
Stimmberechtigte: Wiliberg schwingt obenaus, Aarburg ist das Schlusslicht
Oftringen gehört mit 14 581 Einwohnenden (per Ende Juni 2021) zu den grössten Gemeinden im Kanton und ist die grösste im Bezirk Zofingen. Von diesen Einwohnerinnen und Einwohnern durften am letzten Abstimmungssonntag aber nur 7315 Personen abstimmen sowie Gemeindeammann und Vizeammann wählen. Das sind 50,2 Prozent. Die anderen sind von der politischen Teilnahme ausgeschlossen – weil sie keinen Schweizer Pass haben oder noch nicht 18 Jahre alt sind.
Es gibt aber auch Gemeinden im Bezirk Zofingen, bei denen über 70 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner tatsächlich auch wählen dürfen. Darunter sind Bottenwil, Brittnau, Uerkheim oder Vordemwald. Wiliberg mit seinen knapp 82 Prozent ist aufgrund seiner Grösse (166 Einwohnende) statistisch immer mit etwas Vorsicht zu geniessen.
Der Anteil Stimmberechtigter an der Gesamtbevölkerung sagt aber nicht nur etwas aus über das mögliche Kandidatenfeld für politische Ämter. Er ist auch in drei aktuellen Diskussionen relevant. Erstens: Sollen Ausländerinnen und Ausländer auf kommunaler Ebene mitbestimmen dürfen? Zweitens: Soll das Stimmrechtsalter 16 eingeführt werden? Und drittens: Sollen die Sitze im Grossen Rat des Kantons Aargau künftig nicht mehr nach Bevölkerungsstärke an die Bezirke vergeben werden, sondern nach Anzahl der Stimmberechtigten?
Vorerst ändert sich im Aargau nichts
Der Aargauer Grosse Rat hat im August einen Vorstoss, der einem (für die Gemeinden fakultativen) Stimm- und Wahlrecht den Weg geebnet hätte, abgelehnt. In mehreren Kantonen, vor allem in der Westschweiz, besteht es jedoch schon länger in verschiedenen Ausprägungen. Und Städte wie Aarau haben sich explizit dafür ausgesprochen. Bislang vergeblich, zuerst bräuchte es eine Änderung auf Kantonsebene.
Stimmrechtsalter 16 ist in mehreren Kantonen wie auch auf Bundesebene ein Thema. In Glarus an der Landsgemeinde dürfen 16- und 17-Jährige schon seit 2007 abstimmen. Aus Bundesbern kommen positive Signale diesbezüglich. Uri hat im September Nein gesagt. Der Aargauer Grosse Rat hat sich im März dagegen ausgesprochen.
Die Sitzverteilung für den Grossen Rat war 2020 ein Ärgernis für den Bezirk Brugg: Der Bezirk verlor einen seiner elf Grossratssitze an den Bezirk Lenzburg, weil die Brugger Bevölkerung weniger stark gewachsen war als die Lenzburger. Ein Komitee sammelte Unterschriften für eine Volksinitiative, die erreichen sollte, dass künftig die Anzahl Stimmberechtigte und nicht mehr die reine Bevölkerungszahl als Grundlage zur Berechnung der Sitze dient. Die Initiative kam jedoch nicht zustande.
Grosse Unterschiede auch bei Stimmbeteiligung
Die Anzahl Stimmberechtigte ist das eine. Wie viele von ihnen an die Urne gehen, das andere. Hier bestehen in der Region grosse Unterschiede, was man regelmässig an Abstimmungssonntagen beobachten kann. In Oftringen äusserten sich gerade mal 39,5 Prozent zur Abstimmungsvorlage «Ehe für alle» vom 26. September – damit war die Gemeinde das Schlusslicht im Bezirk Zofingen. Noch tiefer war die Beteiligung bei der Wahl des Gemeindeammanns: 24,8 Prozent. Im Vergleich zur Beteiligung an der Gemeindeversammlung vom 1. September ist das allerdings viel. Denn damals nahmen gerade mal 1,5 Prozent oder 112 Personen an der Gmeind teil.
Ganz anders wiederum Wiliberg. Hier betrug die Stimmbeteiligung für die Wahl des Gemeinderats 60,3 Prozent und bei der Abstimmung zur «Ehe für alle» 68,4 Prozent. Damit erreichte Wiliberg die höchste Stimmbeteiligung im Bezirk Zofingen. Die zweithöchste Stimmbeteiligung konnte die Stadt Zofingen mit 60,2 Prozent vorweisen.
Bezüglich Verhältnis der ständigen Wohnbevölkerung zu den Stimmberechtigten übernimmt die Gemeinde Aarburg – wenig überraschend – die rote Laterne mit 47,2 Prozent. Angeführt wird die Tabelle wie erwähnt von Wiliberg, gefolgt von Uerkheim (75,2 Prozent) und Bottenwil (73,3 Prozent). Die Stadt Zofingen erreicht immerhin 67,4 Prozent. (jam/nro)