Zwei FHNW-Alumni haben den ersten Wiggertaler Gin kreiert

Der Brand tropft aus der Destille. Auf diesen Moment haben sich Lucas Müller, 29, aus Aarburg und Natascha Baumann, 29, aus Bern lange gefreut. Ihr gemeinsam kreierter «Hägeler Gin» wird endlich für den Verkauf produziert. Wobei Baumann es nur virtuell via Skype-Übertragung erleben kann, denn sie lebt heute in Nürnberg.

Die beiden sind ehemalige Kommilitonen. Gemeinsam haben sie «International Management» an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) studiert. Während ihres letzten Studienjahrs bis Sommer 2019 belegten sie das Vertiefungsfach «Entrepreneurship». In diesem mussten die Studierenden in Gruppen einen Businessplan für ein neues Produkt erarbeiten und präsentieren. Müller bildete damals mit Baumann eine Gruppe und offenbarte ihr seinen Wunsch: Seit er in Edinburgh an einer Gin-Führung teilgenommen hatte, wollte er seinen eigenen Gin kreieren. Baumann fand die Idee gut, und so machten sich die beiden ans Werk.

Das Aroma erinnert an einen Tag im Wald

Zum Abschluss der Gruppenarbeit mussten sie den Gin in einem zweiminütigen Pitch vorstellen und das Publikum überzeugen, dass es sich lohnt, in das Produkt zu investieren. Der Gin kam gut an und beide schlossen das Fach mit der Note 5,5 ab. Nach dem Studium zog es Baumann nach Nürnberg. Doch sie und Müller blieben in Kontakt. «Wir stellten uns immer wieder vor, wie cool es gewesen wäre, den Gin tatsächlich zu vermarkten», sagt Baumann. Und sie ergänzt: «Da wir wegen Corona sonst nicht viel zu tun hatten, entschlossen wir uns, das Projekt weiterzuverfolgen. Den Businessplan hatten wir ja schon.»

Der Gin sollte gemäss Businessplan aus regionalen Zutaten hergestellt und lokal vermarktet werden. Müller erzählt: «Mit dem Geschmack des Gins wollten wir das Grüne des Wiggertals einfangen. Also haben wir mit verschiedenen Botanicals experimentiert, zum Beispiel Holunder und Löwenzahn. Das Aroma sollte an einen Tag im Wald erinnern.»

Um «Hägeler Gin» zu destillieren und abzufüllen, hat sich Müller bei Urs Riedo gemeldet. Mit ihm hatten Müller und Baumann auch damals während der Studienarbeit zusammengearbeitet. Riedo ist der Geschäftsführer von «Blackmoon Gin» in Schöftland. Müller konnte sich in seinen Räumlichkeiten einmieten und seine Destille nutzen. Denn für das Betreiben einer solchen braucht es in der Schweiz eine Brennbewilligung.

«Hägi isch es Stöck Wiggertau i de Fläsche»

Während Müller die Produktion des Gins möglich gemacht hat und für die Produktionskosten aufkam, kümmerte sich Baumann um Social Media und die Website. Denn sie hatte die Zielgruppe definiert: Gin-Liebhaber, Menschen, die Wert auf lokale Produkte legen, und Menschen, die aus der Region kommen oder einen Bezug zu ihr haben.

Und auf der Website heisst es nun: «Hägi isch es Stöck Wiggertau i de Fläsche.» Denn Müller und Baumanns Produkt enthält Botanicals – also Kräuter – aus dem Napfgebiet, die sie bei einem Willisauer Biobauernhof eingekauft haben. Das Wasser als Grundlage stammt aus dem Wiggertaler Hägeler-Strom.

Müller und Baumann legen grossen Wert auf Qualität – nicht nur bei den Zutaten des Gins, sondern auch wenn es um das Äussere geht. So präsentiert sich «Hägeler Gin» in einer eleganten, schwarzen Steinzeugflasche, die allein 700 Gramm wiegt.

Müller hat vorerst eine limitierte Auflage von insgesamt 150 Flaschen abgefüllt. Er und Baumann freuen sich, den Online-Shop lanciert zu haben und dieses Wochenende mit dem Verkauf ihres «Hägeler Gins» à 49 Franken pro Flasche zu beginnen.