In Aarau beginnt für die Volleyballerinnen der Weg Richtung Spitze

Geahnt hatten es die Verantwortlichen um Timo Lippuner ja bereits. Wie gross der Leistungssprung aber tatsächlich ist, zeigte sich in aller Deutlichkeit, als erstmals neue Athletinnen begannen. «Es ist beeindruckend, wie schnell die Athletinnen des nationalen Nachwuchsvereins die Gleichaltrigen ausserhalb der Förderungsstrukturen abgehängt hatten», sagt Lippuner. Und er muss es wissen, schliesslich war er im Volleyball schon Schweizer Nationaltrainer und erfolgreich im Ausland tätig. Und seit etwas mehr als einem Jahr ist der 40-Jährige beim BTV Aarau Volleyball für die Talentförderung zuständig.

Seit Sommer 2020 werden die besten weiblichen Volleyballtalente der Schweiz in Aarau gezielt ausgebildet. Der Verein wurde vom nationalen Volleyballverband als nationaler Nachwuchsverein ausgewählt. Ziel des Projekts ist ein Karriereaufbau, der die Spielerinnen nicht nur ins Schweizer Nationalteam führen soll, sondern ermöglicht, dass die Anzahl Schweizerinnen, die als Profis leben können, zunimmt. Noch sind es wenige, die sich im Ausland behaupten. In ein paar Jahren – so die Vision von Lippuner und Co. – deutlich mehr.

Drei Spielerinnen schafften den Sprung in die NLA

«In vier Jahren verlassen die ersten Athletinnen den Verein, die den ganzen Ausbildungsweg bei uns absolviert haben», sagt Lippuner, «dann sehen wir erstmals abschliessend, wohin der Weg führt.» Fünf Jahre dauert die sportliche Ausbildung, daneben besuchen die Athletinnen das Sportgymnasium in Aarau. Die Ältesten im Projekt haben die Matur in diesem Jahr abgeschlossen. Sie waren nur ein Jahr Teil der Förderung. Und doch zeigen ihre Beispiele bereits, was beim BTV Aarau Volleyball am Entstehen ist. Drei Spielerinnen schafften den Sprung in die NLA. «Und zwar mit einem klaren Plan im Kopf, wie es weitergehen soll», sagt Lippuner.

Das heisst, die Nationalliga A soll nicht zur Sackgasse werden, sondern ein nächster Schritt sein. «Darum prüfen wir genau, was Sinn macht», sagt Lippuner, «es ist gut denkbar, dass irgendwann einige Spielerinnen direkt ins Ausland wechseln.» Die Ziele sind gross und der Glaube, sie zu erreichen, ist nach einem Jahr ungebrochen. Worin aber unterscheidet sich die neue Förderung vom bisherigen Weg? «Es wurde früher nicht weniger trainiert und auch nicht zwingend schlechter», sagt Lippuner, «der Schlüssel ist, dass im neuen System alles an einem Ort stattfindet. Dass sich die Athletinnen in einer Struktur bewegen und sich mit einem Team von Trainern und Betreuern entwickeln.»

Der Traum von einer Halle – und einem NLB-Fixplatz

So vielversprechend das Projekt angelaufen ist, gibt es auch Herausforderungen. «Das grösste Problem ist die Infrastruktur», sagt Lippuner. «Wir haben keine Halle, wo wir immer trainieren und all unser Material lagern können, wo wir einen Kraftraum haben, den wir immer nutzen dürfen. Wir sind gezwungen, zu rotieren und zu improvisieren.» Der 40-Jährige träumt von einer eigenen Halle, wo alles zentral an einem Ort ist und die Wege kurz sind.

Ein weiteres Ziel ist ein zusätzlicher Fixplatz in der NLB für den nationalen Nachwuchsverein. «Damit wir nicht vom Vereinsteam abhängig sind», sagt Lippuner. Derzeit werden die besten Spielerinnen in das NLB-Team des BTV Aarau Volleyball integriert. «Aber unser Projekt ist darauf ausgelegt, dass wir unsere besten Athletinnen irgendwann verlieren werden.» Eine Teambasis kann so allerdings nicht entstehen. Gleichzeitig ist der Vergleich mit Spielerinnen aus der NLB sehr wichtig, damit sich die Athletinnen entwickeln können. «Aber es braucht Zeit, bis sich Spielerinnen ans Niveau der Liga gewöhnt haben», sagt Lippuner.

Für die sportliche Planung und das Konzept des nationalen Nachwuchsvereins wäre der Fixplatz ideal. Doch die Widerstände sind gross. «Derzeit sind wir weit davon entfernt», sagt Lippuner. Sorgen macht er sich deswegen aber keine. «Wir finden so oder so einen Weg.» Einer, der bis an die Spitze führen soll. Davon sind alle beim BTV Aarau Volleyball überzeugt.