Breitensportler sollen Zofingens Postleitzahl knacken

Viele Menschen ärgern sich verständlicherweise, weil seit Monaten keine Breitensport-Anlässe stattfinden können. Andere versuchen, trotz aller Auflagen, Schutzkonzeptpflichten und Hindernisse etwas zu organisieren, auch, wenn es nur virtuell ist. So wie Rainer Böni. «Ausschlaggebend für mich, aktiv zu werden, war die Absage des Zofinger Stadtlaufs und des Intervall Duathlons», sagt der Thutstädter. «Breitensportanlässe wie diese fehlen mir und vielen anderen. Sie bringen Leute und Leben in die Stadt und motivieren einen, zu trainieren und sich zu bewegen. Da will ich mit meinem Projekt Abhilfe schaffen.»

Rainer Böni dachte an seine Teilnahme am Millionen-Kilometer-Schwimmen in der Badi in Olten vor zwei Jahren zurück: «Etwas in diesem Stil, aber für mehr Sportarten umsetzbar, müsste man doch auch in Zofingen hinkriegen.» Er kam auf die Idee der virtuellen Challenge «4800», angelehnt an die Postleitzahl der Thutstadt. Ziel ist, innert 48 Stunden 4800 Kilometer zu sammeln, die Menschen jeglichen Alters auf dem Rennrad, Mountainbike, den Inlineskates, laufend, wandernd, walkend oder mit anderen Sportarten zurücklegen.

Eintragen der Distanzen ist Vertrauenssache

Das Zeitfenster läuft vom 29. Mai um 0.00 Uhr bis am 31. Mai um Mitternacht. Wer mitmachen will, trägt seine absolvierten Kilometer auf einem Online-Link ein. Die Strecke ist frei wählbar statt fix definiert, «weil sonst das Problem entstehen könnte, dass sich zu viele Menschen am selben Ort begegnen». Mindestens einmal auf der gewählten Route müssen die Sportler Zofingen durchqueren, damit die Kilometer erfasst werden dürfen.

Und wer überprüft das Ganze? «Es basiert auf Vertrauensbasis, eben wie bei einem Millionenschwimmen.» Wer mag, kann nebst den Kilometern und der gewählten Disziplin seine Kontaktdaten hinterlassen und nimmt so nach der «4800-Challenge» an einer Verlosung von attraktiven Preisen teil, die noch geheim bleiben. Zudem wünscht sich Rainer Böni, dass man in den Sozialen Medien von der Teilnahme an der 4800-Challenge erzählt und Selfies oder Meldungen mit dem Hashtag #4800km4800h postet. Bleibt da nicht die Angst, dass Leute irgendwelche Kilometer erfinden, um Preise abzusahnen? «Nein», sagt Rainer Böni und lacht, «und wenn jemand 100 Kilometer Rückwärtsjoggen notiert, werde ich dann schon stutzig.»

Der Molekularbiologe führt die «4800-Challenge» auf Eigeninitiative als Privatperson durch, wie er auf seiner Homepage festhält. Die Kilometereingabe erfolgt zwar auf einem separaten Link, aber ist das Ganze auch eine Möglichkeit des Aktuars der Zofinger FDP, Klicks zu generieren und für seine politische Karriere im Gespräch zu bleiben? «Nein, es war nur der einfachste Weg, auf meiner bestehenden Seite alles zu verlinken, statt eine neue zu bauen.» Auch die Kreation einer App prüfte er, verwarf diese aber aus Kostengründen. Böni will am Ende eine Excel-Datei auswerten, um zu schauen, ob die 4800 Kilometer zusammenkamen. Als Mountainbiker, Rennvelofahrer und Läufer steuert er auch selber Kilometer bei, «am ehesten steige ich aufs Rennrad, so komme ich am schnellsten vorwärts und geniere ich die meisten Kilometer».

Wer bei der «4800-Challenge» mitmacht, kann seine Bewegungszeit übrigens doppelt «verbuchen». Seit dem 1. Mai bis Ende Juni läuft in Zofingen auch die Aktion schweiz.bewegt. Wer dort Bewegungszeit statt -kilometer verbuchen will, muss allerdings zuerst eine App herunterladen.

Mehr Informationen auf www.rainerboeni.ch oder www.schweizbewegt.ch.