Spektakuläre Lichtaktion als Hilferuf einer ganzen Branche

«Wir sind die erste Branche, die betroffen war, und vermutlich die letzte, die wieder in Schwung kommen wird.» Peter Lemmenmeier, Geschäftsführer Stagelight
«Wir sind die erste Branche, die betroffen war, und vermutlich die letzte, die wieder in Schwung kommen wird.» Peter Lemmenmeier, Geschäftsführer Stagelight
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Night of Light

Am Montag, 22. Juni, zwischen 22 und 24 Uhr, werden etwa das Sälischlössli und das Stadttheater in Olten, das Böröm Oberentfelden, das Stadttheater und das Rathaus in Sursee und das KiFF und das Regierungsgebäude in Aarau beleuchtet. Den Organisatoren ist es wichtig, dass es nicht zu einem Menschenauflauf kommt. Bilder auf den sozialen Medien unter #nightoflight.ch

Die Schweiz und mit ihr der Aargau erstrahlen in Rot. Am Montag werden von 22 Uhr bis Mitternacht landesweit mehrere hundert Gebäude mit Licht angestrahlt. Im Aargau sind es über ein Dutzend, in der Region Zofingen beispielsweise die Aarburger Stadtkirche, das Gemeindeschulhaus in Zofingen und das Gebäude der avescorent AG in Oftringen. Mit einer internationalen Aktion, sie findet gleichzeitig in Deutschland, Österreich und Belgien statt, will die Eventbranche auf ihre coronabedingt schwierige Situation aufmerksam machen. Das Leiden der Veranstaltungstechnikbranche begann Wochen vor dem Lockdown und es wird noch monatelang andauern. Das Geschäft wird wohl erst im kommenden Jahr wieder richtig anlaufen. Hunderte Jobs sind in Gefahr.

Lockerung auf 1000 Personen pro Veranstaltung bringt wenig

«Mit der Lichter-Aktion wollen wir ein Zeichen setzen. Mit der Aarburger Stadtkirche beleuchten wir ein symbolträchtiges Gebäude», sagt Rolf Arnet, Inhaber Aarburger Veranstaltungsfirmen Hannibal Events und Trend Fabrik. Bewusst sei nicht eine Demonstration als Protestform gewählt worden, da dies während der momentanen Zeit eher kontraproduktiv sei. Hannibal Events organisiert in normalen Jahren unter anderem in der ganzen Schweiz Streetfood-Festivals, aber auch verschiedene Partys in der Region. Doch dieses Jahr ist alles anders. Vielleicht gibt es im September/Oktober noch eine verkürzte Streetfood-Tour, vielleicht können die im November und Dezember geplanten Partys wie die SONIC in Wolfwil trotz allem stattfinden. Vielleicht auch nicht. Geplant sei es zumindest, sagt Arnet, denn dies ist von den aktuellen Vorgaben des Bundesrates abhängig. Die gestern beschlossene Lockerung der Teilnehmerzahl an Veranstaltungen von 300 auf 1000 Personen hilft Hannibal Events nur bedingt: «An die Streetfood-Festivals kommen bis zu 50 000 Besucher, an unsere Partys mehrere Tausend.» Trotzdem muss Arnet bereits jetzt die kommenden Events aufgleisen, damit er bereit ist, wenn grosse Veranstaltungen wieder zugelassen sind.

Am Montagabend ist nicht nur die Aarburger Stadtkirche in ein rotes Licht getaucht. Ebenfalls ganz in Rot wird das Gemeindeschulhaus in Zofingen erscheinen. Dort setzt die Stagelight AG ein Zeichen. Die in Herisau ansässige Firma hat in Zofingen ein Lager und ist beispielsweise am Heitere Open Air engagiert, welches dieses Jahr ebenfalls nicht stattfinden kann. «Die Veranstaltungstechnikbranche arbeitet vor allem im Hintergrund. Trotzdem sind wir stark von den Restriktionen im Zusammenhang mit dem Coronavirus betroffen», sagt Peter Lemmenmeier, Geschäftsführer von Stagelight. Er rechnet dieses Jahr mit einem Auftragsausfall von 90 bis 95 Prozent. Viele Veranstaltungen aus dem Frühjahr seien vorerst auf August verschoben worden – und nun aufs nächste Jahr. «Wir sind die erste Branche, die von den Restriktionen betroffen war, und vermutlich die letzte, die wieder in Schwung kommen wird», sagt Lemmenmeier. Umso wichtiger sei nun die Lichter-Aktion, die mit Sicherheit für Aufmerksamkeit sorgen werde. Neben dem Gemeindeschulhaus in Zofingen beleuchtet Stagelight auch in der Ostschweiz Gebäude: Das Fussballstadion in St. Gallen, das Zeughaus in Herisau, das Museum in Appenzell. 

Peter Lemmenmeier und Rolf Arnet wollen beide nicht jammern. Glücklich mit der momentanen Situation sind aber beide nicht, denn die Veranstaltungsbranche habe seit Februar ein Arbeitsverbot. Wie lange dieses andauere, wisse niemand. «Die Politik hat uns vergessen», sagt Rolf Arnet. «Es ist nicht haltbar, dass selbstständig Erwerbende seit diesem Monat keine Unterstützung mehr erhalten», sagt Peter Lemmenmeier. Mit der Aktion Night of Light wollen sie nun zusammen mit hunderten anderen Veranstaltungstechnik-Unternehmen im deutschsprachigen Raum und in Belgien ein leises, aber ausdruckstarkes Zeichen setzen.