sei es ihm wichtig gewesen, dass diese nicht in der ganzen Stadt verteilt seien. «Es musste möglich sein, die zehn Bilder zu Fuss innerhalb einer Stunde abzulaufen», so Björn Siegrist. Er wollte nicht, dass man während der Pandemie ein Tram oder Ähnliches brauchen muss. «Ausserdem war natürlich auch die unmittelbare Umgebung der Plakatstellen wichtig, die zwar jeweils immer eine Besonderheit bieten, aber trotzdem den Bildern einen ruhigen Raum bieten sollte», erklärt der Fotograf, für den das Corona-Virus eher förderlich war: «Es hat mir Zeit ermöglicht, auf Stadtspaziergänge zu gehen und meine Bilder zu schiessen.»
Mehr Informationen dazu auf www.bjoernsiegrist.ch.