
«Zu wenig Parkplätze» und «unpassende Hochhäuser»: Das sagen die Parteien zu den Stadion-Plänen
Viel wurde geschrieben, geplant und geredet rund ums Torfeld Süd. Um die Bauherrin HRS, den FC Aarau, die vier Wohntürme, die Raum für bis zu 1200 Menschen bieten sollen. Was das Volk allerdings will, das wurde erst in der Mitwirkung zum «Gestaltungsplan Torfeld Süd» gefragt, die von Mitte August bis zum 1. Oktober öffentlich auflag.
Was das politische Aarau von den Plänen hält, ist nun mehrheitlich bekannt. Die Parteien haben ihre Stellungnahmen eingereicht. Bereits ist absehbar, dass die Debatte im Einwohnerrat im kommenden Frühling heiss werden wird. Einigkeit herrscht eigentlich primär in Bezug auf die vorgesehenen Räumlichkeiten für Kindergarten (zwei Abteilungen), Tagesstrukturen (drei Abteilungen) und Gemeinschaftszentrum. Auch das Thema Frei- und Grünflächen – beziehungsweise: der Mangel daran – kommt in den meisten Stellungnahmen vor und wird ähnlich beurteilt.
Grosse Unterschiede weisen die Forderungen etwa bezüglich Parkplätzen auf (geplant sind rund 800). Und: bezüglich Anteil an gemeinnützigem Wohnungsbau. Hier strebt der Stadtrat einen Anteil von 20 Prozent an.
«Generelles Unbehagen»
Die Grünen begrüssen «die neu hinzugekommenen 2000-Watt-Vorgaben» sowie den festgelegten Anteil gemeinnützigen Wohnungsbaus. Aber: Es bleibe das «generelle Unbehagen, dass die gesamte Arealentwicklung auf das Stadion abgestimmt und diesem untergeordnet ist». Als «unbefriedigend» bezeichnen die Grünen die Anordnung der Hochhäuser, die «nicht aufgrund eines städtebaulichen Gesamtkonzepts entstanden ist, sondern aufgrund der wirtschaftlichen Interessen des Investors und der Vorgaben des Stadions».
Bezüglich Grünräumen bestünden kaum Vorgaben bezüglich ökologischer Qualität. Punkto Verkehr fordern die Grünen, dass die Vorgaben zum Parkplatzangebot «verschärft» würden («autofreies Wohnen») und dass bessere Bedingungen für den Veloverkehr geschaffen werden. Konkret schwebt den Grünen etwa vor, dass die geplante – und bereits bewilligte – Passerelle über die SBB-Geleise ins Torfeld Nord «durch eine Fussgänger- und Velorampe zu erschliessen» sei.
«Freiräume zu knapp»
Ähnlich wie die Grünen sieht die SP «die Entwicklung im Torfeld Süd im Grundsatz kritisch», weil sie «aus einer kurzfristigen Investoren- und Immobilienlogik heraus» und im Umfeld einer «schwierigen Koppelung von Interessen und räumlichen Bedingungen» betrieben werde. Die Hochhaus-Wohnungen würden «nicht die heute zeitgemässen Wohnqualitäten aufweisen und die Türme passten «aufgrund ihrer Massigkeit» nicht ins Aarauer Stadtbild.
Die SP fordert einen Mindestanteil von 30 Prozent Genossenschaftswohnungen, «um langfristig eine gute soziale Durchmischung und Diversität zu erreichen». Ausserdem, so die Sozialdemokraten, soll sich der Stadtrat mit «kreativen Lösungen» beschäftigen. Etwa mit einem Generationenhaus. Die SP will ausserdem «bedarfsgerechte Velounterstände mit Platz für Anhänger», insgesamt weniger Parkplätze und «lenkungswirksame Parkgebühren». Und: «Es ist festzuhalten, dass die Freiräume zu knapp bemessen sind und diese Tatsache auch nicht mit entgegengerichteter Kommunikation verbessert werden kann».
Oberstufe in Hochhaus?
Die EVP hält fest, es gehe «schon lange nicht mehr nur um Stadion und Hochhäuser»: «Hier findet Quartierentwicklung statt.» Die Partei findet es «positiv», dass die Hochhäuser abgestufte Höhen haben. Den Anteil Begegnungs- und Freiflächen findet auch die EVP zu gering: Man wolle auf keinen Fall eine «Teer-Wüste». Die Partei will sich dafür einsetzen, «dass die Stadt in einem der Hochhäuser die Platzierung der Oberstufe prüft». Denn aus Sicht der EVP eigne sich der Standort «hervorragend» für eine neue Oberstufen-Schule. Zudem, so die EVP, wäre an diesem Standort auch begleitetes Alterswohnen denkbar.
«Nicht übermässig einengen»
Die FDP schreibt in ihrer Stellungnahme: «Wir wehren uns gegen weitere einschränkende Vorschriften und zusätzlichen Administrativaufwand.» Man wolle den Handlungsspielraum für die Realisierung von Projekten «nicht übermässig einengen» und die Vorgaben an spätere Mieter und Nutzer möglichst gering halten. Gerade bei der Umsetzung der Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft auf dem Areal sieht die FDP «grosses Potenzial zur Vereinfachung» und zur Reduktion des administrativen Aufwands.
Die FDP schlägt vor, den vorgeschriebenen Anteil gemeinnützigen Wohnungsbau auf 10 Prozent zu beschränken. Eine zu hohe Quote sei «der angestrebten Mieterschaft in den Liegenschaften (Pendler/gute Steuerzahler) nicht förderlich», heisst es weiter in der Stellungnahme. Ausserdem habe sich die Aarauer Bevölkerung letztes Jahr bei der Urnenabstimmung über die Wohnbauinitiative «deutlich gegen übermässige Förderung von gemeinnützigem Wohn- und Gewerberaum ausgesprochen». Auch will die FDP verhindern, dass ein Zwang zur Vermietung von Parkplätzen festgeschrieben wird. «Es soll jedem Arbeitgeber überlassen sein, ob er seinen Angestellten den Parkplatz vermietet oder gratis zur Verfügung stellt».
Mehr Parkplätze für den FC
Die SVP hat sich schliesslich kurz gefasst: Sie fordert einzig, die Anzahl der fixen Parkplätze für den FC Aarau seien von 15 auf 30 Stück zu erhöhen. Alleine das Kader der Mannschaft bestehe aus 23 Spielern, hinzu komme der Staff, heisst es in der Begründung. «Diesen Personen zu diktieren, mit dem öV zum Spiel oder zu ihrer Arbeit zu gelangen, ist nicht akzeptabel.» Ausserdem habe der FCA heute schon 30 Parkplätze zur Verfügung, und das Kapitel «neues Stadion» solle «eine Verbesserung und kein Rückschritt sein».
Dass die SVP nur zu einem einzigen Thema Anmerkungen hat, ist überraschend. Der Meinungsbildungsprozess innerhalb der Fraktion sei noch nicht abgeschlossen, es gebe sowohl Befürworter als auch kritische Stimmen, sagt Simon Burger. Man gehe davon aus, dass die übrigen Eckpunkte wie gemeinnütziger Wohnungsbau, Kindergärten oder 2000-Watt-Gesellschaft mit der Bauherrin HRS abgesprochen seien. «Wenn das Projekt für die HRS auch mit diesen Auflagen wirtschaftlich realisiert werden kann, so kann uns das recht sein. Wir verfolgen aber mit Sorge, wie diverse Interessensgruppen alle ihre Partikulärinteressen in das Projekt einzubringen versuchen. Damit läuft man Gefahr, den Bogen zu überspannen.»