
Zwei Schweizer für den deutschen Buchpreis nominiert
Mit ihrem gruselig-satirischen Roman über das Wiederauftauchen des Grafen Dracula im postdiktatorischen Rumänien hat Dana Grigorcea im Frühjahr einen experimentellen Roman vorgelegt. Dass sie mit «Die nicht sterben» für den Deutschen Buchpreis nominiert ist, ist hoch verdient – und plausibel. Denn das Buch glänzt nicht nur mit einem breiten Gesellschaftspanorama des postkommunistischen, ländlichen Rumänien. Es liest sich auch als scharfe Parabel auf das Nachleben einer Diktatur in vermeintlich demokratischen, freien Gesellschaften.
Mit Christian Kracht hatte man ohnehin rechnen müssen. Der stets unnahbare, gerne rätselhaft sich gebende und mit Ironie kokettierende Schriftsteller ist einer der Lieblinge des deutschen Feuilletons. Zudem hat er mit seinem neuen Roman «Eurotrash» sowohl die Kritik begeistert wie die Leserinnen und Leser überrascht. Denn darin unternimmt ein Erzähler namens Christian Kracht mit seiner gesundheitlich angeschlagenen und alkohol- und medikamentenabhängigen Mutter eine skurrile Reise an die Orte ihrer gemeinsamen, traumatischen Familiengeschichte in der Schweiz. Das ist lustig zu lesen und fintenreich erzählt. Dass Kracht so humorvoll schreibt, hat viele verblüfft.
Herkunft und zentrale Fragen der Gegenwart im Blick
Insgesamt 20 Autorinnen und Autoren können sich nun Hoffnungen auf den Deutschen Buchpreis 2021 machen. So haben es unter anderem Heinz Strunk, Shida Bazyar, Franzobel, Monika Helfer und Franziska Hoppe mit ihren neuen Romanen auf die Auswahlliste geschafft, wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gestern Dienstag in Frankfurt mitteilte. Die Longlist des Buchpreises würdige sowohl das literarische Experiment wie den realistischen Roman, das Komische wie das Surreale», sagt Jurysprecher Knut Cordsen, Kulturredakteur beim Bayerischen Rundfunk. Und: «Diese 20 Bücher nehmen Herkunft und Geschichte ebenso in den Blick wie zentrale Fragen der Gegenwart.»
Seit 2005 einer der wichtigsten Buchpreise
Nachdem die Jury zunächst 20 Titel für die sogenannte Longlist ausgewählt hat, wird diese am 21. September dann auf sechs Titel, die Shortlist, verkürzt. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse verkündet. Die Preisverleihung findet am 18. Oktober statt. Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche und wird seit 2005 verliehen. Im vergangenen Jahr ging er an Anne Weber für ihren Roman «Annette, ein Heldinnenepos».
Die 20 Nomierten in alphabetischer Reihenfolge
Henning Ahrens: Mitgift (Klett-Cotta, August 2021)
Shida Bazyar: Drei Kameradinnen (Kiepenheuer & Witsch, April 2021)
Dietmar Dath: Gentzen oder: Betrunken aufräumen (Matthes & Seitz Berlin, August 2021)
Franzobel: Die Eroberung Amerikas (Paul Zsolnay, Januar 2021)
Georges-Arthur Goldschmidt: Der versperrte Weg (Wallstein, Juni 2021)
Dana Grigorcea: Die nicht sterben (Penguin, März 2021)
Norbert Gstrein: Der zweite Jakob (Carl Hanser, Februar 2021)
Dilek Güngör: Vater und ich (Verbrecher, Juli 2021)
Monika Helfer: Vati (Carl Hanser, Januar 2021)
Felicitas Hoppe: Die Nibelungen (S. Fischer, September 2021)
Peter Karoshi: Zu den Elefanten (Leykam, Mai 2021)
Christian Kracht: Eurotrash (Kiepenheuer & Witsch, März 2021)
Thomas Kunst: Zandschower Klinken (Suhrkamp, Februar 2021)
Gert Loschütz: Besichtigung eines Unglücks (Schöffling & Co., Juli 2021)
Yulia Marfutova: Der Himmel vor hundert Jahren (Rowohlt, März 2021)
Sasha Marianna Salzmann: Im Menschen muss alles herrlich sein (Suhrkamp, September 2021)
Mithu Sanyal: Identitti (Carl Hanser, Februar 2021)
Ferdinand Schmalz: Mein Lieblingstier heißt Winter (S. Fischer, Juli 2021)
Antje Rávik Strubel: Blaue Frau (S. Fischer, August 2021)
Heinz Strunk: Es ist immer so schön mit dir (Rowohlt, Juli 2021)