
2000 Kilometer für den FC Aarau – eine abenteuerliche Fanreise
24 Stunden unterwegs, 2000 Kilometer Reiseweg – für ein Spiel des FC Aarau? Wie verrückt muss man sein? Für Roger Kündig ist es «Ehrensache», keine Kosten und Mühen zu scheuen, um am Donnerstagabend Punkt 20 Uhr im Stadio Riva IV in Chiasso Platz zu nehmen und seinen FC Aarau im Barrage-Kampf vor Ort zu unterstützen.
Für den 38-Jährigen beginnt die Reise 24 Stunden vor dem Anpfiff in Donegal, am nördlichsten Zipfel Irlands. Dorthin ist der Sarmenstorfer mit Frau Nicole 2006 ausgewandert. Geplant war zunächst ein einjähriger Sprachaufenthalt, doch dem Paar hat es im Land der Pubs und Schafe so gut gefallen, dass sie geblieben sind. Kündig führt ein Reisebüro und bietet «auf die Wünsche der Kunden abgestimmte Touren an, keine Trips ab Stange». Mit Sohn Simon (4) wohnen die Kündigs in einem Cottage: «Abgelegen, um uns Wiesen und Schafe. Zum Strand sind es zehn Minuten.»
Seit 34 Jahren begeistert
Die beliebtesten Sportarten in Irland sind «Gaelic Football», eine Mischung aus Fussball und Rugby, und Hurling, vergleichbar mit Landhockey, nur dass der Ball auch mit den Händen gespielt werden darf. Fussball spielt eine untergeordnete Rolle. Kein Grund für Roger Kündig, die Beziehung zum FC Aarau zu vernachlässigen. Vor 34 Jahren, am 27. Mai 1985, beginnt sein Herz für den Klub vom Brügglifeld zu schlagen. Aarau gewann damals den Cupfinal gegen Xamax mit 1:0, der fünfjährige Kündig bekam an einem Fest in einer Waldhütte mit, wie euphorisch sich die Erwachsenen über Walter Iselins goldenes Tor freuten. Nach der Auswanderung nach Irland berichten ihm erst der ehemalige FCA-Speaker Daniel Angelini und der zukünftige Präsident Philipp Bonorand, wie die Spiele aus ihrer Sicht gelaufen sind. Damals gab es im Internet noch keinen Live-Ticker der Spiele.
Einmal pro Jahr reisen die Kündigs in die Schweiz: «Um Familie und Freunde zu treffen, um uns mit Schweizer Esswaren einzudecken und natürlich, um ins Brügglifeld zu gehen. Die Flüge buchen wir jeweils so, dass möglichst viele FCA-Spiele in unseren Aufenthalt reinpassen.» Roger Kündig, früher an jedem Heimspiel vor Ort, geniesst die seltenen Stadionbesuche in vollen Zügen: «Das Abenteuer beginnt bereits auf dem Weg zum Brügglifeld, danach kommt der Besuch des Restaurants Sportplatz, um dort den zahlreichen Experten zu lauschen, wie sie den Match im Voraus analysieren. Es folgt der Gang durch die Eingangstore – und da ist er wieder, der Duft des Brügglifelds. Brutzelnde Aargauer Spiesse und Scharfe Kurven (eine Wurstspezialität; d. Red.), vermischt mit dem Geruch von Zigarren, Bier und einer grossen Prise Gemeinsamkeitsgefühl – einfach herrlich! Es fühlt sich an wie nach einer Weltreise und bei der Heimkehr ist immer noch alles genau gleich wie vorher. Kurt, der im roten FCA-Trikot seit 20 Jahren am gleichen Ort unter dem Totomat steht. Oder der kleine Hans, der bei jedem Spiel sein blaues ‹Harassli› mitbringt, um von hintersten Reihe eine gute Sicht über das Feld zu haben. Manchmal erwische ich mich an den Spielen dabei, dass das Resultat zweitrangig ist, dass ich das Erlebnis höher einstufe.»
Busfahrt, Flug, Mietauto
Heute Abend startet Kündigs Anreise ans Chiasso-Spiel mit einer dreieinhalbstündigen Busfahrt von Donegal nach Dublin. Nach der Nacht am Flughafen hebt am Donnerstag um 7 Uhr der Flieger nach Basel ab. Dort steigt Kündig in ein Mietauto, lädt in Aarau seinen Freund, FCA-Speaker Markus Papis, auf und fährt mit ihm nach Chiasso. Kündigs Frau reist mit Sohn Simon nach. «Den Rückflug habe ich erst nach dem 2. Juni gebucht. Es wäre unglaublich emotional, am Tag des Barrage-Rückspiels meinen Sohn an sein erstes FCA-Spiel mitzunehmen.»