60 Mio. Franken Spenden: Corona öffnet Herz und Portemonnaie der Schweizer

Appelle und Bekenntnisse zur Solidarität gab es in der Coronakrise bisher zuhauf. Nun zeigen die Zahlen der Hilfswerke, dass die Solidarität auch tatsächlich gelebt wird. Seit die Organisation Glückskette am 23. März mit der Sammlung für Einzelpersonen und Familien in der Schweiz begann, die unter den gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie leiden, kamen rund 40 Millionen zusammen. Damit belegt die noch laufende Corona-Aktion bereits jetzt den achten Platz auf der Liste der grössten Glückskette-Sammlungen.

Drei Viertel der Spenden kommen von Privaten, Kantonen, Gemeinden und KMU. Priska Spörri von der Glückskette stellt fest:

So zahlte der Schokoladenfabrikant Lindt und Sprüngli und die Versicherung Groupe Mutuel je eine Million. Auf einer «Wall of Fame» präsentieren sich auch Luxusmarken wie Rolex und Porsche.

Auch viel Freiwilligenarbeit wurde geleistet

Die Glückskette gibt das Geld an über hundert Vereine weiter, die Essen verteilen, Rechnungen zahlen oder für Angehörige der Risikogruppe einkaufen. Zusätzliche Spenden fliessen direkt zu diesen Organisationen, wie eine Umfrage zeigt. So erhielt das Schweizerische Rote Kreuz einen tiefen zweistelligen Millionenbetrag. 450’000 Franken kamen von Privatpersonen. Der Rest kam auch hier durch zum Teil grosse Zuwendungen von Firmen zustande.

Sabine Zeilinger vom Roten Kreuz spricht von grosser Solidarität und erinnert an die zahlreichen Stunden an Freiwilligenarbeit, die ebenfalls geleistet wurden. Ähnlich klingt es bei der Caritas. Dort rechnet man mit insgesamt drei Millionen Franken an Corona-Spenden. Pro Senectute rechnet mit einer Zunahme an Spenden in der Höhe von 25 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode.$

Die Not im Ausland ist grösser

Während die Spendenzähler stiegen, sank die Anzahl Neuinfektionen in der Schweiz. Die Situation hat sich entspannt. Geschäfte und Coiffeursalons sind wieder geöffnet, Physiotherapeutinnen und Masseure dürfen wieder arbeiten. Der Fokus der Helfer verschiebt sich darum ins Ausland. In Südamerika oder Afrika steigt die Zahl der Corona-Fälle und es fehlt an Spitälern und Hygienematerial.

Die Organisation spendete darum bereits 800’000 Franken für den Nothilfeappell der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften. Zudem hat das SRK über zwei Million Franken für die kurzfristige Unterstützung ihrer Gesundheitsprojekte in rund 20 Ländern eingesetzt. Zur Zeit finden Gespräche mit Firmen statt, ob Corona-Spenden auch für Projekte im Ausland verwendet werden dürfen.

Die Glückskette hat aus einem separaten Notfallfonds bereits zwei Millionen für Projekte in Burkina Faso, Haiti, Mozambique, Myanmar und Tansania gesprochen. Die rund 40 Millionen der bisherigen Coronavirus-Sammlung von Glückskette sind aber für Hilfe in der Schweiz bestimmt. Die Stiftung hat aber letzte Woche eine Sammlung für Corona-Hilfe im Ausland gestartet, ohne darüber zu kommunizieren.

Zur Zeit laufen Diskussionen mit den Partnerhilfswerken über die mögliche Hilfe, und ob auch für diese Kampagne über die Programme der SRG informiert geworben werden oder gar ein Sammeltag abgehalten werden soll.

Spenden die Schweizerinnen und Schweizer noch einmal?

Haben die Schweizer nach ihren Spenden für die Corona-Hilfe im Inland noch Geld für Länder, die es nun wegen schlechterer Infrastruktur härter trifft? Priska Spörri von der Glückskette ist zuversichtlich. Sie erinnert an das Jahr 2010. Damals hatte die Stiftung eben erst 66 Millionen für die Erdbebenopfer in Haiti gesammelt, als in Pakistan die Flüsse über die Ufer traten und ganze Landstriche unter Wasser standen. Es kamen noch einmal 42 Millionen zusammen. Erste Zahlen stimmen optimistisch. Obwohl für die internationale Hilfe kein Aufruf gemacht wurde, kamen seit Mittwoch schon 12’000 Franken zusammen.

«Ärzte ohne Grenzen» erhielt zudem für ihren globalen Hilfsfonds von Schweizer Spenderinnen und Spendern 10,5 Millionen Franken, wie die Organisation auf Anfrage offenlegte.

Zählt man die Beträge der angefragten Hilfswerke zusammen, kommen über 60 Millionen zusammen. Ob die Schweiz während der Coronazeit insgesamt spendabler wurde oder ander Zwecke weniger berücksichtigt werden, muss sich noch zeigen. Im Jahr 2018 haben Hilfswerke 1,8 Milliarden Franken erhalten.