Jasmin Fischer führt ihr Team mit viel Fingerspitzengefühl

SERIE

Die KMU-Frauen Schweiz bilden ein Netzwerk aus Unternehmerinnen, Gewerbefrauen und mitarbeitenden Partnerinnen sowie Frauen in leitenden Positionen, die in unterschiedlichen Branchen und Berufen tätig sind. Ein KMU ist laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft SECO jedes marktwirtschaftliche Unternehmen, das zwischen 1 und 249 Angestellte beschäftigt. Dieses Jahr werden die KMU-Frauen Schweiz 25 Jahre alt. Auch in der Region Zofingen gibt es zahlreiche KMU-Frauen. Vier stellen wir im Rahmen einer Sommerserie kurz vor.

Mehr Infos zu KMU-Frauen Schweiz: www.sgv-usam.ch

Teil 1: Weinhändlerin Bienz: «Meine Jobs waren eine gute Lebensschule»

Teil2: Cleonice Morone frisiert, formt und kreiert mit Herzblut

Zufall oder nicht – vor 30 Jahren ist Jasmin Fischer in der Villa im Park auf die Welt gekommen, heute ist sie die stellvertretende Direktorin der renommierten Rothrister Privatklinik. Dass sie schon so jung eine solche Führungsposition innehaben würde, hätte sie nicht erwartet, meint die junge Frau bescheiden. «Ich habe mich seit dem letzten November gut eingelebt. Meine Mitarbeitenden haben am Klinikfest meine Arbeit mit einem grossen Blumenstrauss verdankt. Das bedeutet mir sehr viel», sagt Jasmin Fischer und lacht.

Im Businesslook in einem hellblauen Zweiteiler erscheint die junge, grazile Frau zum Interview. Sie wirkt sehr feminin, verständnisvoll und einfühlsam, aber dennoch bestimmt und selbstbewusst. Sie weiss, was sie will. Mit ihrer neugierig-ehrgeizigen Art packt sie immer wieder neue Chancen und Möglichkeiten an, um vorwärts zu kommen. Eine gute Voraussatzung für eine Führungsposition. Jasmin Fischer ist in Egerkingen aufgewachsen, wo sie heute mit ihrem Mann wohnt. Nach der Matura an der Kantonsschule Olten wollte sie erst einmal Berufserfahrung in der Finanzbranche sammeln. «Ich absolvierte eine Bankfachausbildung bei der UBS.» Doch das reichte ihr nicht. Sie vertiefte die interessante Materie noch mehr und studierte berufsbegleitend an der FHNW Olten Betriebsökonomie. Nach dem Bachelor-Abschluss war sie als Revisorin bei Deloitte tätig. «Dort konnte ich die Firmen direkt betreuen, bei eingeschränkten Revisionen mitwirken und helfen, ein neues Team aufzubauen. Dabei lernte ich sehr viel. Auf diese Ressourcen kann ich heute noch zurückgreifen», so Fischer.

Treppchen für Treppchen stieg die junge Solothurnerin die Karriereleiter hoch: 2016 wechselte sie als Mitglied des Controlling-Team von Swiss Medical Network in die Gesundheitsbranche. Ein Jahr später arbeitete sie als Leiterin Finanzen, Controlling und Dienste in der Privatklinik Villa im Park und wurde Mitglied der Geschäftsleitung. Im Gesundheitswesen fasziniere sie die Vielschichtigkeit. «Die sozialen Aspekte, die Einflüsse von Ärzten und Politikern, der Druck nach Reformen führen dazu, dass das System dauernd im Wandel ist. Das ist spannend, besonders wenn man mittendrin ist und mitwirken kann», erklärt Fischer.

Zu ihrem Tätigkeitsfeld gehört neben dem Tagesgeschäft der Kontakt mit den Ärzten, Öffentlichkeitsarbeit wie auch die Koordination rund um den Neubau. «Mein Job ist sehr vielfältig.» Manchmal müsse sie sich als «Jungspund» noch etwas beweisen, aber sie habe ein gutes Team im Rücken, das sie gut unterstütze, lacht sie. «Ich kann gut auf Leute eingehen. Eine grosse Stärke von mir ist mein Einfühlungsvermögen in jeglichen Situationen», sagt Fischer und doppelt nach: «Beim Führen suche ich gerne den Konsens mit meinem Team. Es ist mir wichtig, meine Leute und ihre Ideen miteinzubeziehen ganz nach dem Motto: Gemeinsam kommt man schneller ans Ziel.» Dies würde von den Mitarbeitenden denn auch sehr geschätzt.

Ohne Weiterbildung geht es nicht

Das aktive Mitgestalten sei ihr sehr wichtig. Doch dies bedinge eine stetige Weiterbildung, ist Fischer überzeugt. Als gutes Vorbild geht sie voran und absolviert zurzeit gerade berufsbegleitend ein CAS «Führung von öffentlichen und privaten Spitälern» an der Universität Neuenburg – notabene in Französisch. «Gerade im schnelllebigen Gesundheitssystem müssen wir immer am Ball bleiben und dürfen keine Entwicklung verpassen. Ständige Weiterbildung ist daher unabdingbar.» Nicht nur beruflich ist Jasmin Fischer eine äusserst aktive Frau, auch privat ist sie sehr engagiert, beispielsweise im TV Egerkingen. Dort turnt sie nicht nur mit, sondern betätigt sich auch als Leiterin und verrichtet Vorstandsarbeit. So richtig den Kopf auslüften könne sie am besten bei Spaziergängen im Wald rund um den Jura.

Niemals aufgeben

Was die Frauen in der KMU-Welt betrifft, so habe sie die Erfahrung gemacht, wenn Frau will, geht es. «Mein Leitspruch ist: Wenn du dir erlaubst erfolgreich zu sein, wirst du es unabhängig von Alter und Geschlecht. Bei mir funktioniert das gut», so Fischer. Gerade als Frau sei Hartnäckigkeit sehr wichtig. «Wenn es das erste Mal nicht funktioniert, dranbleiben und weitermachen», sagt Fischer. Sie hoffe, dass die klassischen Rollenbilder in unserer Gesellschaft noch mehr aufgebrochen würden. «Frauen und Männer müssen den Mut haben, den für sie passenden Weg zu gehen», sagt Fischer.

Für sie ist auch klar, dass eine Führungsrolle mit einem Teilpensum effizient wahrgenommen werden könne. Auch was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie betrifft, hat sie klare Vorstellungen: «Für mich war immer klar, dass ich meine Kinder gemeinsam mit meinem Mann aufziehen und weiterarbeiten werde.» (mG)