
Zuerst die Stadt: Die öffentliche Weihnachtsbeleuchtung darf nicht konkurrenziert werden
Aaraus Weihnachtsbeleuchtung ist 60-jährig und gilt als bewährt. Die Lichterketten in Form eines «W» – für «Weihnachten» – mit jeweils einem grossen Stern in der Mitte sind ein Markenzeichen der Weihnachtszeit in der Altstadt und seit zehn Jahren auch in der Vorderen Vorstadt. Jedes Jahr werden die Lichter am Night Shopping vor dem ersten Adventswochenende angeschaltet.
Als sie durch neue, stromsparende Lichterketten ersetzt werden sollten, wehrten sich Bewohner und Geschäfte der Altstadt und setzten sich für den Erhalt der traditionsreichen Beleuchtung ein. So wurden die rund 2500 Lichter und insgesamt 39 Sterne nicht gänzlich ersetzt, sondern 2011 auf LED umgerüstet, die Form der Ketten und Leuchten aber soweit beibehalten.
Damit die städtische Beleuchtung aber nicht konkurrenziert wird, sollen die Geschäfte in der Altstadt keine eigene Weihnachtsbeleuchtung mehr aufstellen dürfen. Das Restaurant El Camino etwa, das jahrelang charakteristische Lichterketten vor seinen Fenstern aufgehängt hatte – die einen Vorhang aus lauter kleinen Lampen bildeten – wurde von der Stadt offenbar gebeten, dieses Jahr auf die Lichter zu verzichten. Auf Anfrage bestätigt die Stadtverwaltung: Sie sei bestrebt, dass in der Altstadt keine grossflächigen Weihnachtsbeleuchtungen auf Fassaden und Fensterfronten angebracht werden.
Öffentliche Beleuchtung komme so besser zur Geltung
«Die geschichtlich und städtebaulich interessante Altstadt von Aarau soll auch in der Advents- und Weihnachtszeit wahrgenommen werden können», heisst es seitens der städtischen Kommunikationsabteilung.
«Im Gespräch mit verschiedenen Eigentümern und Geschäftsbesitzern ist es gelungen, die Anzahl solcher Weihnachtsbeleuchtungen aus den genannten Gründen einzuschränken. So kann die festliche öffentliche Weihnachtsbeleuchtung besser zur Geltung kommen.»
Vereinigung Zentrum Aarau: «Das ist auch in unserem Sinn»
Die Vereinigung Zentrum Aarau, die sich für die Anliegen des Gewerbes einsetzt, sieht in der Absicht der Stadt kein Problem. «Das ist auch in unserem Sinn», sagt Vorstandsmitglied Marianne Bolliger. «Wir haben eine schöne Weihnachtsbeleuchtung, für deren Erhalt wir auch gekämpft haben.»
Wichtig sei, dass die Altstadt zur Weihnachtszeit ein schönes Bild von sich gebe. In den letzten Jahren sind etwa die Lichterketten an der Fassade des ehemaligen Möbelgeschäfts Strebel weggekommen und auch an den Fenstern am Rathaus verzichtet die Stadt auf zusätzliche Lichter – auch als ein Zeichen, Strom zu sparen.
Das «El Camino» also bleibt dieses Jahr ohne seine Lichter, anders sieht es in der Vorderen Vorstadt aus: Dort hat die Papeterie Hagenbuch über drei Stockwerke mehrere Lichterketten aufgehängt. Wie Inhaberin Doris Tarmann sagt, sei auch sie von der Stadt wegen der Lichter aufgesucht worden.
Doch sie winkte ab: Die Lichter habe sie vor erst vier Jahren zum 150-Jahr-Jubiläum der Papeterie teuer gekauft. Die sonst in ihren Augen vernachlässigte Vordere Vorstadt werde dadurch attraktiv geschmückt, zudem seien die Leuchten energiesparsam.
«Wir erhalten viele positive Rückmeldungen und ich habe selber grosse Freude daran», sagt sie. «Unsere Lichter, die städtische Beleuchtung und der Baum auf dem Aargauerplatz – das sieht super aus.»