Beim EHC Olten geht eine Ära zu Ende

716 Spiele, 207 Tore, 289 Assists, 496 Skorerpunkte. Das sind die eindrücklichen Zahlen, die Diego Schwarzenbach in 14 Spielzeiten für den EHC Olten herausspielte. Doch nun schliesst sich das Kapitel der Oltner Identifikationsfigur in diesen Tagen definitiv. Der Ur-Oltner muss seinen langjährigen Klub verlassen. Seine Gemütslage? Die Enttäuschung ist aus ihm zu hören, auch wenn der Abschied für ihn nicht ganz unerwartet kommt und sich seit Anfang Jahr angebahnt hatte. So hätte Schwarzenbach eigentlich noch einen Vertrag über eine weitere Saison besessen, doch der Klub zog Ende Januar die beidseitige Klausel, die Zusammenarbeit per Ende Saison zu beenden.

Diego Schwarzenbach hatte nicht mehr an seinen Leistungen der vergangenen Spielzeiten anknüpfen können und damit wenig Werbung in eigener Person für einen Fortlauf seines Vertrages gemacht. Das knallharte Sportbusiness hat immer weniger Platz für Sentimentalitäten, das weiss auch er. Und dennoch war er enttäuscht: «Ich habe eigentlich das Gefühl, dass ich nach wie vor auf diesem Niveau spielen kann, ich hatte auch körperlich nie Probleme. Das macht es umso schwieriger, die Situation zu akzeptieren», sagt Diego Schwarzenbach. Die 0:2-Niederlage in Spiel 6 gegen Kloten besiegelte also Schwarzenbachs Ende beim EHC Olten, darauf vorbereiten konnte er sich wie so manch anderer Eishockeyspieler nicht. «So Abschied zu nehmen, ist eigentlich das Härteste», gibt er zu. Mit Schwarzenbachs Abgang, der als letzte verbliebene Oltner Identifikationsfigur in die Saison stieg, geht beim EHC Olten auch eine grosse Ära zu Ende. Jene Zeiten, aus welcher eigene Nachwuchsspieler wie die Aeschlimann-Brüder oder Cédric Schneuwly den Sprung in die eigene erste Mannschaft schaffen.

Als Diego Schwarzenbach das Foto aus seiner ersten EHCO-Saison 06/07 sieht, das ihn als 19-Jähriger beim Einspielen zeigt, muss er lachen. «Ja, damit verbinde ich viele positive Erinnerungen. Das war noch eine ganz andere Zeit. Eine Zeit, in der die Wenigsten Hockey gespielt haben, um viel Geld zu verdienen, da ging es nur um den Spass», hält er inne.

Meisterpokal fehlt: «Das schmerzt am meisten»

Auch zu Hause wird er oft an seine früheren Zeiten erinnert, in seinem Keller seines Wohnhauses hat der Thaler sämtliche Dress seiner Eishockeyzeit ausgestellt. Eines ragt dabei visuell heraus: Das Trikot des HC La Chaux-de-Fonds. Bereits 2018 zeichnete sich das EHCO-Ende des Ur-Oltners ab. Schwarzenbach brauchte eine Luftveränderung, wechselte zu den Neuenburgern, ehe er nach einer Saison zurückkam und drei weitere Saisons absolvierte. Doch dieses Mal scheint das Ende beim EHC Olten als Spieler definitiv zu sein. Ihm bleiben alle Begegnungen in bester Erinnerung. «Dass ich die Entwicklungen des Klubs mitprägen konnte, macht mich besonders stolz. Am Anfang hatten wir noch die Playoffs verpasst. Nun kann man sagen, dass Olten zur Spitze der Liga gehört. Nur schade, dass wir nie Meister geworden sind, das schmerzt sicher am meisten», sagt er bilanzierend.

Bereits zum Saisonstart im vergangenen Herbst hatte Schwarzenbach im Interview mit dieser Zeitung auf vergangene Zeiten zurückgeblickt, sprach über die Entwicklungen und Professionalisierung beim EHC Olten, aber auch die Wandlung des Sports generell. «Am Anfang hatten wir noch 700 Zuschauer pro Spiel und ich hatte noch 7000 Franken verdient im Jahr. Wir waren nicht annähernd Halbprofis. Man hatte 50 Prozent gearbeitet, hatte jeden Mittwoch frei und nur dienstags und samstags Spiele, damals kannte man noch keine Off-Ice-Trainings. Der Sport hat sich um 180 Grad gedreht. Auch das Drumherum: Heute haben wir Teamärzte und Physiotherapeuten. Ich erlebte noch, als wir Spieler mit einer Verletzung in der Stadt rumtelefonierten und nachfragen mussten, wer uns wohl behandeln könnte. Heute wirst du noch auf der Spielerbank versorgt.»

«Ich werde sicher nicht aufhören»

Bleibt die Frage nach seiner Zukunft: Was nun? Diego Schwarzenbach weiss es selber noch nicht genau. Nur: «Ich werde sicher nicht aufhören. Aber ich bin auch nicht mehr bereit, irgendwo weit wegzugehen», sagt er. Verhandlungen hat er mit Winterthur geführt, Interesse bekundete auch Ajoie, doch das hat sich mit dem Aufstieg der Jurassier erledigt. Am ehesten erscheint ein Transfer zum EHC Basel. Diego Schwarzenbach bestätigt Gespräche, doch klar sei noch überhaupt nichts. Fest steht bloss, dass er den EHC Olten verlässt. Auch sein Amt als Nachwuchstrainer führt er bei den Powermäusen aus zeitlichen Gründen seit Ende vergangenen Jahres nicht mehr aus, da er in Bern Vollzeit die Spitzensport-Berufsmatura absolviert. Doch längerfristig kann sich Schwarzenbach das Trainerbusiness gut vorstellen. Ob er eines Tages zum EHC Olten zurückkehren wird? Manchmal finden Sentimentalitäten im gnadenlosen Sportbusiness doch noch ihren verdienten Platz.