
Wegen Zertifikatspflicht: Institutsleiter an der Fachhochschule hat gekündigt
Am kommenden Montag zieht die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) die Schraube an: Dann gilt nicht mehr nur für den Zutritt zu den Mensen, den Bibliotheken und Weiterbildungsveranstaltungen mit mehr als 30 Personen die Covid-19-Zertifkatspflicht, sondern für den Zugang zu allen Räumlichkeiten der FHNW. Diese Ankündigung geht einem Institutsleiter der Hochschule für Technik in Brugg-Windisch, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, allerdings zu weit.
Er hat aufgrund der Zertifikatspflicht die Kündigung per Semesterende im Januar 2022 eingereicht. Gegenüber der AZ sagt der knapp 40-Jährige am Telefon, dass er die Studierenden und Assistenten auf keinen Fall hängen lassen werde. Auch bezeichnet er sich nicht als Coronaleugner und habe noch nie an einer Demo zu diesem Thema teilgenommen. Der Professor sagt:
«Mich stört es, dass die Zertifikatspflicht von der FHNW als alternativlos dargestellt wird. Das verunsichert viele Studierende und Mitarbeitende.»
Aus seiner Sicht ist der Entscheid ethisch und moralisch fragwürdig
Die Einführung der Zertifikatspflicht sei einer öffentlichen Schule, in der etwa 30% der Studierenden und Mitarbeitenden nicht geimpft oder genesen seien, unwürdig. Der Top-down-Entscheid der FHNW ist für den Institutsleiter in ethischer und moralischer Hinsicht fragwürdig, weil er unter anderem junge Menschen an ihren Ausbildungsmöglichkeiten hindere. Eine Diskussion darüber habe nicht stattgefunden. Es müsse doch möglich sein, eine kritische Haltung einzunehmen, ohne von Unterrichtseinheiten ausgeschlossen zu werden.
Stattdessen werde an der Schule von oben immer mehr Druck aufgebaut, dass man sich impfen lasse. Das Mobil der kantonalen Kampagne, bei dem man ohne Voranmeldung vorbeigehen kann, war letzte Woche vor dem Campus-Neubau stationiert. Wie viele Leute sich an der FHNW piksen liessen, sagt der Kanton nicht, weil die Zahlen der Kampagne nicht nach Standorten publiziert werden. Zwei voneinander unabhängige Quellen berichten, dass es keine Warteschlangen gegeben habe.
Professor will nur noch für die Prüfungen vor Ort kommen
Der Institutsleiter, der gekündigt hat, wird seinen Unterricht künftig online halten und lediglich die Prüfungen vor Ort in Brugg-Windisch durchführen. Auf seine berufliche Zukunft angesprochen sagt er, dass er in die Privatwirtschaft zurückkehren werde.
Er habe schon eine Firma aufgebaut und verkauft. Zudem ist er an Start-ups beteiligt. Er habe Glück und sei noch jung, kenne aber langjährige Mitarbeiter, die sich nicht trauten, ihre Meinung zu sagen.
Mitwirkungsorganisation sieht neue Regel positiv
Grundsätzlich gebe die FHNW zu Personalfragen keine Auskunft, teilt Sprecher Dominik Lehmann auf die Anfrage der AZ mit. Nur so viel: Die Mitwirkungsorganisation der Mitarbeitenden (MOM) der FHNW stehe der Einführung der Zertifikatspflicht positiv gegenüber.
Die FHNW setzt laut Lehmann alles daran, den Studierenden und Mitarbeitenden ein möglichst geregeltes und sicheres Studium und Arbeiten zu ermöglichen. Für Studierende und Mitarbeitende biete die FHNW Tests an, die den Zutritt zu ihren Räumlichkeiten erlauben.