
(Zu) kurze Tempo-80-Abschnitte: «Die Strecke wird zu einer Bussenfalle»
In der Ausgabe vom 19. Mai enerviert sich der Mühlethaler Francis Wacker über den Kanton und dessen Geschwindigkeitsbegrenzung direkt vor seiner Haustüre in einem Leserbrief. Auf der Strecke zwischen Zofingen und dem Mühlethal sei bereits mehrmals der Streckenabschnitt, auf dem Tempo 80 gefahren werden kann, verkleinert worden. Erst sei Tempo 50 von Zofingen herkommend verlängert worden und gerade vor kurzem sei das entsprechende Schild vom Mühlethal herkommend näher an Zofingen heran verschoben worden. Das Resultat: Laut Wacker sei der Streckenabschnitt, auf dem noch mit Tempo 80 gefahren werden darf, keine 100 Meter lang. Er fragt sich: «Weshalb wird nicht durchgängig Tempo 50 gemacht?» Einerseits könne in dem kurzen Stück nicht richtig Tempo 80 gefahren werden – wenn, dann nur mit starkem Beschleunigen und Bremsen, was nicht sehr ökologisch sei –, andererseits müsse die Strasse, um zur Bushaltestelle «Weiher» zu gelangen, immer noch im 80er-Abschnitt überquert werden. Hinter dem kurzen Streckenabschnitt vermutet er ein nicht durchdachtes Beamtenstück aus Aarau. Ein Blick in die Region zeigt, dass es noch mehr solcher Abschnitte gibt.
Kai Schnetzler, Leiter Sektion Verkehrssicherheit bei der Abteilung Tiefbau des Kantons Aargau, versteht Wackers Beweggrund zwar. «Es ist leider nicht ganz so einfach.» Welches Temposchild wo hingesetzt wird, ist in der Schweiz gesetzlich streng reglementiert – mit nur wenig Spielraum. So ist für ein «Generell 50»-Schild mindestens einseitig eine dichte Bebauung nötig. «Diesen Faktor haben wir bei der vorliegenden Strecke bereits grosszügig ausgelegt, was unter anderem der Wohnqualität der Anwohner zugutekommt», so Schnetzler. Die Ausweitung der Siedlung auf Zofinger Seite erklärt, weshalb die Tempo-50-Tafel in Richtung Mühlethal verschoben wurde. «Die Häuser sind zudem rückwärtig erschlossen und es befinden sich keine Gefahrenquellen entlang des fraglichen Streckenabschnitts», fügt er an. Kommt dazu: Der Teil, der jetzt noch mit Tempo 80 gefahren werden kann, ist ein klassischer Ausserortsbereich mit extra Radstreifen. Rein rechtlich sei also keine Handhabe da, um ein «Generell 50»-Schild hinzustellen.
Würde der Kanton dennoch durchgehend Tempo 50 beschildern wollen, wären bauliche Massnahmen nötig, um das Erscheinungsbild der Strasse entsprechend anzupassen. «Messungen haben ergeben, dass das höhere Tempo beispielsweise in Richtung Zofingen noch weit in den Innerortsbereich hineingetragen wird», so Schnetzler. Der Grund dafür sei, dass der Innerortsbereich aufgrund der Felder auf einer Seite, dem schwach bebauten Gebiet und der breiten Strasse nicht als solcher wahrgenommen wird. «Wenn der Kanton durchgehend Tempo 50 erlässt, muss das die Polizei kontrollieren und durchsetzen. Die Strecke wird zu einer Bussenfalle – das wollen wir nicht.»
Weil schlussendlich eben nicht die Distanz für das Aufstellen von Tempotafeln matchentscheidend ist, sondern andere Faktoren, komme es teilweise zu sehr kurzen Tempo-80-Abschnitten. Schnetzler gibt zudem zu Bedenken, dass, nur weil Tempo 80 gefahren werden darf, nicht unbedingt so schnell gefahren werden muss. «Oft sind es ortskundige Lenker, die in solchen Situationen das Tempolimit ausnutzen und dann gerne auch in den Innerortsbereich ausfahren.»