Kappeler müssen zwei Wochen lang ohne Einkaufsmöglichkeit auskommen

Einige der Regale sind bereits leergeräumt, mehrere Rabatt-Schilder zieren die Wände der Kappeler Chäsi. Es sind Anzeichen dafür, dass ein Wandel im Gange ist. Gemunkelt wurde im Dorf schon lange, dass die Chäsi-Besitzer aufhören wollen. Nun ist es so weit: Erwin und Pia Huber geben das Geschäft nach 20 Jahren auf.

In Härkingen wird Erwin Huber weiterhin seinen Fest- und Party-Betrieb führen. Er hat dafür die Räumlichkeiten des Dorflädelis gemietet, welches Ende März seine Pforten schloss (wir berichteten). Den Laden als solchen wird es in Härkingen aber nicht mehr geben. Die Räume werden für die Lagerung sowie die Produktion von Fest- und Partyservice-Produkten genutzt.

Kundenkontakt wird fehlen
Für grössere Anlässe wie Hochzeiten oder Geburtstage will Huber den Partyservice gerne weiterhin führen. Täglich hinter der Theke zu stehen, könne er sich jedoch nicht mehr vorstellen, weshalb er künftig kürzertreten will. Zudem gehe es langsam der Pension entgegen, begründen die 59- und der 62-Jährige den schweren Entscheid, sich von ihrem Betrieb zu trennen.

Bevor sie diesen vor 20 Jahren übernahmen, betrieben die Kappeler die Chäsi in Hägendorf. Erwin Huber blickt deshalb sowohl mit einem lachenden als auch mit einem weinenden Auge zurück. «Wenn du nach 34 Jahren an der Front plötzlich in den Hintergrund wechselst, geht dir das schon nah.» Aber irgendwann müsse einfach fertig sein.

Vermissen werde Huber vor allem den Kundenkontakt. Diesen habe er stets rege gepflegt und geschätzt. «Früher kamen die Leute zu mir, jetzt muss ich halt zu ihnen gehen», sagt Huber und lacht. In einem kleinen Dorf wie Kappel entstünden schnell freundschaftliche Beziehungen. Einige seiner Kunden haben auch grosse Mühe mit dem Entscheid. Vor allem ältere Leute, die kaum in den grossen Coop in Hägendorf oder in den Gäupark einkaufen gehen können, würden sich um die Einkaufsmöglichkeit im Dorf sorgen.

Betrieb wird weitergeführt
Huber gibt aber Entwarnung. Per 28. April schliessen sich zwar die Türen der Chäsi. Diese gehen jedoch bald wieder auf. Die Milchgenossenschaft Kappel, Besitzerin der Räumlichkeiten, hat bereits eine Nachfolge gefunden: Konstan Francis und seine Lebenspartnerin Jachintha Varatharajan werden das Geschäft ab dem 14. Mai weiterführen. Francis habe sich zwar einen nahtlosen Übergang gewünscht, es werde aber noch einiges an Ware angeliefert. Die beiden Baselbieter mit sri-lankischen Wurzeln müssen in der Zwischenzeit auch noch die Wohnung oberhalb des Ladens beziehen.

Die jungen Pächter haben bereits Erfahrungen im Verkaufsbetrieb gesammelt und stellen sich jetzt der Herausforderung eines eigenen Ladens. «Es kommt schon einiges auf uns zu, aber wir freuen uns auf diesen neuen Lebensabschnitt», sagt Francis. Da die neuen Pächter dieselben Produkte vertreiben, werde sich für die Kappeler kaum etwas ändern. Einzig an die neuen Gesichter und an den neuen Namen werde man sich gewöhnen müssen. Der Betrieb soll nämlich künftig «Marché de la Chapelle» heissen, also «Laden der Kapelle». Der Name sei einerseits an seinen eigenen Nachnamen «Francis» angelehnt, welcher französisch ist, andererseits natürlich an das Wahrzeichen des Dorfs, die Kapelle.