
Ein Derbyfest für den EHC Olten in Langenthal
Ach, wie gut tat es den gebeutelten Fan-Herzen – endlich wieder Derby-Stimmung, endlich wieder Derby, das diesem Ausdruck auch gerecht wurde: 2119 Zuschauer verfolgten die Partie Langenthal gegen Olten. Letztmals fand dieses Derby in diesem Rahmen am 26. Februar 2020 statt, also vor über eineinhalb Jahren, als sich die beiden Teams im Playoff-Viertelfinal gegenüberstanden. Kein Wunder also, dass sämtliche Spieler auf beiden Seiten nach der Partie in ihren Interviews herausstrichen, wie gut ihnen die Unterstützung und Reaktionen von den Rängen taten. Und auch EHCO-Trainer Lars Leuenberger, der erstmals ein Mittelland-Derby erleben durfte, war angetan davon: «Derbys sind immer ein Erlebnis – egal, wo man spielt. Es hat wieder Leute, es sind Emotionen drin, es ‘chlöpft und tätscht’. Es hat Spass gemacht.»
In der Defensive das Spiel gewonnen
40 Minuten lang dominierte der EHC Olten fast nach Belieben, wirbelte die Verteidigung des SC Langenthal oftmals mit allen vier Sturmlinien schwindlig, kreierte Chancen im Minutentakt, doch er schaffte es nicht, diese Überlegenheit dem Spielverlauf entsprechend in Tore umzumünzen. Und so entwickelte sich das Derby, das nach zwei Dritteln eigentlich hätte entschieden sein müssen, zu einer Zitterpartie, zu einer Geduldsprobe, die schliesslich für den EHC Olten mit einem 2:0-Sieg doch noch im Positiven endete, den Lukas Lhotak mit seinem Empty Netter 33 Sekunden vor Schluss ins Trockene brachte.
Nach der frühen Führung durch Dominic Forgets Abpraller-Tor (5.) rannte der EHC Olten immer wieder vergeblich an. Insbesondere im zweiten Drittel hätten die Powermäuse alles klar machen müssen. Die Dominanz gipfelte darin, dass Olten im Mitteldrittel gleich zwei komplette Shifts über zwei lange Minuten nur im Langenthaler Drittel verbrachte – und dennoch nicht traf. «Langenthal hat sehr gut verteidigt, aber dennoch hätten wir genug Chancen gehabt, frühzeitig das zweite oder dritte Tor zu schiessen. Wir müssten viel mehr aus unseren Chancen machen», bilanzierte Lars Leuenberger.
Trotz mangelnder Effizienz war der EHCO-Trainer zufrieden mit seinem Team. Nicht nur, weil die Oltner grundsätzlich offensiv eine unterhaltsame Partie zeigten, viel kreierten, äusserst lauffreudig auftraten und sich auch im Spiel ohne Puck aggressiv und aufsässig präsentierten, sodass sie dem SCL kaum einen anständig herausgespielten Angriff zugestanden. Doch noch viel mehr ist vor allem die Oltner Defensivarbeit herauszustreichen. Selbst die offensiv gerichtete erste Sturmlinie verhielt sich defensiv äusserst vorbildlich und lief auch mal den geforderten zusätzlichen Meter rückwärts. EHCO-Torhüter Simon Rytz: «Wir dürfen sehr zufrieden sein mit unserer Leistung, vor allem auch in der Defensive. Die Mannschaft hat den Laden dichtgehalten. Auch das gibt viel Selbstvertrauen, wenn man weiss, dass man auf die Defensive setzen kann, wenn die Scheiben vorne mal nicht reinfallen.»
Simon Rytz’ «wilde Woche» und die Suche nach der Maus
Der EHCO zeigte sich defensiv stilsicher und war auch in den wenigen heiklen Szenen präsent, was insbesondere auch Simon Rytz zu verdanken war. Der Torhüter stand nach seinem spontanen National-League-Abstecher am Dienstag zu den SCL Tigers erstmals wieder im EHCO-Tor und knüpfte an seiner starken National-League-Leistung an. Und so wurde er in den zwei Spielen für zwei verschiedene Teams jeweils als bester Spieler der Mannschaft ausgezeichnet. «Es war eine wilde Woche. Ich hatte mich sehr gefreut, durfte ich wieder mal in der National League ran, aber freute mich dann auch sehr auf das Derby», sagt Rytz.
Am Montagnachmittag erfuhr er davon, dass die SCL Tigers aufgrund drei verletzter Torhüter auf der Suche nach Ersatz sind. Rytz sagte zu, fuhr noch am Abend aus dem Seeland nach Olten, um seine Goalieausrüstung zu packen, ehe er am Dienstagmorgen im Warmup der SCL Tigers auf dem Eis stand. Auch am Spieltag selbst gabs nicht viel Erholungszeit. Nach der Partie in Davos kam er erst kurz vor vier Uhr ins Bett, «und um sieben Uhr standen auch schon die Kinder wieder auf der Matte», sagt Rytz und weiss sich bei seiner Frau zu bedanken, die ihn im Alltag entlastet habe, damit er seiner Passion nachgehen konnte.
Auch Tage später noch fuchst Simon Rytz sein Missgeschick im Tigers-Dress gegen Davos zum 0:2. Zurück in der EHCO-Garderobe habe er dazu Sprüche seiner Teamkollegen zu hören bekommen. So wurde er etwa gefragt, ob er in diesem Moment irgendwo die Oltner Maus gesucht hätte. «Ich wusste mich zu wehren», erzählt Rytz und schmunzelt.
Einen Wermutstropfen hatte der EHC Olten in einer sonst wiederum erfreulichen Woche dochh noch zu beklagen: Cédric Hüsler, der schon in der vergangenen Saison vom Verletzungspech verfolgt wurde und sich vor Weihnachten das Bein gebrochen hatte, verletzte sich am Freitag im Training am Unterkörper und wird sechs bis acht Wochen ausfallen. An seiner Stelle rutschte Jerome Portmann von der Position als 13. Stürmer in die vierte Linie und Cyril Oehen, bislang einer von vier Überzähligen, kam seinerseits als 13. Stürmer zum Zuge.