2017 wird ein Rekordjahr: «Pilze, wie seit 25 Jahren nicht mehr»

Pilze sind geheimnisvolle Schöpfungen der Natur. Sie bilden das dritte grosse Reich unter den Lebewesen – neben den vielzelligen Tieren (Metazoa) und den Pflanzen (Plantae). Die Eukaryoten – die Pilze – sind launisch. In manchen Jahren lassen sich einige Arten kaum blicken, und im nächsten schiessen sie nur so aus dem Boden. «2017 bietet einen Pilz-Herbst, wie wir ihn in den letzten 25 Jahren nicht mehr erlebt haben», sagt Alfred Murat. Der Brittnauer ist nebenamtlicher Pilzkontrolleur und für mehrere Gemeinden im Wiggertal zuständig.

Auf seiner Kontrollstelle ging und geht es hektisch zu. Korbweise bekommt er Pilze zur Begutachtung prä- sentiert. Das ist auch gut so. Immer wieder entdeckt er Pilze, die giftig oder nur mit Vorsicht geniessbar sind. Dies gilt für deren Zubereitung oder das Getränk zum Pilzgericht. So sind einige Pilzarten und Alkohol keine gute Idee.

Die Rechnung ist brutal, aber zuverlässig – ein gutes Pilzjahr ist für Tox Suisse Info ein arbeitsintensives Jahr. Die spezialisierten Ärztinnen und Ärzte haben bis dato rund 670 Anrufe von Menschen mit Vergiftungserscheinungen im Zusammenhang mit Pilzen entgegennehmen müssen. Das sind 50 Prozent mehr Telefonate als im Vorjahr. Darunter sehr ernste Fälle. «Bei einer Knollenblätterpilzvergiftung ist nur der unverzügliche Beginn einer Therapie lebensrettend.»

In diesem goldenen Herbst haben es die Pilzkontrolleure mit vielen «Novizen» unter den Pilzsammlern zu tun. Die verfallen in ein Sammelfieber und packen teilweise alles, was sie erblicken, in ihren Korb oder Tasche. «Keine gute Idee», sagt Walter Siegrist, Pilzkontrolleur aus Vordemwald. Wenn es einem schon schwerfalle, eine «Goldgrube» anderen zu überlassen, dann bitte die Pilze nach Art sortieren und so zur Kontrolle bringen.

Was Alfred Murat in Brittnau in den Körben gesehen hat, sind viele verdorbene, angefaulte Pilze. Aber er ist froh, dass die Leute zu ihm oder einem anderen Kontrolleur gekommen sind – «auch wenn mich das angesichts der vielen Besuche an den Anschlag gebracht hat.» In diesem Zusammenhang dankt er seinen Nachbarn, die den regen Autoverkehr zu seiner Liegenschaft und die «wilde Parkiererei» ohne Murren erduldet haben und vermutlich noch einige Tage ertragen müssen. «Die sonnigen Tage, Frühnebel und kein Wind, der den Waldboden trocknet, sind ideal für Pilze.» Apropos Arbeitsbelastung und Nachfolgeprobleme bei den Pilzkontrolleuren: Murat denkt an eine regionale Pilzkontrolle und ist bei den Gemeinden des Bezirks bereits auf gutes Echo gestossen.

Sammeln, was der Korb fasst
Darf man kiloweise Pilze sammeln? Im Aargau ist dem so. Es gibt keine Bestimmungen. Anders im Kanton Luzern. Da darf man vom 1. bis 7. jeden Monats nicht «pilzlen». Danach maximal zwei Kilo pro Tag und Person – Eierschwämme nur 500 Gramm. Sperrtage kennt auch der Kanton Zürich und die Bestimmung: «Sammler dürfen nur ein Kilo ihnen bekannter Pilzarten pflü- cken.» Auf Wissen, auf Ausbildung, setzt auch Peter Altherr. Er ist Pilzkontrolleur in Moosleerau und bietet Anfängern und Fortgeschrittenen Pilzkundekurse an.